Seit Mitte März gilt ein Besuchsverbot für Deutschlands Pflegeheime. Menschen mit Demenz leiden ganz besonders darunter, weil sie die Situation nicht verstehen können, warnt jetzt die Deutsche Alzheimer Gesellschaft und fordert raschest mögliche Besuchsregelungen, um schwere gesundheitliche Schäden zu vermeiden.
Monika Kaus, 1. Vorsitzende der DAlzG, sagt dazu: „Am Alzheimer-Telefon hören wir Tag für Tag Berichte von Angehörigen, die in großer Sorge um ihre Lieben im Heim sind. Menschen mit fortgeschrittener Demenz verstehen nicht, warum die Besuche ausbleiben. Telefonate, auch per Videochat, sind kein hinreichender Ersatz, sie funktionieren oft auch gar nicht. Die Erkrankten reagieren oftmals mit Trauer und Rückzug oder auch mit Unruhe und Aggressivität. Wir hören von Fällen, in denen dann eine Behandlung mit Psychopharmaka erfolgt – die mit nicht unerheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden ist. Dies darf nicht die Lösung sein, denn es verstößt gegen jede Verhältnismäßigkeit und auch gegen die Menschenwürde.“
Ein Beispiel aus den aktuellen Gesprächen am Alzheimer-Telefon: Eine Tochter schildert uns, dass die Pflegekräfte aus dem Heim der Mutter von deren starker Gewichtsabnahme berichten. Zuvor war die Tochter regelmäßig vor Ort und hat der Mutter mit viel Geduld das Essen angereicht, weil das aufgrund von Personalmangel von den Pflegekräften nicht zu leisten war. Durch die Corona-Situation ist das Personal in dieser Einrichtung nun zusätzlich verknappt.
Als erstes Bundesland hat Mecklenburg-Vorpommern jetzt eine Ausnahmeregelung für jene Angehörigen getroffen, die Betreuungs- und Versorgungstätigkeiten übernehmen, wieder zum Besuch in der Einrichtung zugelassen werden können. In anderen Bundesländern gibt es bisher keine Regelungen oder lediglich Minimallösungen wie in Hessen, wo eine Stunde Besuch pro Woche ermöglicht wird.
„Für Menschen mit Demenz bedeutet die Trennung von ihren Angehörigen über einen so langen Zeitraum eine Gefährdung ihrer Gesundheit, verbunden mit einem beschleunigten Voranschreiten ihrer Erkrankung“, so Monika Kaus. „Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen können nicht warten, bis ein Impfstoff entwickelt ist. Deshalb müssen umgehend konkrete Regelungen gefunden werden, wie – unter Einhaltung von entsprechenden Schutzmaßnahmen – der persönliche Kontakt überall wieder ermöglicht wird. Eine Hilfe könnten dabei Tests auf das Virus sein sowie Schutzvisiere statt Masken, damit die Erkrankten ihre
Angehörigen wenigstens erkennen können.“
>> Die konkreten Forderungen der DAlzG