D-A-CH Raum: Mogeln sich die Spitäler an der überfälligen Strukturreform vorbei?

Im gesamten deutschsprachigen D-A-CH Raum sinkt die Anzahl der Krankenhaus-Standorte kaum bis gar nicht. Dieses Phänomen ist nur zum Teil der notwendigen und richtigen Spezialisierung der Kliniken auf bestimmte Fachgebiete – mit Zugewinn an Kompetenz und höheren OP-Fallzahlen zuzuschreiben. Doch an einer deutlichen Verringerung der Standorte führt kein Weg vorbei.

Beispiel Schweiz: In den vergangenen 20 Jahren ist die Anzahl der Spitäler durch Fusionierungen zwar um ein Viertel auf 281 gesunken, die Zahl der aktuell 580 Standorte aber kaum. Damit drängt sich die Fage auf: Wird durch „optische Tricks“ eine echte Strukturreform zu Lasten der Beitragszahler um Jahre verschleppt?

 Im Jahr 1998 gab es in der Schweiz insgesamt 378 Spitäler und Kliniken, 97 mehr als 2018. Ein wichtiger Grund für die sinkende Anzahl der Spitäler ist die Fusion von Spitalbetrieben. Dieser Rückgang der Anzahl Spitäler täuscht wegen der Zusammenlegung von Spitälern aber einen stärkeren Strukturwandel vor, wie Analyst Patrick Hasenböhler von der ZKB in einer aktuellen Studie schreibt. Die aktuell 281 Spitäler waren 2018 an 580 Standorten tätig. Inzwischen sind über ein Viertel der Spitäler mehreren Standorten zugeordnet.

Weniger Betten, mehr Personal – stark zunehmende Ambulanzfälle

Der Strukturwandel wird besser durch die Entwicklung der Bettenanzahl reflektiert, so der ZKB-Analyst weiter. Während die Anzahl Spitäler gemäss offiziellen Zahlen vom Bundesamt für Statistik zwischen 1998 und 2018 um 26 Prozent zurückging, reduzierte sich die Zahl der Betten im gleichen Zeitraum lediglich um 16 Prozent: von 45 189 auf 37 956. Seit 2015 stagniert die Bettenanzahl sogar.

Schweiz_Spitalbetten_1998-2018_ZKB-screenshot

Hingegen fällt der starke Anstieg der Beschäftigtenzahl pro Spital auf. Auch die Anzahl der Mitarbeitenden pro Spitalbett ist zwischen 1998 und 2018 substanziell von 2.1 auf 4.3 angestiegen. Eine Erklärung dafür dürfte laut Hasenböhler der starke Anstieg der ambulanten Versorgungsfälle sein (seit 2013 eine Zunahme von +23 Prozent). Ein weiterer Grund könnte die über die Jahre hinweg immer kürzere Aufenthaltsdauer bei den stationär behandelten Patient*innen sein. Die Entlassungen erfolgen immer früher, weil das Netz der Nachsorge immer dichter und leistungsfähiger geworden ist. Nicht zuletzt trägt wohl auch die alternde Bevölkerung durch die erforderliche Überwachung von Mehrfacherkrankungen zum steigenden Personalbedarf bei.

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