Jeden Tag werden in deutschen Krankenhäusern rund 76.000 ältere Patientinnen und Patienten mit kognitiven Störungen behandelt. Meist besteht Ratlosigkeit, wie die steigende Zahl an Patienten mit der Nebendiagnose Demenz in Akutkrankenhäusern angemessen versorgt werden soll. Dringend sind Maßnahmen zur Erhöhung der Demenzsensibilität von Akutkliniken erforderlich.
Nun wurde der Öffentlichkeit ein umfassender Praxisleitfaden vorgestellt, den das Saarbrücker Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft (iso) im Auftrag der Robert Bosch Stiftung erarbeitet hat. Dieser Leitfaden unterstützt Krankenhäuser dabei, in Zukunft demenzsensible Strukturen und Prozesse aufbauen zu können.
Der Praxisleitfaden basiert im Wesentlichen auf einer Analyse des Förderprogramms „Demenz im Krankenhaus“ der Robert Bosch Stiftung durch das iso-Institut. Den wichtigsten Fundus an Erfahrungen stellten dabei 17 von der Robert Bosch Stiftung geförderte Projekte aus verschiedenen Regionen Deutschlands dar. Neben diesen Gute-Praxis-Krankenhäusern wurden weitere Erkenntnisquellen einbezogen, darunter insbesondere Dokumente und Literatur zum Thema, Zusatzprojekte der Stiftung zur Epidemiologie und zur Umgebungsgestaltung sowie Erkenntnisse aus dem ebenfalls von der Robert Bosch Stiftung geförderten Studiengang zur Demenz und dem Graduiertenkolleg „Menschen mit Demenz im Akutkrankenhaus“.
Als Gesamtergebnis ist ein Praxisleitfaden zur modularen Umsetzung von Maßnahmen entstanden, die in der Summe ein demenzsensibles Krankenhaus ausmachen. Zielgruppe sind Führungskräfte und Beschäftigte von Akutkrankenhäusern, die mithilfe des Praxisleitfadens ihr eigenes berufliches Handeln mit Blick auf die Bedürfnisse von Menschen mit kognitiven Einschränkungen reflektieren und auf dieser Basis Schritte zur Organisationsentwicklung einleiten möchten. Der Leitfaden beschreibt Gestaltungsansätze und Wege, wie Maßnahmen zur Demenzsensibilität entwickelt und umgesetzt werden können.
Im Hauptteil des Leitfadens sind die wichtigsten zehn Bausteine eines demenzsensiblen Krankenhauses in modularer Form aufbereitet. Beginnend mit dem Wissensaufbau, der von zentraler Bedeutung ist, werden Themen wie Delir-Management, Konzepte für spezielle Abteilungen und für die Notaufnahme, Angehörigenarbeit und Umgebungsgestaltung dargestellt. Dabei wird die Umsetzung für jedes Thema durch verschiedene Elemente unterstützt:
• einen Kurzcheck zur Selbsteinschätzung, mit dem sich die Leserinnen und Leser einen schnellen Überblick über den Umsetzungsstand der eigenen Klinik bei dem jeweiligen Baustein verschaffen können,
• eine Erläuterung zur Relevanz des Bausteins und der bei der Umsetzung zu erwartenden Vorteile,
• eine Darstellung des jeweiligen Erkenntnisstandes sowie von Gestaltungsansätzen Guter Praxis,
• eine Empfehlung für angepasste Arbeitsprozesse und organisatorische Abläufe sowie
• nützliche Instrumente und Prozessbeschreibungen.