Inklusion ohne Institution – Wohnen im Sozialraum für Menschen mit komplexem Unterstützungsbedarf (Behinderung, Alter) ?
Erwachsenen Menschen mit Behinderungen ist selbstbestimmtes, inklusives Wohnen in ihrer eigenen Wohnung noch immer weitestgehend verwehrt. Sie können nicht selbst bestimmen wo sie wohnen und wer sie unterstützt bzw. betreut. Manche verbleiben lebenslang bei ihren Familien, einige wenige leben in „normalisierten“ Wohngemeinschaften, viele Betroffene leben „fehlplatziert“ in Großeinrichtungen und Pflegeheimen.
Vor allem Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf wird inklusives Leben konsequent abgesprochen. Die UN Konvention trifft dazu klare Aussagen: der Abbau von Sonderinstitutionen muss erfolgen. Dies ist eine Frage der Menschenrechte. Österreich muss also deutlich größere Anstrengungen für die De-Institutionalisierung unternehmen und es Menschen mit Behinderungen ermöglichen zu wählen, wo und wie sie leben wollen.
Die IVS Wien präsentiert auf dieser Tagung interessante neue Ansätze und alternative Wohnprojekte für Menschen mit komplexen Unterstützungsbedarf. Diese Tagung soll neben der Wissensvermittlung und dem Erfahrungsaustausch eine Einladung zum visionären Denken „out of the box“ sein. Wir beschäftigen uns mit folgenden Fragen:
Wie können Meschen, die intellektuell, psychisch und körperlich behindert sind und hohen Unterstützungsbedarf haben in inklusiven Wohnsettings begleitet werden? Gibt es international gesehen wegweisende Alternativen? Gibt es auch in Österreich innovative Ansätze? Gibt es ein Leben ohne Institution? Ist das persönliche Budget die alleinige Lösung? Müssen sich Kostenträger und Dienstleistungsunternehmen in ihrem Selbstverständnis radikal wandeln?
Folgenden Fragen stehen im Fokus der Tagung
- Wie können Menschen die intellektuell, psychisch und physisch behindert sind und hohen Unterstützungsbedarf haben in inklusiven Wohnsettings begleitet werden?
- Gibt es international gesehen wegweisende Alternativen?
- Gibt es auch in Österreich innovative Ansätze?
- Gibt es ein Leben ohne Institution?
- Ist das persönliche Budget die alleinige Lösung?
- Müssen sich Institutionen und Kostenträger in ihrem Selbstverständnis radikal wandeln?
Programm
Donnerstag, 2. März 2017
09:00 Begrüßung
Einleitende Worte / Organisatorisches
09:20-10:20 Vortrag (Englisch mit Übersetzung)
Hanns Meissner/The Arc/USA
Die Verlagerung von Programmangeboten zur individualisierten Unterstützung erfordert eine Neuausrichtung der Beziehungen zwischen Regierung, Anbietern, Familien, Personen mit Behinderungen und verschiedenen Gemeinschaftseinrichtungen. Im Vortrag und workshop am Nachmittag werden die kontextuellen und praktischen Aspekte untersucht, die im Gegensatz zu einem delegierten Dienstleistungskonzept zu ko-geschaffenen Unterstützungen führen. Persönliche und organisatorische kreative Unterstützungsvereinbarungen für das Leben im Sozialraum werden erarbeitet und gemeinsam mit interessierten Personen aus der Nachbarschaft bzw. anderen Dienstleistern umgesetzt.
10:20-10:50 Pause
10:50-11:50 Vortrag
Janet Genewein/ifs Fundament/Vorarlberg, Österreich
Das ifs Fundament sucht und findet für jeden Menschen eine individuelle, regionale Lösung und hilft bei der Suche nach der passenden Wohnung. Es gilt dabei herauszufinden, wie man wohnen möchte, sowie zu lernen, alleine zu leben und doch nicht alleingelassen zu sein.
Wir ermutigen und befähigen KlientInnen, ihre Zukunft selbstbestimmt zu gestalten, und begleiten sie bei Übergängen. Zudem werden die Betroffenen im Knüpfen von sozialen Kontakten und in der Vernetzung im sozialen Nahraum unterstützt.
11:50-12:50 Vortrag (Englisch mit Übersetzung)
Gaby Coolen/Pameijer/Niederlande
„Holen Sie sich ein Leben nicht einen Dienst“ beschreibt die Stärkung der Einzelpersonen im Finden community-basierter Lösungen, anstelle klassischer Dienstleistungen. Im Vortrag und workshop wird beschrieben, wie wir den BewohnerInnen dabei helfen, weniger auf traditionelle Dienstleistungen angewiesen zu sein, wie wir sie bei der Suche nach Community-basierten Lösungen unterstützen und wie die NutzerInnen wiederum andere mit ihren Fähigkeiten und Talente unterstützen können. Daraus entwickelten wir eine neue Methode namens Nachbarschaftkreis.
12:50-14:00 Mittagspause
Nachmittag: Workshops 2 x je eine Stunde. – jede/r ReferentIn bietet seinen/ihren Workshop 2 mal an, damit die TeilnehmerInnen wechseln können
14:00-15:00 Workshop 1,2,3 parallel
15:00-15:20 Kaffeepause
15:20-16:20 Workshop 1,2,3 parallel (Wiederholung)
16:20-17:00 Diskussion
Plenum mit Feedback von VertreterInnen unterschiedlicher Interessensgruppen
Freitag, 3. März 2017
09:00 Begrüßung
Einleitende Worte / Organisatorisches
09:20-10:20 Vortrag
Wendt-Köhler & Terheggen/AWO Schleswig-Holstein & Kreis NF/Deutschland
Nach zehnjähriger Erfahrung im Bereich der Jugendhilfe und der Eingliederungshilfe Kinder, startete der Kreis Nordfriesland 2013 ein ebenfalls budgetgesteuertes und sozialraumorientiertes Modellprojekt für die Eingliederungshilfe Erwachsene. Für die Arbeiterwohlfahrt als Leistungserbringer war dies das Signal, ihre bisherigen Angebote (Wohnheim mit 27 Plätzen; Beschäftigungsangebot mit 24 Plätzen und das Ambulant betreute Wohnen) komplett neu zu strukturieren. Nach nunmehr gut drei Jahren gibt es statt der bisher weithin üblichen Versäulung in „vollstationär“; „teilstationär“ und „ambulant“ ein einziges, vorrangig am Willen und den Zielen sowie am persönlichen Assistenzbedarf des Einzelnen ausgerichtetes Leistungsangebot, die Komplexleistung24.
10:20-10:50 Pause
10:50-11:50 Vortrag (Englisch mit Übersetzung)
Cecilia Blanck/JAG/Schweden
Das JAG Modell erfreut sich immer grösserer Beliebtheit. JAG-Mitglieder und ihre Familien erleben eine wachsende Unabhängigkeit. Die meisten Mitglieder der JAG waren vollständig abhängig von der starken Unterstützung ihrer Familien während ihres gesamten Lebens. Bei der Organisation der persönlichen Betreuung waren es vor allem Eltern, Schwestern und Brüder, Ehegatten usw., die als persönliche AssistentInnen tätig waren. Schritt für Schritt nehmen die Mitglieder und ihre Familien AssistentInnen an, die nicht mit der Familie verwandt sind oder zuvor mit ihnen vertraut sind, um Hilfe zu leisten und so die familiären Beziehungen allmählich zu verbessern.
11:50-12:50 Präsentation
Mitgliedsorganisationen der IVS Wien stellen innovative Projekte vor
12:50-14:00 Mittagspause
Nachmittag: Workshops 2 x je eine Stunde. – jede/r ReferentIn bietet seinen/ihren Workshop 2 mal an, damit die TeilnehmerInnen wechseln können
14:00-15:00 Workshop 1,2,3 parallel
15:00-15:20 Kaffeepause
15:20-16:20 Workshop 1,2,3 parallel (Wiederholung)
16:20-17:00 Diskussion
Plenum mit Feedback von VertreterInnen unterschiedlicher Interessensgruppen