Altenpflege in Deutschland: Verweildauer im Beruf weitaus höher als kolportiert

Dass AltenpflegerInnen nur eine kurze Verweildauer im Beruf aufweisen, ist ein hartnäckig verbreiteter Mythos. Tatsächlich üben sie ihren verantwortungsvollen Beruf durchschnittlich nahezu 20 Jahre lang aus, so die deutsche Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage.

daumen-hoch-daumen-runterDie Antwort der Bundesregierung auf die kleine Anfrage der Bundestagsfraktion Die Linke zu den Arbeitsbedingungen in der Altenpflege räumt deutlich mit einer falschen Zahl auf, die noch immer das öffentliche Bild prägt. So kommt die Bundesregierung bei der Frage nach der Verweildauer in den Berufen der Altenpflege auf einen durchschnittlichen Wert von über 19 Jahren und schreibt wörtlich: „Die Ergebnisse der Strukturanalyse widerlegen deutlich die Vorstellung, dass viele Altenpflegefachkräfte schon nach kurzer Zeit ihren Beruf verlassen würden.“

Auch bei der Frage nach dem Verhältnis von Teilzeit zu Vollzeit zeichnet die Antwort der Bundesregierung ein differenzierteres Bild als bisher. So arbeiten nach Angaben der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit aus dem Dezember 2016 44,6 Prozent der Beschäftigten in der Altenpflege in Vollzeit und 55,4 Prozent in Teilzeit. Bei den Fachkräften arbeiten sogar mehr (53,8 Prozent) in Vollzeit als in Teilzeit (46,2 Prozent). Die Vollzeit-Werte sind deutlich höher als in der Pflegestatistik dargestellt.

Gleichzeitig kommt eine Erhebung des Statistischen Bundesamtes zu den Arbeitszeitwünschen 2016 zu der Erkenntnis, dass der Wunsch, die Arbeitszeit zu erhöhen, in der Altenpflege niedriger liegt als im Durchschnitt aller Berufe. 48.000 Frauen und 8.000 Männer wünschen sich eine Ausweitung ihrer Arbeitszeit. Das sind 10 Prozent aller Erwerbstätigen in der Altenpflege. Über alle Berufe liegt der Prozentsatz bei 11 Prozent. Beim Verhältnis von Teilzeit zu Vollzeit in der Altenpflege zu anderen Berufsgruppen ist das ein zumindest bemerkenswertes Ergebnis.

Altenpfleger haben in Deutschland im Jahr 2016 mehr als 9,5 Millionen Überstunden geleistet – mehr als ein Drittel davon unbezahlt, berichtete die Bundesregierung weiter. Insgesamt wurden etwa 900 Millionen Gesamtstunden in der Pflege geleistet. Damit liegt der Anteil der Überstunden bei mehr als zehn Prozent. „Viele Einrichtungen der Altenpflege vergeben auch heute nur Teilzeitstellen“, sagte die Pflegeexpertin der Linken, Pia Zimmermann. „Im Jahr 2015 hatten in der stationären Pflege nur knapp 29 Prozent der Pflegekräfte eine Vollbeschäftigung.

 

Die detaillierte Übersicht der Bundesregierung:

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