WHO: Erster Bericht über die Situation der Pflege auf der Welt fordert hohe Investitionen

Am diesjährigen Weltgesundheitstag veröffentlichte die WHO den ersten Bericht über die Situation der Pflege auf der Welt. Der Bericht betont die zentrale Rolle der professionellen Pflege für die Erreichung der globalen Gesundheitsziele und fordert verstärkte Investitionen in die Pflege.

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Ausgerechnet im internationalen Jahr der Pflegefachpersonen und Hebammen sehen sich die Gesundheitssysteme aufgrund der Covid-19-Pandemie vor immense Herausforderungen gestellt. Pflegefachpersonen leisten einen vitalen Beitrag, um diese Krise zu meistern. Es zeige sich gerade in der aktuellen Situation, dass die Welt darauf angewiesen ist, dass die Pflegefachpersonen ihre Kompetenzen in vollem Umfang anwenden können.

Der Bericht fordert von den Regierungen und allen relevanten Entscheidungsträgern:

  • massive Investitionen in eine verstärkte Ausbildung, um den globalen und lokalen Pflegebedarf zu decken, sich an den technologischen Fortschritt anzupassen und integrierte Versorgungsmodelle weiterzuentwickeln,
  • die Schaffung von mindestens 6 Millionen Arbeitsstellen, vor allem in den Ländern mit tiefem und mittlerem Einkommen, um den drohenden globalen Personalmangel abzuwenden und die global ungleiche Verteilung von Pflegefachpersonen anzugehen,
  • die Stärkung von pflegerischem Leadership, um sicherzustellen, dass die Pflegefachpersonen in Entscheidungen auf der Ebene der Gesundheitssysteme einbezogen werden und zur Effizienz der Gesundheits- und Sozialsysteme beitragen können.

Der Bericht betont, dass Investitionen in die professionelle Pflege nicht nur zur Erreichung der gesundheitsbezogenen nachhaltigen Entwicklungsziele (SDG) beiträgt, sondern auch zu Verbesserungen in den Bereichen Bildung, Gender, Arbeit und Wirtschaftswachstum.

WHO-Jahr-der-Pflegenden-2020

Rückenwind für Schweizer Pflegeinitiative

Für den Schweizer Berufsverband SBK untermauert der Bericht die Forderungen der Pflegeinitiative: „Wir müssen sicherstellen, dass die Schweiz genügend Pflegefachpersonen ausbildet, dass dafür gesorgt wird, dass die ausgebildeten Fachpersonen im Beruf bleiben und dass ihre Kompetenzen anerkannt und genutzt werden. Wie fragil auch vermeintlich hochstehende Gesundheitssysteme sind, weil die Fachpersonen fehlen, zeigt sich aktuell leider nur allzu deutlich“, sagt Roswitha Koch, Leiterin der SBK-Abteilung Pflegeentwicklung und Internationales.

Deutscher Berufsverband sieht grossen Handlungsbedarf

Aus den Erkenntnissen des Reports leitet der DBfK für Deutschland zentrale Forderungen ab:

  • Deutliche Investitionen in Ausbildung und Bindung von Pflegefachpersonen, insbesondere durch gute und wertschätzende Arbeits- und Ausbildungsbedingungen.
  • Mehr Pflegefachpersonal und eine verbindliche Pflegepersonalbemessung auf Basis eines analytischen Personalbemessungsinstruments. Sowohl für die Pflege im Krankenhaus wie die stationäre Altenpflege liegen Vorschläge vor, die umgesetzt werden könnten.
  • Erheben und Bereitstellen von verlässlichen Daten mit guter Aussagekraft über das Fachkräftepotenzial der Pflege in Deutschland; nur so kann vorausschauendes Agieren und Planen auf allen Ebenen gelingen.
  • Beteiligung, Mitsprache und gleichberechtigte Einflussnahme der größten Berufsgruppe im Gesundheitswesen auf allen Ebenen.
  • Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen den Gesundheitsprofessionen. Das schließt die Forderung nach einer geänderten, innovativen und bedarfsgerechten Aufgabenteilung mit erweiterten Rollen der professionell Pflegenden ein.
  • Gute Arbeitsbedingungen, die dem wahren Wert von Pflege entsprechen: Das beinhaltet nicht nur eine gesunde Balance zwischen Arbeitsaufkommen und Personalressource, sondern auch das Einhalten von Arbeitsrecht und Arbeitsschutz, faire und gerechte Löhne, gute Personalentwicklung, respektvolle mitarbeiterorientierte Führung und Unternehmenskultur, Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und gezielte sowie nachhaltige Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz.

Nach der Pandemie werde nichts mehr so sein wie es vorher war. Ohne die professionell Pflegenden kann kein Land den Kampf gegen künftige Krisen gewinnen, so der DBfK. Es sei höchste Zeit, dass alle Verantwortlichen die Pflege nicht länger als Kostenfaktor, sondern als eine der wertvollsten Ressourcen ihres Landes betrachten – und nachhaltig fördern.

Dokumente:

 

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