Professionelle Pflege ist ein hochemotionales Arbeitsfeld. Besonders in emotional angespannten und belastenden Situationen, wie wir sie derzeit erleben, ist die Regulierung der eigenen Emotionen für Pflegekräfte keineswegs immer einfach.
Die Absolventin des Studiengangs Advanced Nursing Practice (ANP) der IMC Fachhochschule Krems, DGKP Karin Haubenwaller, BA (Bild) widmete sich in ihrer Bachelorarbeit dem Thema Emotionsarbeit in der Interaktion mit PatientInnen, sowie den Gestaltungsmöglichkeiten zur Förderung der emotionalen Gesundheit von Pflegepersonen.
Der Kern professioneller Pflege ist die Interaktion mit PatientInnen. Die notwendige Regulierung der dabei empfundenen eigenen Emotionen findet sich nicht im Bewusstsein von Pflegepersonen, wird aber von diesen erwartet. Dies kann zu negativen Auswirkungen für Pflegepersonen sowie für PatientInnen führen. In der Bachelorarbeit hat sich Karin Haubenwaller mit einem wesentlichen, aber bislang vernachlässigten Teil von professioneller Pflege – der Emotionsarbeit – auseinandergesetzt, mit dem Ziel wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zur besseren Bewältigung von belastenden Pflegesituationen mit PatientInnen zu erforschen. Die Reduktion der emotionalen Belastung von Pflegepersonen und somit die Förderung der emotionalen Gesundheit standen dabei im Zentrum der Forschungsarbeit.
Untersuchung von Emotionsregulierungsstrategien
Emotionsarbeit wird als berufliche Regulierung der eigenen Emotionen anhand von Gefühls- und Darstellungsregeln beschrieben. In verschiedenen Konzepten zur Emotionsarbeit werden Surface Acting (Oberflächenhandeln) und Deep Acting (Tiefenhandeln) als zentrale Emotionsregulierungsstrategien identifiziert. Die Ergebnisse zeigen, dass Deep Acting die gesündere Emotionsregulierungsstrategie darstellt. Daraus wird abgeleitet, dass Pflegepersonen in der Anwendung von Deep Acting geschult werden sollten. Daneben sollten Pflegepersonen befähigt werden, flexibel auf ein möglichst großes Repertoire an Emotionsregulierungsstrategien zurückgreifen zu können. „Eine weitere wesentliche Erkenntnis war, dass isolierte Trainings- bzw. Schulungsinterventionen alleine nicht ausreichen, um die emotionale Gesundheit von Pflegepersonen zu fördern. Es bedarf zusätzlich der Förderung einer reflexiven Pflegepraxis etwa im Rahmen von kollegialer Beratung, Fallbesprechungen oder Supervision“, so Haubenwaller.
Schlüsselkompetenz von ANP AbsolventInnen
Emotionsarbeit bildet sich weder in der Pflegedokumentation noch in den Personalberechnungsmodellen ab, sondern wird als selbstverständlich erwartet. Pflegefachexpertinnen und -experten, im Sinne von Advanced Nursing Practice, sind prädestiniert, im Rahmen der Evaluierung von psychischen Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz Emotionsarbeit als eine potentielle Gefahr für Pflegepersonen einzubringen und in weiterer Folge durch die (Weiter)-Entwicklung von Trainings- bzw. Schulungsprogrammen eine Reduktion der beruflichen Belastungen anzustreben. „Auf Grund ihrer Forschungsfähigkeiten können APNs die entwickelten Programme auf ihre Wirksamkeit hin erforschen und somit Evidenzen gewinnen. Daneben können ANPs durch die im Studium erworbenen Methodenkompetenzen Kolleginnen und Kollegen in der Umsetzung und Förderung einer reflexiven Praxis unterstützen“, betont die Absolventin.
Weitere Forschungsaktivitäten im Masterstudium geplant
Für die Umsetzung weiterer Maßnahmen bspw. auch im Bereich der Emotionsarbeit möchte Karin Haubenwaller noch weitere Kompetenzen im Masterstudium Advanced Nursing Practice an der IMC FH Krems erwerben: „Für mich liegt mit meiner Bachelorarbeit eine Ausgangslage für weitere Forschungsaktivitäten im Sinne einer empirischen Forschungsarbeit im Rahmen einer Masterthesis vor. Daneben zeigt mein Thema auf, wie sehr das ANP Studium Pflege in seiner Tiefe erfasst und die Studierenden in die Lage versetzt, sich mit komplexen Kernthemen professioneller Pflege auseinanderzusetzen. Ich erwarte mir, durch das Studium weitere Skills zu erwerben, die mich dabei unterstützen Veränderung und Entwicklung in der Praxis anzuregen bzw. mitzugestalten und ich bin persönlich davon überzeugt, dass die Zeit dafür reif ist und dass sich gerade im Pflegebereich viele Möglichkeiten dahingehend auftuen werden und werden müssen.“
Diese Forschungsaktivitäten könnten dazu beitragen, die sehr allgemein gehaltene Empfehlung die Konzepte Emotionsarbeit sowie Emotionale Intelligenz in die Aus-, Fort- und Weiterbildung aufzunehmen, zu konkretisieren, um in Folge Pflegepersonen zu befähigen flexibel auf ein möglichst großes Repertoire an Emotionsregulierungsstrategien zurückgreifen zu können.
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Über die Absolventin DGKP Karin Haubenwaller, BA
Karin Haubenwaller, BA hat im Februar 2020 ihr berufsbegleitendes Bachelorstudium Advanced Nursing Practice an der IMC Fachhochschule Krems mit Auszeichnung abgeschlossen. Seit 2003 war sie am LKH univ. Klinikum Graz tätig, sieben Jahre davon in leitender Funktion als Stationsleitung einer dermatologischen Station. Bereits während des Studiums erhielt sie 2019 die Möglichkeit im Haus der Barmherzigkeit als Fachliche Leaderin/Pflegeberaterin aktiv zu werden, wodurch sie die im Studium erworbenen Kompetenzen in die Praxis umzusetzen konnte. Privat lebt Karin Haubenwaller mit ihrem 12-jährigen Sohn und ihrem Partner in Wien.
Mehr Info zum Studium Advanced Nursing Practice finden Sie hier – Bewerbungsschluss: 31. Mai 2020