„Was gut für die Pflegebedürftigen ist, nützt auch den Pflegekräften“, weist Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich anlässlich des Internationalen Tages der Pflegenden am 12. Mai auf die dringend notwendigen Reformen im Pflegebereich hin.
„Kleinere Einheiten in der stationären Pflege, mehr Gestaltungsspielraum in der Arbeitsorganisation und mehr Zeit – das sind wesentliche Faktoren, die zur Arbeitszufriedenheit und auch zur qualitätsvollen Versorgung von Menschen mit Pflegebedarf beitragen“, so Moser. Eine Befragung des Europäischen Zentrums für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung zeigt auf, dass der Hauptgrund für den Ausstieg aus dem Pflegeberuf der persönliche Gesundheitszustand ist. „Menschen zu pflegen darf nicht krank machen. Genau hier müssen wir ansetzen und bessere Arbeitsbedingungen schaffen“, so Moser.
Vor allem wünschen sich Pflegekräfte mehr Zeit für Betreuung und Kommunikation. Dies umfasst auch z.B. Begleitung bei Spaziergängen oder verschiedene Freizeit- und Beschäftigungsaktivitäten.
Wo Beziehung möglich ist, steigt die Lebens- und Arbeitsqualität
Kommunikation zwischen Pflegebedürftigen und Pflegekräften darf nicht ausschließlich „funktional“ sein, meint die Diakonie-Direktorin: „Wieviel Flüssigkeit jemand heute schon zu sich genommen hat oder ob es im Raum warum genug ist, sind keine Gesprächsthemen, über die persönliche Beziehungen entstehen. Lebens- und Arbeitsqualität findet sich dort, wo Zeit und Raum ist, um dem Menschen in einem echten Gespräch mit Aufmerksamkeit und Zuwendung zu begegnen.“
Ausreichend Dienstbesprechungen und das Angebot von Supervisionen in den Teams sowie Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz helfen dabei, die psychische Belastung der in der Pflege Tätigen möglichst gering zu halten.
Fachkräftemangel in der Pflege
Das WIFO beziffert den Bedarf an Fachkräften in der Pflege mit etwa 24.000 fehlenden Personen bis 2030. „Österreich braucht eine umfassende Strategie gegen den Fachkräftemangel in der Pflege“, betont Moser und sie fordert: „Neben der Verbesserung der Arbeitsbedingungen braucht es dringend auch eine Ausbildungsoffensive.“ Die Diakonie schlägt daher u.a. eine österreichweite Schulgeldbefreiung für alle SchülerInnen der Schulen für Sozialbetreuungsberufe vor; außerdem die Aufnahme aller Pflegeberufe in die Mangelberufsliste sowie eine schnellere und einfachere Anerkennung von Berufsabschlüssen aus dem Ausland. „Viele Wege führen in die Pflege als Beruf. Die Herausforderung ist jetzt, dass wir für diesen anspruchsvollen, aber auch sinnstiftenden Beruf viele Menschen begeistern können“, so Moser abschließend.