Pflege-Bachelors: Wo und wie einsetzen und (höher) entlohnen..?

Demnächst beabsichtigt der Verband der Pflegedirektor/innen der Universitätskliniken und Medizinischen Hochschulen Deutschlands (VPU) – 34 Pflegedirektor/innen im VPU repräsentieren etwa 60.000 Pflegemitarbeiter/innen – einen Leitfaden zur „Implementierung von Pflegefachpersonen mit Bachelorabschluss im Krankenhaus“ vorzulegen. Die Fachwelt im gesamten deutschsprachigen D-A-CH Raum wartet gespannt darauf, ob diese „Quadratur des Kreises“ gelingen kann…

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Die meisten potenziellen Arbeitgeber – etwa auch in Österreich und der Schweiz – sind nicht wirklich auf (halb-)akademisch ausgebildete Pflege-Bachelors (mit Berufsberechtigung bzw. Diplom) vorbereitet. Sie können diese Absolvent/innen derzeit noch nicht langfristig in die bestehenden Teams und Strukturen integrieren und damit nicht an das Unternehmen binden. Zwar hat sich die professionelle Pflege in allen drei Staaten seit vielen Jahren für die Akademisierung der Pflege stark gemacht – doch müssen jetzt die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass die Absolvent/innen in die vorhandenen Strukturen eingliedert werden können. Der angekündigte Leitfaden soll laut VPU als „Lotse“ dienen und anhand von zahlreichen Best-Practice-Beispielen Wege und Möglichkeiten aufzeigen.

 

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Kommentar

Die essenziellen Fragestellungen des „Leitfadens“ kommen reichlich spät und hätten wohl besser an den Beginn der Diskussion um die Akademisierung der Pflege gestellt werden müssen: Wozu werden überhaupt Bachelor-AbsolventInnen produziert? Werden diese denn vom Krankenhaus-Markt erwünscht bzw. erwartet? Und wenn ja – mit welchem Einsatzgebiet und zu welchem Einstiegsgehalt? Derzeit jedenfalls scheint kaum jemand auf die Pflege-Bachelors vorbereitet zu sein.

 

Eine Kernfrage ist: Werden Pflege-Bachelors ihre erworbenen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten – im Sinne einer evidenzbasierten Pflegepraxis (EBN) – weiterhin gemeinsam mit den hunderttausenden herkömmlich examinierten (diplomierten) Pflegefachkräften am Krankenbett einbringen? Und wenn ja – ist dann überhaupt eine unterschiedliche Entlohnung gerechtfertigt bzw. durchsetzbar? Sollte nämlich eine junge Bachelor-Absolventin spürbar besser eingestuft und bezahlt werden als eine examinierte Pflegefachperson mit fünf bis zehn Vollzeit-Dienstjahren – dann ist Feuer auf dem Dach. Denn das zusätzlich erworbene Wissen der Pflege-Bachelors um „wissenschaftliches Arbeiten“ kann a) niemals die Praxis und Verantwortung am Krankenbett wettmachen (wohl aber gemeinsam im EBN-Sinne verbessern !) und b) daher auch keine unterschiedliche Bezahlung rechtfertigen !

 

Abgesehen von einer erhofften Verbessung der Pflegepraxis und damit erhöhten Patientensicherheit durch EBN-geleitetes Arbeiten direkt am Krankenbett, dient daher m.E. die Teil-Akademisierung des Pflegeberufs auf einem Bachelor-Level „für alle“ – insbesondere dazu, einem (kleinen) Teil das Weiterstudieren zum Master-Abschluss zu eröffnen und damit einen „vollakademischen Überbau“ (vermutlich nicht mehr als 0,5 bis ein Prozent) für die gesamte Berufsgruppe zu schaffen. Beides – EBN-Praxis am Bett und forschender bzw. lehrender Überbau – sind gut und sehr wichtig. Für den Alltag im Krankenhaus aber werden sie eher eine untergeordnete Rolle spielen.

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