Erste interprofessionelle Ausbildungsstation in NRW: Auf IPSTA des UK Bonn haben Azubis das Sagen

Im Mai 2019 startete das Projekt „Interprofessionelle Ausbildungsstation (IPSTA)“ am Zentrum für Kinderheilkunde des Universitätsklinikums Bonn (UKB). Maximal vier Patienten – in erster Linie Kinder mit Herzerkrankungen – sind für einige Wochen im Jahr in der eigenverantwortlichen Obsorge von angehenden Ärzt*innen sowie Gesundheits- und Krankenpflege-Azubis. Ziel des Projekts: gemeinsames Lernen und Handeln.

IPSTA_Simulationstraining

 

Simulationstraining zum Thema Kindernotfall und Reanimation. Im Bild v. l.: Dr. Anthea Peters, Elena Klimenko, Laura Stüssel, Jonas Kröber

Fotos: UKB

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Krankengeschichte ermitteln, Diagnose stellen, Behandlung planen und durchführen. Was normalerweise erfahrene Ärzte und Pflegefachkräfte machen, übernimmt auf IPSTA – intensiv betreut durch erfahrene ärztliche und pflegerische Lernbegleiter – ein Team aus Medizinstudierenden und Auszubildenden der Pflege. Gefördert von der Robert-Bosch-Stiftung und getragen von der Kinderkardiologie des UKB, dem Studiendekanat der Uni Bonn und dem Ausbildungszentrum für Pflegeberufe am UKB, ist das Projekt zunächst auf zwei Jahre begrenzt.

Innovatives Modell nach schwedischem Vorbild – schon bald neuer Standard?

Angesichts der überragenden Ergebnisse hofft Rebecca Maria Knecht, koordinatorische und konzeptionelle Leiterin des IPSTA-Projektes am Dekanat der Medizinischen Fakultät der Uni Bonn, dass dieses innovative Modell – nach schwedischem Vorbild – zum Standard wird. „Interprofessionelle Arbeit ist nicht Bestandteil der universitären oder beruflichen Ausbildung. Das Projekt IPSTA ermöglicht dagegen gemeinsames Lernen in der Praxis. Inhaltlich fokussieren wir uns auf Selbstmanagement, Verantwortung und interprofessionelle Zusammenarbeit“, erläutert Knecht.

Die Spezifik der IPSTA am UKB ist die kinderkardiologische Ausrichtung mit Schwerpunkt auf der Lernreflexion und dem Notfallmanagement. Da die Komplexität der Krankheitsbilder hoch speziell ist, kommt der Patientensicherheit eine außerordentliche Bedeutung zu. So findet für die IPSTA-Teilnehmenden ein Einführungstag zum Thema Patientensicherheit statt – inklusive Simulationstraining und Notfallmanagement. „Das Wohl der Patienten und junge Menschen in Ausbildung stehen keineswegs im Gegensatz zueinander – im Gegenteil: Gemeinsame Besprechungen und Visiten stärken das Team. Dabei lernen die Auszubildenden die Kompetenzen und Verantwortlichkeiten der einzelnen Berufsgruppen kennen“, führt Prof. Johannes Breuer, Direktor des Zentrums für Kinderheilkunde und der Abteilung für Kinderkardiologie, aus.

IPSTA-Team

Interprofessionelle Projektgruppe der IPSTA (v. l.): Luise Schmidt, Katherina Mayaki, Anthea Peters, Rebecca Maria Knecht, Andrea Müller, Anne Wirtz, Susanne Thiel

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Begeisterte Eltern wünschen sich mehr IP-Stationen

Auch Knecht bestätigt: „Für die Eltern der erkrankten Kinder war das Projekt eine andere Art der Umsorge. Sie haben sehr positiv reagiert und sich gewünscht, dass die IPSTA viel häufiger und regelmäßiger durchgeführt werden kann.“ Eine weitere wichtige Beobachtung: Die Eltern haben die behandelnden Parteien als Team wahrgenommen. Diese Erfahrung entspricht dem Ziel des Projekts, die interprofessionelle Zusammenarbeit umzusetzen und entsprechende Schnittstellen bei der stationären Versorgung der Patienten zu identifizieren. Darüber hinaus wurden durch das eigenverantwortliche Patientenmanagement essenzielle kommunikative und klinisch-praktische Kompetenzen gefördert.

Attraktiv f+r den Pflegeberuf

„Diese gestärkten Skills können die Projektteilnehmer*innen weiter in die Praxis tragen“, fasst Prof. Breuer zusammen. Der Kinderkardiologe glaubt außerdem, dass mit IPSTA der Pflegeberuf an Attraktivität gewinnen könne. „Es geht nicht mehr um das Erledigen der Aufträge, die von Ärzten kommen. Es geht um Teamspirit“, so der UKB-Kindermediziner. Auch Knecht ist überzeugt: „In der IPSTA wird deutlich, dass eine hochwertige Patientenversorgung nur gemeinsam – mit den Beiträgen der ärztlichen und pflegerischen Seite – gelingen kann und die Teamarbeit bereits in die Ausbildung gehört.“

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