Untersuchungen zufolge leiden viele Bewohner von Senioreneinrichtungen an Schmerzen, ohne dass diese erkannt oder adäquat behandelt werden. „Es erfordert viel Erfahrung, Fachwissen und interdisziplinäre Zusammenarbeit, um auch Bewohnerinnen und Bewohner, die nur noch eingeschränkt Schmerz äußern können, eine bestmögliche Versorgung zu sichern, ohne ein Übermaß an Medikation“, so Ass.-Prof. Dr. rer. medic Irmela Gnass, Koordinatorin eines Projekts „Schmerzfreies Altenheim“, das in 20 bayerischen Pflegeheimen der KORIAN-Gruppe derzeit durchgeführt wird.
Die teilnehmenden Einrichtungen liegen bayernweit verteilt von Altötting bis Dettelbach, von Pfronten bis Mainaschaff. Das Projekt wird von der Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg (PMU) durchgeführt und ist auch als wissenschaftliche Studie unter dem Titel ‚PIASMA‘ angelegt. Im Projektverlauf erhalten die Einrichtungen das Zertifikat „Qualifiziertes Schmerzmanagement in der stationären Altenhilfe“.
Sechs der Einrichtungen werden sich bereits im März um die Zertifizierung bewerben können. Die Pflegekräfte in den Einrichtungen haben in diesem Pilotprojekt den Zugang zu einer Online-Schulung erhalten, um sie für das Thema Schmerz und Demenz zu sensibilisieren. Zudem werden einzelne Mitarbeiter zur Pain Nurse und zur Pain Care Assistenz ausgebildet. Diese lernen, schmerzauslösende Situationen bei Bewohnern zu erkennen, richtig einzuschätzen und entsprechend zu handeln.
In den Einrichtungen wurden Arbeitsgruppen ins Leben gerufen, die in enger Zusammenarbeit mit Bewohnern, Ärzten, Angehörigen und Pain Nurse individuelle Fallbesprechungen durchführen. Dadurch können schmerz-auslösende Faktoren erkannt und entsprechend entgegengewirkt werden. Hierbei werden auch nichtmedikamentöse Möglichkeiten herangezogen. Auch überregional wurden speziell für das Forschungsprojekt Qualitätszirkeln eingerichtet, in denen sich die projektverantwortlichen Mitarbeiter der Studie regelmäßig trafen, um sich über ihre Erfahrungen, sowie den aktuellen Stand der Umsetzung auszutauschen.
„Es ist sehr wertvoll für uns, dass die KORIAN-Gruppe für dieses Projekt so offen ist“, so Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Osterbrink (Bild re.), Vorstand des Instituts für Pflegewissenschaft und -praxis an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, der die Studie ins Leben gerufen hat. Es sei für das junge Fach der Pflegewissenschaft sehr wichtig, mit evidenzbasierten Methoden eindeutige Nachweise zu erzielen, wie die Lebensqualität und die Versorgung von Bewohnerinnen und Bewohnern der stationären Altenhilfe verbessert werden kann. „Wir sind sehr überzeugt, dass ein systematisches und auf dem in unserer Studie erworbenen Expertenwissen basierendes pflegerisches Handeln vielen pflegebedürften Menschen das Leben erleichtern und ihr Wohlbefinden nachhaltig verbessern kann.
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