In Pflegeheimen muss jeder zweite Mitarbeiter eine ausgebildete Fachkraft sein. Doch das gibt der Arbeitsmarkt derzeit schon nicht mehr her. Heimbetreiber in Rheinland-Pfalz sprechen sich für eine flexiblere Fachkraftquote aus – das Sozialministerium lehnt dies klar ab. Auch Bayerns Pflegeheime stehen wegen des leergefegten Arbeitsmarktes in manchen Regionen bereits mit dem Rücken an der Wand…
Angesichts des Personalmangels in Pflegeberufen und des praktisch leergefegten Arbeitsmarktes plädieren die Heimbetreiber für eine Lockerung Mindest-Fachkraftquote. Die rechtlichen Vorgaben sollten flexibler gestaltet werden, sodass Heime die Fachkraftquote kurzzeitig unterschreiten dürfen, forderte der Geschäftsführer der Pflegegesellschaft Rheinland-Pfalz, Sebastian Rutten, am 20. Februar in Mainz. Diese Quote können manche Heime aber wegen Personalmangels nicht erreichen. Aufgrund dessen sollten Fachkräfte in Pflegeeinrichtungen Arbeiten an geringer qualifiziertes Personal delegieren dürfen.
Das Sozialministerium RLP wies die Forderung der Pflegegesellschaft als faktische Absenkung der Fachkraftquote zurück. Dies gefährde die Pflege- und Betreuungsqualität. Eine Flexibilisierung der Quote wäre eine „Hintertür, um Fachkräfte in der Pflege und Betreuung durch Hilfskräfte zu ersetzen“, teilte das Ministerium mit. Besonders für Aufregung gesorgt hatte die Regelung, dass die Einrichtungen in Rheinland-Pfalz die Fachkraftquote selbst überprüfen und sich jeweils selbst einen Aufnahmestopp auferlegen sollten, wenn sie diese mit den Pflegekassen finanziell verrechnete Quote nicht einhalten können.
Kommentar:
Der Zenit ist erreicht, mancherorts sogar schon überschritten. Mehr Pflegefachpersonal wird es künftig einfach nicht mehr geben. Dieser Mangel erklärt sich zum Teil durch die schwächeren Geburtenjahrgänge, zu einem größeren Teil aber auch aus der sich verschärfenden Konkurrenz mit der Wirtschaft, die in vielen Sektoren händeringend um qualifizierte Fachkräfte kämpft – und in diesem Kampf um die besten Köpfe („war for talents“) oft die besseren Karten hat.
Unter dem zunehmenden Druck des Fachkräftemangels werden wohl die Quoten in den nächsten Jahren sinken bzw. die entstandenen Lücken durch Assistenzkräfte aufgefüllt werden müssen. Das muss jedoch keinesfalls einen Verlust an Pflege- und Betreuungsqualität für unsere HeimbewohnerInnen bedeuten – wenn sich das Pflegefachpersonal auf seine Kernkompetenzen im Pflegeprozess besinnt und zahlreiche berufsfremde Tätigkeiten an Hilfskräfte (Support, Transport, Alltagsbetreuung,…) weitergibt. Und zudem bestimmte pflegerische Aufgaben an das hierfür ausgebildete Assistenzpersonal (unter Dienstaufsicht) konkret delegiert.
Erich M. Hofer