Symposium der ARGE Altenpastoral: Hüfe, i find mi grad ned – Seelsorge und Demenz

Im Mittelpunkt der Gespräche stand der Beitrag der Seelsorge zu den spirituellen Bedürfnissen von Menschen mit Demenz (Foto: Gabi Fahrafellner)

 

 

Kennen Sie das Gefühl, wenn Sie grad nicht „ganz bei sich sind“, sich selbst nicht finden? Da kann vielleicht Stress oder Anspannung dahinterstecken. Für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen ist das eine alltägliche Herausforderung, Wahrnehmungen überdecken sich, Zeiten verschieben sich. Das Symposium Altenpastoral gab Raum, sich unter der besonderen Lupe der Seelsorge mit Demenz zu beschäftigen. Denn „das Herz wird nicht dement“ –  es hat Sehnsucht nach Nähe und Zuwendung, nach Zweifel und Trost.

Ein Rückblick von Beatrix Auer, M.Ed.

 

Rotkäppchen und der Wolf stimmten uns in einem märchenhaften Figurentheaterstück auf das Älterwerden ein. In Tischgesprächen wurde anschließend über persönliche Betroffenheit mit Demenz und den wichtigsten Fragen dazu diskutiert. Die Demenzreferentin der Erzdiözese München Dr. Maria Kotulek lud uns in ihrem Vortrag dazu ein, „Blumen in der Wüste zu entdecken“. Die spirituellen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen nach Verbundenheit, Wertschätzung, Würde, Liebe, Teilhabe und Sinn fordern das Hören, Mitgehen, Mitsuchen und Mitdeuten der Seelsorgerin, des Seelsorgers. Seelsorge mit Menschen mit Demenz muss sinnenhaft und sinnstiftend sein.

 

Dr. Franz Josef Zessner, Seelsorger in einem Pflegeheim der Caritas Socialis, wies in seinem Vortrag auf eine besondere Fähigkeit von Menschen mit Demenz hin: Die Fähigkeit zu feiern. Geburtstagsfeiern, Taize-Gebetstunden und demenzfreundliche Gottesdienst geben den Menschen Einbindung, Trost, Identität, Beschäftigung, Einbeziehung, Bindung und stellen sie als Menschen, als Person in den Mittelpunkt und nicht die Krankheit Demenz.

Dem gemeinsamen Feiern wurde am Abend im Cafe Seinerzeit Raum gegeben – Musik, Bilder und Süßigkeiten von anno dazumal luden zum Erinnern ein.

 

Der zweite Tag begann mit einem gemeinsam gesungenen Gebet. Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister wies auf die verschiedenen Angebote für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen in Niederösterreich hin und versprach, sich beharrlich diesem Thema auch immer wieder persönlich zu widmen.

Die beiden Referenten sowie Martha Leonhartsberger, eine Angehörige, Nationalratsabgeordnete Martina Diesner-Wais, Vera Langer (Angehörigenberatung der CS) und DGKP Lea Hofer-Wecer (Demenzbeauftragte der Caritas St. Pölten) diskutierten im Anschluss zu den brennendsten Fragen in der Auseinandersetzung mit Demenz. Vor allem unsere Pfarren sollen Orte sein, in denen Menschen mit Demenz angenommen werden und in der Mitte der Gemeinde sind. Statistisch gesehen wohnen in einer 8.000 Katholiken-Pfarre 150 Menschen mit Demenz, dazu kommen noch deren Angehörige. Pfarren und politische Gemeinden müssen ihre Verantwortung wahrnehmen, Menschen mit Demenz nicht an den Rand der Gesellschaft zu drängen.

 

Erinnern und vergessen stand auch im Mittelpunkt der abschließenden Wortgottesfeier. Wir erinnerten uns an die Novemberpogrome vor 80 Jahren. Diese Tagung in St. Pölten gab uns die Möglichkeit, miteinander in Beziehung zu treten, miteinander zu feiern, gemeinsam zu beten, den Anderen so sein zu lassen, wie er ist. Mit Sicherheit eine kleine Schule für Seelsorgerinnen und Seelsorger für ihre tägliche Arbeit.

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