Integrative Versorgung auf Erfolgskurs: Prominenter Besuch im PORT-Modellprojekt Gesundheitszentrum Hohenstein (BaWü)

„Pioniere, die auch künftig gute Gesundheitsversorgung bieten wollen. Die sich von Herausforderungen nicht abschrecken lassen, die neue Wege suchen und finden wollen.“ So beschrieb Prof. Dr. Joachim Rogall, Vorsitzender der Robert Bosch-Stiftung, die Akteure des PORT Gesundheitszentrums Schwäbische Alb in Hohenstein zur Eröffnung im September 2019. Knapp ein Jahr später machten sich Baden-Württembergs Winfried Kretschmann (Mi. links) gemeinsam mit Sozialminister Manne Lucha (Mi. rechts) sowie Dr. Christof Bosch (re.) ein persönliches Bild von diesem erfolgreichen Pilotprojekt, das die Robert Bosch Stiftung als eines von bundesweit vier Patientenorientierten Zentren zur Primär- und Langzeitversorgung (PORT) fördert.

PORT-GZ-Hohenstein_Kretschmann_BaWü_07-2020

Welche Bedeutung eine gute Gesundheitsversorgung hat, erleben die Menschen derzeit eindrücklich. Neben Hochleistungsmedizin und Intensivbetten ist der Blick auf eine deutlich stärkere Primärversorgung notwendig. Maßgebliche Kriterien hierfür bietet das PORT-Konzept: konsequente Patientenorientierung, die sektorenübergreifend und multiprofessionell sowie digital und vernetzt aufgestellt ist. Ein Team aus Ärzten, medizinischen und pflegerischen Fachpersonen, Therapeuten und Sozialarbeitern arbeitet interdisziplinär zusammen und kümmert sich sowohl um die Versorgung im Akutfall als auch um die langfristige Begleitung, insbesondere bei chronisch und mehrfach erkrankten Patienten. Dazu kommen neue Berufsbilder wie die akademisch ausgebildete „Community Health Nurse – CHN“, die eine wichtige Koordinierungsfunktion einnimmt und Themen wie Beratung, Prävention und Gesundheitsförderung systematisch einbeziehen kann.

Vom Patienten her denken

Kretschmann betonte die Notwendigkeit sektorenübergreifender Maßnahmen und einer intensiveren Kooperation aller Berufsgruppen in der Gesundheitsversorgung: „Was Sie hier tun, ist wichtig“, so der Ministerpräsident, und „wir müssen aus dem Silodenken herauskommen“. Wie dies konkret funktioniert, vermittelten die Hohensteiner Pioniere den Besuchern anhand von Fallbeispielen bei einer Führung durch Reutlingens Landrat Thomas Reumann (im Bild li.). Die Kommunale Gesundheitskonferenz des Landkreises hat dem Vorhaben über Jahre den Boden bereitet. Der Landrat erklärte den Gästen, warum: „Wir brauchen eine Gesundheitsversorgung im Sinne einer integrierten Versorgungsplanung und einer Behandlung, die vom Patienten her denkt, und nicht in bestehenden Kirchtürmen verharrt.“

Ambulantes Versorgungsmodell der Zukunft

Prof. Rogall macht deutlich, welche Ziele die Robert Bosch Stiftung mit den PORT-Zentren verfolgt: „Wir sehen hier das ambulante Versorgungsmodell der Zukunft. Gelingt ein flächendeckender Aufbau von PORT-Zentren, werden diese die umfassende Grundversorgung in den Regionen sichern und dabei die Versorgungsqualität für den einzelnen Patienten steigern.“ Ein Gutachten im Auftrag der Stiftung belege, dass bereits die Umwandlung von nur zehn Prozent der 50.000 Hausarztsitze in lokale Gesundheitszentren für einen flächendeckenden Zugang ausreichen würde. Zudem brauche es über 2.000 akademisch qualifizierte Pflegekräfte, um eine fachgerechte Koordinierung zu gewährleisten.

Weiterer Ausbau wird in Baden-Württemberg gefördert

In Baden-Württemberg macht man sich bereits auf den Weg. Minister Manne Lucha ist vom „Leuchtturmprojekt Hohenstein“ überzeugt und nennt es „zukunftsweisend“ für das Bundesland. Ein entsprechender Förderaufruf des Sozialministeriums stellt bis zu 300.000 Euro pro neuem Primärversorgungszentrum in Aussicht. Viele solche Nachahmer sind ganz im Sinne der Robert Bosch-Stiftung als Vordenker, Wegbereiter und Impulsgeber, um zukunftsfähige Versorgungsmodelle flächendeckend in der Praxis zu etablieren.

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Community Health Nursing: Gewinner auf allen Seiten

Qualifizierte Pflegefachpersonen sind unter dem Begriff „Community Health Nursing“ (CHN) in vielen Ländern Teil der primären Gesundheitsversorgung. Sie kümmern sich um chronisch und mehrfach erkrankte Menschen, sie steuern, koordinieren und beraten, und sie leiten multiprofessionelle Teams in kommunalen Gesundheitszentren. Um CHN auch in Deutschland zu etablieren, fördert die Robert Bosch Stiftung seit 2017 ein Projekt der Agnes-Karll-Gesellschaft im Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK). Nach Bestandsaufnahme und Konzeptphase sowie Entwicklung neuer Masterstudiengänge starten diese zum Wintersemester 2020 an drei Standorten: an der Universität Witten/Herdecke, der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Vallendar und der Katholischen Stiftungshochschule München.

DBfK-Projektleiterin Andrea Weskamm macht deutlich: „Durch die Etablierung von Community Health Nurses gibt es Gewinner auf allen Seiten.“ Die Patienten profitieren von einer umfassenden Betreuung und Beratung. Die Pflegefachpersonen besetzen ein eigenständiges, verantwortungsvolles Arbeitsfeld. Die Ärzte erfahren spürbare Entlastung und die Krankenkassen sparen Kosten u.a. durch erfolgreiche Prävention und Gesundheitsförderung. Die Gesellschaft profitiert insgesamt durch höhere Qualität der Primärversorgung, auch in der Fläche. „Denn“, so Andrea Weskamm, „wir erhoffen uns einen Schneeballeffekt durch die guten Erfahrungen der Absolvent*innen im neuen Handlungsfeld.“

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