Erstmals wurde am 17. April 2018 der internationale „LAZARUS Ehrenpreis für das Lebenswerk in der Pflege“ nicht an eine verdienstvolle Berufspersönlichkeit aus Pflege, Medizin oder Sozialarbeit, sondern an eine pflegende Angehörige verliehen: Frau Maria Menitz (57) aus dem Burgenland (Bildmitte) betreut seit mehr als drei Jahrzehnten ihren schwerstbehinderten Sohn sowie ihren schwer demenzkranken Vater (98), unterstützt von Pflegefachkräften und einer Demenzexpertin (im Bild re.) der Volkshilfe Burgenland.
Überreicht wurde die renommierte Auszeichnung durch den Gründer und Schriftleiter der LAZARUS Pflegezeitschrift und des gleichnamigen Webportals LAZARUS PflegeNetzWerk, Erich M. Hofer (im Bild 2.v.l.) im Rahmen der Jahreskonferenz 2018 der „Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger “ am vergangenen Dienstag in Wien. Präsidentin LAbg. Birgit Meinhard-Schiebel (im Bild li.) gratulierte ebenso herzlich wie die Laudatorin Mag. Isabella Ertlschweiger (Volkshilfe Burgenland, im Bild re.) und das gesamte Auditorium, das seinen Respekt durch „standing ovations“ zum Ausdruck brachte.
Maria Menitz zeigte sich tief berührt und dankte allen professionellen WegbegleiterInnen für die Ermutigung sowie kompetente Beratung und Unterstützung in den vielen Jahren: „Mit meinem Beispiel möchte ich den pflegenden Angehörigen Mut machen, diese große Herausforderung und kompetente Hilfe von außen anzunehmen“, so Maria Menitz, die mit dieser Ehrung auch in die „Ehrenhalle der Pflege“ aufgenommen wird.
Mit der erstmaligen Verleihung des Ehrenpreises an eine pflegende Angehörige wollten die Mitglieder der internationalen Ehren-Jury – darunter Sr. Liliane Juchli (Schweiz), Prof. Dr.Dr. Klaus Dörner (Deutschland), Naomi Feil (USA), und Prof. Erwin Böhm (Österreich) – bewusst ein Zeichen an die professionelle Pflege setzen: Da eine begrenzte Anzahl von Pflegefachkräften einer stark wachsenden mehrfachen Überzahl von pflegebedürftigen Menschen gegenübersteht, wird der zukünftige Schwerpunkt der Berufspflege darin bestehen müssen, Millionen von pflegenden Angehörigen zu beraten und bei der Ausübung der häuslichen Pflege anzuleiten und zu begleiten.
IG Pflege fordert von der Politik ein Ende der Verunsicherung
Rund 80% der pflegebedürftigen Menschen in Österreich werden zuhause betreut. Meist von Familienmitgliedern oder Freunden, die damit das öffentliche Gesundheitssystem erheblich entlasten. Trotzdem gibt es kaum Anerkennung für diese körperlich wie emotional belastende Arbeit, so die Kritik der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger, die mehr Unterstützung von der Bundesregierung fordert.
„Pflegende Angehörige sind von der Diskussion um die 24-Stunden-Betreuung und die Abschaffung des Pflegeregresses besonders betroffen. Wir fordern von der Politik die rasche Schaffung klarer Verhältnisse und keine weiteren Verunsicherungen“, sagt die Präsidentin der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger, Birgit Meinhard-Schiebel. „Nur ein zuverlässiges und leistbares Angebot der Unterstützung macht die private Pflege möglich, ohne Angehörige und betroffene pflegebedürftige Menschen noch mehr zu belasten.“
Haupthema: 10 Jahre 24-h-Pflege in Österreich
Die 24-Stunden-Betreuung stand auch im Fokus der Jahreskonferenz pflegender Angehöriger. Diese im Jahr 2007 auf eine gesetzliche Grundlage (Hausbetreuungsgesetz) gestellte Betreuungsform wird immer wichtiger, da sie es vielen Menschen ermöglicht, weiterhin zu Hause gepflegt zu werden. Experten aus der Praxis, der Wirtschaftskammer und dem Sozialministerium diskutierten, wie die Qualitätssicherung und Leistbarkeit der 24-Stunden-Betreuung hergestellt und Betroffene besser mit Hilfs- und Unterstützungsangeboten erreicht werden können. Dabei wurde deutlich, dass es in diesem Bereich noch so manches „Mienenfeld“ und viele offene Fragen gibt. Abschließend berichteten auch eine pflegende Partnerin und ein pflegender Sohn über ihre sehr persönlichen Erfahrungen.
(Fotos: LAZARUS PflegeNetzWerk / Dominik M. Hofer)