Die Fachstelle Demenz der FH St.Gallen und die Viventis-Stiftung haben kürzlich am St.Galler Demenz-Kongress 2019 vor rund 1.000 Teilnehmenden das beste Praxisprojekt in der Pflege und Begleitung von Menschen mit Demenz gekürt. Den Anerkennungspreis und damit 5.000 Franken hat die Liechtensteinische Alters- und Krankenhilfe erhalten. Die Verantwortlichen haben ein Hilfsmittel entwickelt, das den Einstieg in anspruchsvolle Gespräche zu Wünschen und Anliegen am Lebensende erleichtert: das Kartenspiel «Richtig Wichtig».
Im Bild v.l.: Hansjörg Hunziker (Stiftungsratspräsident der Stiftung Viventis), Elisabeth Sommerauer (Projektleiterin von «Richtig Wichtig» bei LAK), Kurt Salzgeber (Leiter Fachbereich Pflege und Betreuung LAK), Thomas Riegger (Vorsitzender der Geschäftsleitung LAK), Michael Rogner (Leiter Pflegeentwicklung LAK), Heidi Zeller (Projektverantwortliche St.Galler Demenz-Kongress und Leiterin Fachstelle Demenz der FHStG
Gedanken zum Lebensende sind herausfordernd. Gerade für an Demenz erkrankte Menschen, die früher oder später nicht mehr in der Lage sind, für sich selbst zu sprechen und Entscheidungen zu treffen. Dafür führt die Liechtensteinische Alters- und Krankenhilfe (LAK) schon länger „vorausschauende Gespräche“ mit Betroffenen. Diese dienen der Klärung offener Zukunftsfragen rund um ihre Wünsche und Anliegen am Lebensende.
Da der Einstieg in diese Gespräche nicht immer einfach ist, hat die Organisation ein Kartenspiel entwickelt: «Richtig Wichtig – mein Leben, meine Wünsche, mein Weg». Das Spiel ist ein Hilfsmittel und wird als Brücke oder Türöffner für diese Gespräche eingesetzt – wenn es darum geht, die letzten Dinge zu regeln und das kundzutun, was einem in dieser Lebensphase wichtig ist.
Einfacher in schwierige Gespräche einsteigen
„Das Kartenset unterstützt Menschen, egal ob jung oder alt, gesund oder krank, sich über die eigenen Vorstellungen, Werte und Bedürfnisse Gedanken zu machen“, sagt Projektleiterin Elisabeth Sommerauer. Die Praxis in der LAK zeige, dass die Einfachheit des Kartenspiels den Gesprächseinstieg tatsächlich erleichtert. „Schon der Name macht neugierig, manche Bewohnende beginnen zu erzählen, andere greifen ein Thema auf, das sie aktuell beschäftigt und auch An- und Zugehörige sind häufig bereit, sich auf das Gespräch einzulassen“, sagt Sommerauer.
So funktioniert das Spiel
Das Spiel besteht aus einem Set mit 28 Karten (plus 1 Joker) und einem doppelseitigen Spielplan. Auf jeder Karte steht eine Aussage zur Gestaltung oder Planung der letzten Lebensphase, zum Beispiel «In meiner gewohnten Umgebung zu sterben» oder «Zu wissen, wie es um mich steht». Im ersten Schritt werden die Karten anhand dreier Kategorien beurteilt, wie wichtig die Themen sind.
In einem zweiten Schritt kann ausgewählt werden, ob die «sehr wichtigen» Themen noch zu «besprechen» oder zu «dokumentieren» sind bzw. ob diese zwar sehr wichtig, aber «bereits erledigt» sind. Somit findet eine erste Auseinandersetzung mit wichtigen Themen der Vorsorge statt. Die zusätzlich enthaltenen Dokumentationsblätter helfen dabei, die als «sehr wichtig» identifizierten Themen weiter zu vertiefen und die Momentaufnahme zu dokumentieren.
Auf neuen Wegen zu mehr Lebensqualität
„Der lebendige Austausch zwischen Pflegepraxis und Wissenschaft ist ein wichtiges Anliegen des St.Galler Demenz-Kongresses“, sagt Heidi Zeller, Leiterin der Fachstelle Demenz der FHS St.Gallen. Aus diesem Grund haben die Fachstelle Demenz und die Viventis-Stiftung die Ausschreibung für herausragende Praxisprojekte lanciert. Gesucht waren dieses Jahr innovative Pflegeansätze zur Förderung des Wohlbefindens von Menschen mit Demenz, der pflegenden Angehörigen oder der professionellen Pflegenden zum übergeordneten Thema «End-of-life Care bei Personen mit Demenz». Um den Viventis-Pflegepreis konnten sich Praxisorganisationen aus dem Gesundheits- und Sozialbereich bewerben. Die Bewertung erfolgte durch eine Jury, bestehend aus Fachexpertinnen und -experten aus Praxis und Wissenschaft mit Erfahrung und Fachkompetenz im Bereich Demenz. Zur Evaluation wurden die Projekte anonymisiert. Die Jury wählte in drei Evaluationsschritten das beste Projekt aus, welches zusätzlich von zwei Vertreterinnen von Praxis und Wissenschaft vor Ort begutachtet wurde.