Symbolfoto (Ärzteblatt)
Wie lässt sich Pflegebedürftigkeit vermeiden oder verzögern, und wie können zugleich Lebensqualität und Teilhabechancen bei älteren und hochbetagten Menschen verbessert werden? Ein Antwort darauf sind präventive Hausbesuche als Angebote der Gemeinden, wie ein erfolgreiches, dreijähriges Pilotprojekt in Rheinland-Pfalz zeigt (wir berichteten).
Das hat das Landesmodellprojekt Gemeindeschwesterplus in Rheinland-Pfalz, das von 2015 bis Ende 2018 in sieben Modellregionen des Landes durchgeführt wurde, eindrucksvoll gezeigt. Land und Krankenkassen haben sich deshalb gemeinsam entschieden, das Projekt fortzusetzen und auszuweiten. In über 7.000 präventiven Hausbesuchen konnten mehr als 3.000 hochbetagte Menschen erreicht und zu ihrer Lebens- und Gesundheitssituation beraten und unterstützt werden. Das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung (DIP) hat das Projekt wissenschaftlich begleitet, Land und Kommunen beraten und die Gemeindeschwesternplus qualifiziert. Abschlussbericht und Empfehlungen stehen auf den Seiten des Ministeriums kostenlos zum Download zur Verfügung.
Auf einer Veranstaltung des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie (MSAGD) des Landes Rheinland-Pfalz hob Prof. Dr. Frank Weidner, Direktor des DIP, hervor: „Wir konnten unsere langjährigen Erfahrungen zu präventiven Hausbesuchen ins Modellprojekt Gemeindeschwesterplus einbringen und hier gemeinsam mit allen Akteuren die guten Ansätze erfolgreich umsetzen. Ich sehe heute nur Gewinner!“ Vier von achtzehn Gemeindeschwesternplus, allesamt erfahrene Pflegefachfrauen, berichteten über ihre Erfahrungen und zeigten an vielen Beispielen auf, was es heute heißen kann, sich professionell um hochbetagte Menschen zu kümmern. Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler lobte das Engagement aller Beteiligten und verkündete die Fortsetzung und Ausweitung des Angebotes in Kooperation mit den Krankenkassen.
Aufsuchende Beratung hat große Zukunft
Präventive Hausbesuche sind international anerkannte Ansätze bedarfsgerechter und vernetzter Beratung von hochbetagten Menschen in Kommunen. Das DIP hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Modellprojekte in verschiedenen Bundesländern und Kommunen dazu durchgeführt und dabei mehr als 15.000 Hausbesuche erfasst und ausgewertet. „Präventive Hausbesuche lassen sich heute sehr erfolgreich und wirksam umsetzen“, so Weidner, „wir erreichen damit viele Menschen, informieren, sensibilisieren, mobilisieren und befähigen die Senioren ganz nach ihren Bedürfnissen, um auch weiterhin an der Gesellschaft teilzuhaben. “Die allermeisten Senior*innen fühlen sich wohl mit den Hausbesuchen und möchten nicht mehr auf die Informationen und Beratungen verzichten.
“Umso unverständlicher ist es, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) das Thema bisher nicht angepackt hat, obwohl die Förderung präventiver Hausbesuche im Koalitionsvertrag vereinbart wurde“, wunderte sich Weidner.
Das gemeinnützige und unabhängige DIP hat seinen Sitz in Köln an der KatHO NRW. Es betreibt einen weiteren Standort an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Vallendar (PTHV) bei Koblenz. Seit der Gründung im Jahr 2000 hat das Institut rund einhundertvierzig innovative Projekte im Bereich der Pflege-, Pflegebildungs- und Versorgungsforschung durchgeführt und zahlreiche Studien zur Situation der Pflege in Deutschland veröffentlicht.
Kontakt: Elke Grabenhorst, Tel: 0221/ 4 68 61 – 30, E-Mail: