Hebammen sind die medizinischen ExpertInnen für die physiologische Geburt, stellt das Österreichische Hebammengremium in einer Aussendung klar: Hebammen leiten physiologische, also komplikationsfrei verlaufende Geburten eigenverantwortlich. Dazu sind sie ausgebildet und gemäß Hebammengesetz berechtigt.
Präsidentin Petra Welskop: „Hebammen sind dazu ausgebildet, sichere und hervorragende Geburtshilfe zu leisten. Es ist völlig normal, wenn eine gesunde, komplikationsfrei verlaufende Geburt von einer Hebamme betreut wird, ohne Arzt. Im physiologischen Bereich ist die Hebamme in Österreich nämlich eigenverantwortlich tätig. Sie zieht einen Arzt hinzu, wenn Komplikationen drohen. Und dann arbeitet sie mit dem Arzt zusammen oder nach seiner Anweisung.“
Hebammen-geleitete Geburtshilfe empfehlen auch zahlreiche wissenschaftliche Studien zur Geburtshilfe und sie entspricht dem Wunsch der Frauen. Frauen wünschen sich eine möglichst gleich bleibende Fachperson, die sie in der Schwangerschaft, während der Geburt und in den ersten Monaten danach gut betreut. Frauen wünschen sich eine Eins-zu-eins-Betreuung. Dabei ist die Zufriedenheit der Frauen mit der Geburtshilfe am größten. Auch aus medizinischer Sicht führt Hebammen-geleitete Eins-zu-eins-Betreuung in der Geburtshilfe zu den besten Ergebnissen. (1) (2)
Problem: chronisch unterbesetzte Kreißsäle
„Leider sind wir in Österreich im klinischen Setting von einer Hebammen-geleiteten Eins-zu-eins-Betreuung weit entfernt. Hebammen betreuen oft mehrere Gebärende gleichzeitig und das ist weder für die Frauen noch für die Hebammen zufriedenstellend“, stellt Petra Welskop fest. „Der Hebammenmangel, vor dem wir die Entscheidungsträger im Gesundheitswesen seit Jahren warnen, ist in einigen Krankenhäusern und Bundesländern bereits traurige Realität. Ausgeschriebene Hebammenstellen können nicht besetzt werden, weil sich niemand bewirbt. Immer mehr Kolleginnen arbeiten in chronisch unterbesetzten Kreißsälen und sind einem Arbeitsdruck ausgesetzt, der ungesunde Ausmaße annehmen kann.“
Problem: zu wenige FH-Studienplätze für Hebammen
Zurzeit gibt es Hebammen-Studiengänge an sieben Fachhochschulen in Österreich. Das Studium dauert sechs Semester und schließt mit einem Bachelor of Science in Health Studies ab. Es bereitet mit wissenschaftlich fundiertem Wissen und im Rahmen zahlreicher Praktika auf den Hebammenberuf vor. Das ÖHG fordert seit Jahren mehr Studienplätze für Hebammen, und die Länder Tirol und Vorarlberg haben auch erst kürzlich weitere Studienplätze eingerichtet. Petra Welskop: „Das ÖHG weist seit einiger Zeit darauf hin, dass wir in Österreich auf einen Hebammenmangel zusteuern. Geburtenstarke Jahrgänge werden in den kommenden Jahren nach und nach in Pension gehen und wir bilden nicht genug Hebammen aus, um diese Pensionierungen zu ersetzen.“
Gleichzeitig habe sich der Tätigkeitsbereich der Hebamme in den letzten 20 Jahren deutlich erweitert. Hebammen sind nicht mehr nur im Kreißsaal tätig, sondern auch in der Schwangerenvorsorge und in der Betreuung im Wochenbett und im ersten Lebensjahr des Säuglings. Immer mehr Hebammen arbeiten auch in der freien Praxis, betreiben Hebammenordinationen und machen Hausbesuche. Die Studiengänge müssten daher nicht nur dem intramuralen sondern auch dem extramuralen Bedarf an Hebammen Rechnung tragen.
Standort – Hebammen-Studienplätze – Wie oft startet ein Studiengang?
FH Campus Wien – 30 Studienplätze – 1 mal jährlich *** FH Graz – 20 Studienplätze – 1 mal alle zwei Jahre *** FH Innsbruck – 25 Studienplätze – 1 mal alle zwei Jahre *** FH Kärnten – 22 Studienplätze – 1 mal jährlich *** FH Krems – 20 Studienplätze – 1 mal jährlich *** FH Linz – 24/18/22 Studienplätze – 1 mal jährlich *** FH Salzburg – 24 Studienplätze – 1 mal alle drei Jahre.
Problem: Gehalt entspricht nicht der hohen Verantwortung
Derzeit sind die Einstiegsgehälter von Hebammen in Landeskrankenanstalten höchst unterschiedlich, auch wenn sie nun in allen Bundesländern mit Ausnahme von Oberösterreich und dem Burgenland analog zu den gehobenen medizinischen, therapeutischen und diagnostischen Gesundheitsberufen (MTDG) eingestuft sind. Eine Vereinheitlichung und eine adäquate Einstufung sind dringend erforderlich.
Einstiegsgehälter von Hebammen in Landeskrankenhäusern (Vollzeit, brutto, ohne Vordienstzeiten. Stand: 2018):
NÖ: 2.838 Euro, Salzburg: 2.823 Euro, Vorarlberg: 2.823 Euro, Wien: 2.625 Euro, Kärnten: 2.594 Euro, Tirol: 2.485 Euro, OÖ:2.442 Euro, Steiermark: 2.197 Euro, Burgenland: 1.969 Euro.