Personaluntergrenzen in Kliniken nicht erfolgreich: Neues Bemessungsinstrument für Pflege gefordert

kkvd-Pflege

Mit Pflegepersonal-Untergrenzen konnten die erhofften Verbesserungen für die Pflege in Krankenhäusern nicht erreicht werden. Daher fordern der Deutsche Pflegerat (DPR) und der Katholische Krankenhausverband Deutschlands (kkvd) anlässlich eines parlamentarischen Frühstücks ein neues Bemessungsinstrument für das Pflegepersonal, das den Pflegebedarf der Patienten ins Zentrum rückt und den Pflegeteams Gestaltungsfreiheit gibt.

Die bisherigen Pflegepersonaluntergrenzen gelten für sogenannte „pflegesensitive“ Bereiche der Krankenhäuser. Dies sind die Kardiologie, die Geriatrie, die Unfallchirurgie und die Intensivmedizin. Ab 2020 kommen die Herzchirurgie, die Neurologie, Stroke-Units sowie die Neurologische Frührehabilitation hinzu.

Bei der Personalplanung in der Pflege müsse ein neuer Weg beschritten werdeb, meint der kkvd. Die Pflegepersonaluntergrenzen hätten statt der erhofften Verbesserungen vor allem mehr Bürokratie und Organisationsaufwand gebracht. Gleichzeitig sperren mehr als ein Drittel der Kliniken Intensivbetten, um die Vorgaben zu erfüllen. Auch würden vorübergehend einzelne Bereiche von der Notfallversorgung abgemeldet. „Der Pflegebedarf der Patienten lässt sich nicht an Stationsschildern ablesen. Daher brauchen wir eine Pflegepersonalbemessung, die das ganze Haus in den Blick nimmt und moderne Pflegeprozesse berücksichtigt“, so Ingo Morell, stv. Vorsitzender des kkvd. Solch ein neues Instrument wird gerade von der Deutschen Krankenhausgesellschaft, dem DPR und Ver.di aus der Praxis heraus entwickelt und befindet sich bereits in der Testphase.

Franz-Wagner_DPR-Praesident

Dazu Franz Wagner (li.), Präsident des Deutschen Pflegerates: „Die Pflegepersonaluntergrenzen führen – so wie sie jetzt eingeführt wurden – für die Pflegenden zu Mehrarbeit, kurzfristigen Dienstplanänderungen und Rückrufen aus dem Frei. Sie sind zudem willkürlich gewählt, es fehlt ihnen die Ausrichtung an einer Personalbedarfsbemessung“. So lasse sich die Pflege nicht stärken und der Pflegeberuf gewinne nicht an Attraktivität. Moderne Pflege müsse den individuellen Pflegebedarf der Patient*innen ins Zentrum stellen und gestalten können. Wagner: „Daher ist wichtig, den Pflegeteams mit einem neuen Personalbemessungsinstrument Gestaltungsfreiheit bei der Pflegeplanung und der Dienstplan­erstellung zu geben“. Durch die generalistische Ausbildung, Akademisierung und neue Assistenzberufe herrscht bei den Pflegeberufen eine große Dynamik. Auch deshalb sind innovative Lösungen in der Personalplanung gefragt. Dies kann nur ein neues, verbindliches, am Patientenbedarf ausgerichtetes Bemessungsinstrument für den Personaleinsatz leisten, betont der DPR-Präsident.

Gemeinsam veranstalteten der Katholische Krankenhausverband Deutschlands, der Deutsche Pflegerat und der Deutsche Caritasverband jetzt ein Parlamentarisches Frühstück unter dem Titel „Pflege stärken – Verbesserungen, die ankommen“. Aus Sicht von Krankenhausträgern und Pflegebeschäftigten wurde hierbei die aktuelle Praxis vorgestellt. Außerdem wurden die Vorteile einer einheitlichen Pflegebedarfsbemessung aus wissenschaftlicher Perspektive aufgezeigt.

> Bericht zum parlamentarischen Frühstück
> Fünf Argumente für ein neues Pflegepersonal-Bemessungsinstrument (PDF)

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