Das diesjährige 9. Symposium „ausSICHTEN“ der NÖ Heime am 19. Oktober widmete sich dem erheblichen Faktor „Zeit“ in unserer Arbeit. Die zunehmende Beschleunigung steht in krassem Widerspruch zum retrospektiven Lebensansatz unserer alten Bewohner*innen, die sich Ruhe, Zeit und intensive Zuwendung wünschen.
ARGE-Obmann Dir. Stockinger in seiner Begrüßungsrede: „Die völlig unterschiedlichen Geschwindigkeiten stellen uns gerade in der Altenpflege vor große Herausforderungen, weil wir einerseits zwangsweise Teil des schnelllebigen gesellschaftlichen Systems sind, andererseits aber genau die Bedürfnisse unserer BewohnerInnen nach Zufriedenheit im Alltag erfüllen sollten.“
„Zeitwahrnehmung bedeutet für die Bewohner*innen unserer Pflegeeinrichtungen etwas völlig anderes als für die in den Heimen Beschäftigten. Für die einen bedeutet Zeit Freizeit, den Lebensabend zu erfahren und auf zahlreiche Erinnerungen zurückzublicken. Für die anderen bedeutet Zeit die tägliche Abfolge routinierter Tätigkeiten, Organisation und Management. Um dies zu verbinden ist oft Menschenkenntnis und Rücksichtnahme gefordert.“ so Soziallandesrätin Mag.a Barbara Schwarz in Ihrer Eröffnungsrede.
Allen zu Wort Kommenden gemein war der Appell an interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Um den 300 TeilnehmerInnen des Symposiums eine passende Einführung in den Tag zu geben liest Moderator Martin Lammerhuber Gedichte aus seinen Werken. Im Eröffnungsreferat formulierte der Philosoph und Mitbegründer des Vereins zur Verzögerung der Zeit em.o. Univ.Prof. Dr. Peter Heintel zu seinem Thema „Zeit und Alter“ in einem Satz: „Pflegen heißt auch warten können, begleiten.“
Anschließend brachte Univ.Prof.in Dr.in med. Regina Roller-Wirnsberger in ihren Vortrag „Was uns im Alter langsamer macht“ die medizinischen Grundlagen zum Altern näher, definierte Frailty (Langsamkeit im Alter) auch an Hand von Zahlen und Fakten und zeigte den TeilnehmerInnen verschiedene Präventionsziele im Alter auf.
Nach der Mittagspause erzählte Wolfgang Fifi Pissecker, eben erst 50 geworden, humoresk, tiefgründig, aber vor allem sehr persönlich über „seine Zeit“. Dabei erfuhren die SymposiumsteilnehmerInnen Geschichten aus seiner Kindheit, seiner Wanderung auf dem Jakobsweg und wie er seine Mutter, welche 2 Jahre lang ein Pflegefall war, betreute und diese Zeit wahrnahm. Geschichten, wo sich vielleicht viele wieder erkannten, Vertrautes erfuhren und möglicherweise von „seiner Zeit“ etwas in „Ihre Zeit“ übernehmen konnten.
Petra Fercher, Validationstrainerin, wies uns in Ihrem Vortrag „Zeit-verwirrt“ darauf hin, dass wir in der Altenpflege auch dringend unterscheiden müssen, wann Zeit für wen wichtig ist.
Am Ende des Tages interviewte Moderator Martin Lammerhuber den Sänger und Entertainer Hans Kreuzmayr alias Waterloo. Wie kann er im Trubel der Zeit Mensch sein und bleiben und trotzdem authentisch bleiben? In dem Interview versuchte Waterloo den TeilnehmerInnen des Symposiums Perspektiven mitzugeben, wie sich das Leben in der täglichen Hektik doch ein wenig lebenswerter gestalten lässt. Zuletzt gab Waterloo noch einige seiner bekanntestens Songs zum Besten.
Fotos und Vortragsunterlagen der ReferentInnen finden Sie hier.