Mit der heutigen feierlichen Eröffnung des ersten stationären Hospizes in OÖ durch Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer wird eine Lücke in der Versorgung von Menschen in ihrer letzten Lebensphase geschlossen. Bereits Ende Juni werden die ersten Bewohner/innen in das St. Barbara Hospiz einziehen und hier bestmöglich betreut ihre letzte Lebensphase verbringen.
Ein Herzenswunsch jedes Menschen ist, selbst mit schwersten, unheilbaren Krankheiten die verbleibende Zeit bis zum Lebensende in Würde, im Kreise der Familie und in der Geborgenheit eines vertrauten Umfelds verbringen zu können. Oft ist das aus medizinischen oder pflegerischen Gründen im eigenen Zuhause nicht möglich. In Oberösterreich gab es bis dato für Menschen in dieser Situation keine geeigneten stationären Einrichtungen. Mit dem am 8. Juni 2016 eröffneten Sankt Barbara Hospiz wird diese Lücke nun in einem engagierten Gemeinschaftsprojekt der Krankenhausbetreiber Vinzenz Gruppe, Barmherzige Brüder und Elisabethinen sowie dem OÖ Roten Kreuz geschlossen. Diese vier Organisationen haben ihre Hospiz-Erfahrung in ein gemeinsames Konzept eingebracht. Sie sind Eigentümer der Betriebsgesellschaft und stellen die Weiterentwicklung des Hospizes sicher. Das Land Oberösterreich und die Sozialversicherungsträger haben die überwiegende Finanzierung des laufenden Betriebs zugesagt. Ergänzend wird ein Förderverein gegründet, um Spenden zur Weiterentwicklung und Ausstattungsoptimierung zu lukrieren.
Der Zugang zum St. Barbara Hospiz (Leitung: Univ.-Doz. Dr. Martin Bischof) ist grundsätzlich für alle Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher möglich. Die Plätze werden anhand definierter Kriterien situationsabhängig in enger Abstimmung zwischen den Betroffenen, ihren Angehörigen, Pflegeexperten und Ärzten vergeben.
Deutlicher Unterschied zwischen stationärem Hospiz und Palliativstation
Mit der ersten stationären Hospizeinrichtung in Oberösterreich betreten die vier Partner Neuland. Ein stationäres Hospiz ist keine Palliativstation. Letztere hat das Ziel, Patientinnen und Patienten, die aufgrund unheilbarer fortgeschrittener Erkrankungen unter starken Schmerzen oder anderen quälenden Symptomen leiden und sich in einer psychischen, sozialen oder spirituellen Notlage befinden, eine für diese Situation optimierte medizinische Behandlung und Pflege zu bieten. Wichtiges Ziel ist aber immer, die Situation der Patienten so zu verbessern, dass eine Betreuung zuhause wieder möglich wird.
Beim nun geschaffenen stationären Hospiz steht hingegen die pflegerische und psychosoziale Betreuung im Vordergrund. Dort werden unheilbar kranke Menschen bis zu ihrem Tod betreut und begleitet. „Es geht in erster Linie um die Linderung der Krankheitssymptome durch persönliche Pflege und professionelle Anwendung medizinischer Therapien, damit eine bestmögliche Lebensqualität in der verbleibenden Zeit erreicht wird“, erklärt Univ.-Doz. Dr. Martin Bischof, Geschäftsführer der St. Barbara Hospiz GmbH.
Ende Juni 2016 werden die ersten Bewohnerinnen und Bewohner in das Sankt Barbara Hospiz einziehen und hier bestmöglich betreut ihre letzte Lebensphase verbringen. Dabei steht der Mensch in seiner Ganzheit im Mittelpunkt: körperliche, psychische, soziale und spirituelle Bedürfnisse werden gleichermaßen wahrgenommen und begleitet. Wird nur eines dieser Leiden nicht berücksichtigt, verschlechtert sich das Wohlbefinden der Betroffenen oft rapide. Daher ist es von höchster Bedeutung, dass jeder Mensch individuell behandelt und in seiner Einmaligkeit verstanden wird. Das soll im persönlichen Umgang für die Betroffenen sofort spürbar sein. „Wir alle sind daher froh, in einer Kooperation von vier erfahrenen Partnern nun genau diesen zutiefst menschlichen Betreuungsansatz maßgeschneidert in einer eigenen Einrichtung verwirklichen zu können. Die Kooperation gewährleistet den Patientinnen und Patienten nicht nur einfühlsame und maßgeschneiderte Betreuung. Sie und ihre Angehörigen haben auch die Gewissheit, dass sie aufgrund der engen Kooperation mit den Palliativstationen medizinisch bestens betreut sind“, verdeutlicht Dr. Michael Heinisch, Geschäftsführer der Vinzenz Gruppe.
Erweiterung des Hospizes
Bis voraussichtlich Ende 2017 stehen während einer Übergangsphase im Krankenhaus der Elisabethinen Linz fünf speziell adaptierte Zimmer für das St. Barbara Hospiz zur Verfügung. Sie sind als Wohn- und Schlafraum eingerichtet und werden den individuellen Bedürfnissen ihrer Bewohner so weit wie möglich angepasst. „In der Zwischenzeit wird ein eigenes Gebäude für das Hospiz mit 10 Plätzen in der Linzer Harrachstraße errichtet. Zentrale Lage, hohe Lebensqualität durch einen Garten im Innenhof und die unmittelbare Nähe zum Krankenhaus der Elisabethinen bzw. zum künftigen Ordensklinikum sind ideale Standortvoraussetzungen. Rund 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Mehrzahl aus der Pflege, wird die Bewohner und deren Angehörige betreuen. Dieses Team bildet eine vom normalen Krankenhausbetrieb unabhängige Einheit und kann sich ganz den Bedürfnissen der ihnen anvertrauten Menschen widmen“, erläutert Mag. Raimund Kaplinger Geschäftsführer der Elisabeth v. Thüringen GmbH.
Ärztliche und pflegerische Herausforderungen im stationären Hospiz
Viele schwerkranke Menschen haben Angst vor Schmerzen, vor dem Ersticken und dem Alleinsein. Sensible und individuelle medikamentöse Therapie ist eine der ärztlichen Hauptaufgaben, die viel Fingerspitzengefühlt und Wissen erfordert. Auch wenn absolute Schmerzfreiheit nicht garantiert werden kann, so können Schmerzen meist gut gelindert werden. Auch das Gefühl von Atemnot und andere Begleitsymptome können durch entsprechende Medikamente gut behandelt werden. Dafür braucht es oft viele Gespräche und ein gutes Miteinander des multiprofessionellen Teams, wo neben der Pflege auch Mitarbeiter der Sozialpädagogik, der Seelsorge und der Psychologie vertreten sind. Den Menschen und seine Angehörigen in einer Atmosphäre, die Sicherheit und Geborgenheit gibt, bestmöglich zu begleiten, Lebensqualität so lange wie möglich zu erhalten und ein würdevolles Sterben zu ermöglichen, sind zentrale Anliegen des Teams.
Angehörige im Betreuungskonzept integriert
Neben den Patienten sind die betroffenen Familienangehörigen eine zentrale Zielgruppe des Hospizkonzepts. „Es ist uns wichtig, die Angehörigen von Anfang an in die Hospizbetreuung aktiv miteinzubinden. Erkrankt jemand schwer, so betrifft das immer die Familie und das soziale Umfeld. Die Angehörigen sind hier wichtige Informationsträger und Helfer. Aber auch sie haben Angst, sind unsicher und belastet. Eine Begleitung und Unterstützung in diesen Zeiten mit ihren Fragen und Zweifeln ist daher von hoher Bedeutung“, ist Mag. Peter Ausweger, Gesamtleiter der Barmherzigen Brüder Linz, überzeugt. Die Hilfe für Angehörige ist dabei weitreichend: Praktische Beratung und Unterstützung im Umgang mit der Erkrankung des Patienten werden dabei ebenso angeboten wie psychotherapeutische Betreuung und seelsorgerliche Begleitung. Gemeinsame Aussprachen am Patientenbett, Familien- und Einzelgespräche helfen etwa, belastende familiäre Konflikte und Unstimmigkeiten zu bereinigen. Das ist gerade in der letzten Lebensphase für viele Patienten und deren Familien ein besonderes Anliegen. Ein wichtiges Element bildet auch begleitete Trauerarbeit, welche in verschiedenen Formen angeboten wird
Freiwillige übernehmen eine wichtige Rolle
Freiwillige ergänzen das professionelle Betreuungsangebot des stationären Hospizes und sind wichtige Partner der beruflichen Hospizmitarbeiter. Auch hier greifen die Projektpartner auf eigene Erfahrungen zurück. Dr. Walter Aichinger, Präsident des Roten Kreuzes OÖ erläutert die Einbindung: „Freiwillige sind Brückenbauer zu Vertrautem und nehmen durch ihr ehrenamtliches Engagement eine ganz eigene Rolle im Hospizteam ein. Sie besuchen etwa die Patientinnen und Patienten regelmäßig, bringen bei diesen Kontakten ein Stück Alltagsnormalität mit, werden vielfach durch individuell verbindende Beziehungen zu Vertrauten. Sie helfen oft auch aktiv bei der Umsetzung von letzten Wünschen der Hospizbewohner, schenken Zeit zum Zuhören oder für einen gemeinsamen Gedankenaustausch. Den betreuten Menschen wird dadurch zusätzliche Lebensqualität geschenkt und eine Erweiterung ihrer Autonomie vermittelt.“ Gemeinschaftsaktivitäten vertiefen den Teamgeist zwischen ehrenamtlichen und beruflichen Mitarbeitern. Ein monatliches Supervisionsangebot bietet den freiwilligen Helferinnen und Helfern die Möglichkeit einer Selbstreflexion und ermöglicht Fallbesprechungen.
Dr. Walter Aichinger (Präsident Rotes Kreuz OÖ), Mag. Peter Ausweger (Barmherzige Brüder Linz), Univ.-Doz. Dr. Martin Bischof (Leitung St. Barbara Hospiz GmbH), Dr. Michael Heinisch (Vinzenz Gruppe), Mag. Raimund Kaplinger (Elisabeth v. Thüringen GmbH)
Fotos: © KH Elisabethinen Linz