Umgang mit Demenzkranken – weniger ist oft mehr: Experte plädiert für „therapeutisches Gammeln“

In den Neunzehnachtzigerjahren hat der österreichische Altenpflegepionier und Provokateur Prof. Erwin Böhm (Bild unten) den Mitarbeitern der stationären Altenpflege vorgeworfen, sie würden täglich „gut gepflegte Rehabilitationsleichen“ produzieren. Gemeint war hiermit, dass wir in der Altenpflege mehr Zeit und Mühe auf das Reinigen des Körpers verwenden als auf die Sorge um das psychosoziale und seelische Wohlbefinden von Menschen mit Demenz. Zu fragen bleibt, ob sich in den letzten 30 Jahren etwas an dieser herkömmlichen „Warm-Satt-Sauber-Pflege“ (Böhm), sowie an dem übertriebenen Aktionismus der Pflegenden im Umgang mit Demenzkranken geändert hat. Und falls ja: was?

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Lasst die Menschen doch einfach mal in Ruhe, statt sie ständig zu aktivieren oder zu bespielen! Stephan Kostrzewa, Leiter des Instituts für palliative und gerontopsychiatrische Interventionen in Mülheim/Ruhr, plädiert in der August-Ausgabe 08/2017 der Fachzeitschrift Altenpflege für eine Entpädagogisierung der Arbeit mit demenzkranken Menschen: Diese sei in den letzten Jahrzehnten vielfältiger und bunter geworden, schreibt Kostrzewa – dafür die Palette an Therapien und Trainings zwischen Gedächtnistraining, Validation und Milieutherapie aber auch unüberschaubarer. Statt eine Methode nach der anderen anzuwenden, sollten die Pflege- und Betreuungsmitarbeiter mit Demenzbetroffenen „gemeinsam in den Tag gammeln und eben nicht die täglichen Pflege-Exzesse ausführen“, fordert Kostrzewa. Solch „gezieltes Nichstun“, schlägt er vor, sollte in allen Einrichtungen in den therapeutischen Bauchladen aufgenommen werden.

Altenpflege 082017

Wie solch „therapeutisches Gammeln“ konkret aussehen könnte und was dies mit Tom Kitwoods personzentriertem Ansatz zu tun hat, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Altenpflege.

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