„Gute Pflege ist für die zuwendungsorientierte Versorgung kranker Menschen ein zentrales Element und von großer Bedeutung für einen positiven Heilungsprozess“, sagt die Sprecherin der kkvd-Geschäftsführung, Bernadette Rümmelin. Entscheidend für die Zukunft werde es sein, ausreichend Stellen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen mit gut ausgebildeten und motivierten Fachkräften besetzen zu können. „Verbindliche Personaluntergrenzen werden den Mangel allerdings eher noch verschärfen“, so Rümmelin.
Die Nachweispflicht über eine adäquate, täglich zu dokumentierende Besetzung der Stellen verlange den Kliniken einen hohen Zeitaufwand ab. Kritisch sieht Rümmelin auch die Folgen für die Versorgung insgesamt: „Da die Kliniken ad hoc ihre Leistungen einschränken müssen, wenn sie die Vorgaben aufgrund globaler Ursachen wie beispielsweise Grippewellen oder der Mangelsituation auf dem Arbeitsmarkt für Pflegekräfte nicht einhalten können, drohen künftig Engpässe im gesamten Versorgungsangebot.“
Trotz hoher Tarifbindung und einem wertegeprägten Arbeitsumfeld gestalte sich auch in katholischen Krankenhäusern die Suche nach Bewerbern für den Pflegeberuf längst schwierig. „Nicht nur die Bezahlung spielt für die Berufsanwärter und Pflegefachkräfte eine Rolle, sondern auch verlässliche Zukunftsperspektiven, eine angemessene Wertschätzung des Berufes in der allgemeinen Wahrnehmung und die Möglichkeit, sich dem Beruf ganzheitlich widmen zu können“, sagt Rümmelin.
Politisch müsse als erster Schritt der Fachkräftemangel durch entsprechende Maßnahmen behoben werden. Welchen Effekt dabei das im Koalitionsvertrag angekündigte Sofortprogramm für mehr Pflegende bringt, bleibe abzuwarten. Der kkvd hofft durch die Einführung der generalistischen Pflegeausbildung auf Rückenwind und steigende Bewerberzahlen, die den Mangel an Pflegekräften langfristig ausgleichen werden. Durch die Einführung von Personaluntergrenzen bestehe hingegen die Gefahr, dass die unternehmerische Organisationsfreiheit der Krankenhausbetreiber eingeschränkt werde, so dass für Innovationen und eigenständige Lösungen kaum Platz bleibe und neue Möglichkeiten wie der Einsatz digitaler Anwendungen in der Pflege behindert würden.
„Dringend erforderlich ist zunächst die Entwicklung valider Personalbemessungsinstrumente, die den individuellen Pflegeaufwand, den Qualifikationsmix und die örtlichen Strukturen berücksichtigen. Ebenso erfordert eine ausreichende Personalausstattung eine verlässliche Refinanzierung der damit verbundenen Kosten. Das betrifft anfallende Zusatzkosten und die durch jährliche Tariferhöhungen und strukturelle Veränderungen bedingten Personalkostensteigerungen“, sagt Rümmelin.
Kommentar:
Als Interessensverband verschweigt der kkvd aber konsequent, dass die wahre Wurzel des Fachpersonalmangels in der von vielen Seiten bestätigten Überversorgung Deutschlands im Klinikbereich begründet liegt. Anders gesagt: Würde der Krankenhaussektor endlich seine Hausaufgaben machen und einige dutzend überzähliger Krankenhäuser schließen, stünde ausreichend qualifiziertes Personal für den gesamten Sektor zur Verfügung.
Dabei kann ein bewährtes Beispiel aus der Forstwirtschaft helfen: Wächst ein Wald zu dicht zusammen, so gefährdet dies letzlich die Existenz jedes einzelnen Baumes. Um ein gesundes Wachstum des gesamten Waldes nachhaltig sicherzustellen, entfernt der professionelle Forstwirt gezielt einzelne Bäume (Bild).
Diese überfällige Re-dimensionierung wird ja bereits gesetzlich vorgeschrieben und vom Bund finanziell unterstützt, aber nicht in die Tat umgesetzt. Solange dies so ist, ist alles Jammern und Wehklagen betreffend Fachkräftemangel und vorgegebener Personaluntergrenzen überflüssig und sinnlos. – Erich M. Hofer