Schweiz: Ausbildungszahlen steigen deutlich an – Personalmangel aber auch

Im Kampf gegen den Pflegefachkräftemangel ist die Schweiz auf Rekrutierungen aus anderen Ländern angewiesen. Zwar steigen die Ausbildungszahlen weiter deutlich an, doch können die Absolvent*innen das Fehlen an Fachkräften bei weitem nicht wettmachen.

Flagge Schweiz

In der Schweiz wird nicht einmal die Hälfte (im Vorjahr: 2.900) des jährlichen Bedarfes von 6.000 neue Pflegefachpersonen ausgebildet, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Die fehlenden Fachkräfte werden aus dem Ausland angeworben. So verfügt heute nahezu jede zweite(!) Pflegefachkraft über ein (anerkanntes) ausländisches Diplom.

Die meisten Pflegefachkräfte kommen aus Frankreich

Das Rote Kreuz registriert die Anerkennung von ausländischen Diplomen in der Schweiz – demzufolge wurden innerhalb der letzten zehn Jahre mehr als 21.ooo Diplome anerkannt: 8.000 (Feankreich), 5.000 (Deutschland), 2.000 (Italien) und 1.300 (Portugal). Mehrere hundert Pflegefachpersonen kamen jeweils aus Indien, Polen,  Rumänien, Bulgarien und von den Philippinen. In geringerer Anzahl stammen die ausländischen Pflegekräfte weiters aus den Ländern Kongo, Sudan,  China, Venezuela sowie Algerien.

Rücksichtslose Ausbeutung ärmerer Länder muss aufhören – das Mangelproblem im eigenen Land gelöst werden!

Wenn die Schweiz Fachkräfte aus dem nahen Ausland beschäftigt, löst dies meist einen personellen Rattenschwanz aus. Dies weil die Fachkräfte auch in den Herkunftsländern der Rekrutierten Mangelware sind. Diese Lände rekrutieren dann ihrerseits in anderen Ländern. Diese manchen das dann ihrerseits auch – bis es irgendwann keine anderen Länder mehr zum Rekrutieren gibt. In den meist armen Ländern, die niemanden mehr finden, kann der Mangel an Fachkräften nicht mehr ausgeglichen werden. Dieser rücksichtslose „Sozial-Darwinismus“ der reichen Staaten hat dort schwerwiegende gesellschaftliche und soziale Folgen.

Abhilfe gegen diese unerfreuliche Verkettung – und den Pflegemangel an sich – schaffen könnte die „Pflegeinitiative“: Diese verlangt Investitionen in die Ausbildung im Pflegebereich. Der Bundesrat lehnt die Vorlage ab, die Nationalratskommission hat aber einen Gegenvorschlag ausgearbeitet. Dieser geniesst viele Sympathien – etwa auch beim Krankenkassenverband Curafutura. Eine erste politische Entscheidung könnte noch in diesem Jahr fallen.

Gute Ansätze weiter forcieren

Einen guten Lösungsansatz bietet u.v.a. das Erfolgsmodell des dualen Lehrberufes „FachFrau/-mann Gesundheit (FaGe)“: Allein im Vorjahr haben 4.464 Fachmänner und Fachfrauen Gesundheit (+ 5,1 %) ihre dreijährige Ausbildung erfolgreich abgeschlossen (und ein Teil von ihnen schliesst eine Pflegeausbildung unmittelbar an). Bei den „Assistent/innen Gesundheit und Soziales“ gab es 997 Abschlüsse (+8.1 %). Noch deutlicher war die Zunahme im Bereich der Pflege auf Stufe Tertiär B (1.904 Abschlüsse, +10.5 %).

Im ersten Halbjahr 2019 hat das Bundesamt für Statistik (BFS) etappenweise die neusten Zahlen zu den Berufsbildungsabschlüssen auf Sekundarstufe II und auf Tertiärstufe sowie jene zu den Eintritten in eine Ausbildung im Gesundheitsbereich hier publiziert.

Leichte Zunahme auch bei den Ausbildungseintritten

Bei den Eintritten ist die Tendenz nach wie vor leicht steigend: Im Vorjahr haben 4.814 junge Menschen ihre Lehre zu „Fachmann /Fachfrau Gesundheit“ aufgenommen (+0,5 %. Leicht angestiegen ist auch die Zahl der angehenden „Assistent/innen Gesundheit und Soziales“ (1.079 oder +2,2 %). Auf Stufe Tertiär A konnten im Vorjahr 1.269 Neueintritte in die Pflege verzeichnet werden (+ 12). Zunahmen gab es auch bei anderen Studiengängen im Gesundheitsbereich.

>> Alle Details können Sie der Tabelle von OdaSánte entnehmen.

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