Aktuelle Studie zeigt neuerlich: Spitalschliessungen mildern Personalmangel und senken OP-Risiken für Patienten

… und verbessern zugleich die strukturelle Gesundheitsversorgung (Stadt/Land) ebenso wie die Patientensicherheit (v.a. durch höhere OP-Fallzahlen). Was LAZARUS übereinstimmend mit zahlreichen ExpertInnen – und mit Fokus auf den besonders vom Fachkräfzemangel betroffenen Pflegebereich – seit Jahren fordert, bestätigt jetzt einmal mehr eine aktuelle Studie.

Das Berliner Institut für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES) schlägt vor, die Hälfte der Kliniken in Deutschland zu schliessen. Die von der Bertelsmann Stiftung beauftragte Studie schlägt in Deutschland hohe Wellen. Eine starke Verringerung der Klinikanzahl von aktuell knapp 1.400 auf deutlich unter 600 Häuser, würde die Qualität der Versorgung für Patienten in Deutschland verbessern. Denn: Viele Spitäler seien zu klein und verfügen oftmals nicht über die nötige Ausstattung und Erfahrung (insbes. OP-Fallzahlen), um lebensbedrohliche Notfälle wie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall angemessen zu behandeln. Viele Komplikationen und Todesfälle liessen sich durch diese drastische Reduzierung auf weniger als die Hälfte der Kliniken vermeiden.

Akzeptable Anfahrtszeiten zu Spezialkliniken mit Top-Ausstattung an Geräten und Personal

Ebenso gingen mit der Konzentration auf unter 600 Spitäler eine bessere Ausstattung, eine höhere Spezialisierung sowie eine bessere Betreuung durch Fachärzte und Pflegekräfte einher. Die Bündelung von medizinischem Personal würde auch bestehende Engpässe bei Ärzten und Pflegepersonal mildern, so die Prognose. Auch die oftmals ins Treffen geführte rasche Erreichbarkeit kleinerer Spitäler sei kein wirklicher Vorteil – denn falls z.B. für einen Schlaganfallpatienten dort kein Facharzt verfügbar sei, habe die Klinik einen gravierenden Qualitätsnachteil. Simulationsbeispiele hätten ferner gezeigt, dass Patienten bei einer Halbierung der Zahl der Kliniken im Durchschnitt keine viel längeren Fahrzeiten in Kauf nehmen müssten (was lt. Umfragen von der Bevölkerung zugunsten von mehr Patientensicherheit problemlos akzeptiert wird).

Die neue – noch offene – Struktur sähe beispielsweise eine gesicherte Notfallversorgung vor, eine Facharztbereitschaft rund um die Uhr, ausreichend Erfahrung und Routine des medizinischen Personals sowie eine angemessene technische Ausstattung. Neben Versorgungsspitälern mit durchschnittlich 600 Betten sollte es in ganz Deutschland künftig etwa 50 Unikliniken und andere Maximalversorger mit im Schnitt 1.300 Betten geben.

Der Aufschrei folgte prompt – die Politik muss dennoch handeln

Die radikale – keineswegs neue – Forderung des Berliner Instituts IGES wird u.a. von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) scharf kritisiert: Wer vorschlage, zahlreiche Krankenhäuser „platt zu machen“ und die verbleibenden Spitäler zu Grosskliniken auszubauen, propagiere „..die Zerstörung von sozialer Infrastruktur in einem geradezu abenteuerlichen Ausmaß“,reagierte etwa DKG-Präsident Gerald Gass.

Fiebermessen

Doch allen Abwehrreflexen zum Trotz: Viele kleinere, nicht spezialisierte Krankenhäuser sind bereits seit Jahren in einer zunehmenden finanziellen Schieflage und werden – obwohl teilweise ohnedies bereits strukturell überflüssig – mit hunderten Steuermillionen künstlich am Leben erhalten.

Der Patient Krankenhaus fiebert, die Diagnose steht längst unzweifelhaft fest – wann erfolgt endlich die Therapie..?

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