Vor wenigen Tagen konnten die ersten drei Klassen im neuen Bildungszentrum für Gesundheits- und Sozialberufe in Gaming ihre Ausbildung starten.
Es war eine der ersten Maßnahmen der Bundesregierung im Jänner 2020: Die Ausschreibung eines Schulversuchs für eine Pflege- und Sozialbetreuungsausbildung mit Matura (wir berichteten). Damit war der Weg frei für die neue Höhere Lehranstalt für Sozialbetreuung und Pflege (HLSP), die mit diesem Schuljahr nun erstmals in Österreich an insgesamt fünf Standorten angeboten wird. Diese 5-jährige Schule bietet einerseits die Ausbildung zum/r Diplom-Sozialbetreuer*in oder alternativ einen Schwerpunkt in der Ausbildung zur Pflegefachassistenz und schließt mit Matura ab.
Die Caritas der Diözese St. Pölten hat in enger Kooperation mit dem Land Niederösterreich den Schulstandort Gaming als Schulträger übernommen und wird nun, beginnend mit diesem Schuljahr, neben der HLSP auch eine Schule für Sozialbetreuungsberufe (SOB) sowie eine Fachschule für Sozialberufe (FSB) anbieten.
Bei der Eröffnuns-Pressekonferenz im neuen Caritas Bildungszentrums für Gesundheits- und Sozialberufe in Gaming (Bild o.) betonten der Generalsekretär des Bildungsministeriums, Martin Netzer, Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister und Caritasdirektor Hannes Ziselsberger die Wichtigkeit einer zeitgemäßen und attraktiven Ausbildung in Bereich von Sozialbetreuung und Pflege.
„Mit dieser Ausweitung des berufsbildenden Schulwesens im Bereich der Sozialbetreuung und Pflege zielen wir auf die Bekämpfung des Fachkräftemangels im höher qualifizierten Pflegebereich ab“, so Generalsekretär Martin Netzer. Besonders wichtig sei auch die Erhöhung der Durchlässigkeit im Bildungssystem. „Wir stellen heute die Weichen für abgestimmte Gesundheits- und Krankenpflegeausbildungsangebote, die auf der 10. Schulstufe beginnen und mit der Matura nun auch einen Zugang zu einem entsprechenden Studium eröffnen.“ Das berufsbildende Schulwesen in Österreich ist äußerst erfolgreich – die Absolventinnen und Absolventen sind am Arbeitsmarkt gefragter denn je. „Umso wichtiger ist es für die Entwicklung unserer Gesellschaft“, so der Generalsekretär, „dass wir dementsprechende Ausbildungsangebote im Pflegebereich zur Verfügung stellen.“
„Mit der 5-jährigen Pflegeassistenz-Ausbildung mit Matura schaffen wir hier in Gaming gemeinsam ein absolut notwendiges Vorreiterprojekt für ganz Österreich, das durch gut ausgebildete Fachkräfte zum weiteren Gelingen flächendeckender und qualitativ hochwertiger Pflege und Betreuung maßgeblich beitragen wird“, betont Bildungs- und Sozial-Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister.
Im Caritas Bildungzentrum Gaming erwartet die Schülerinnen und Schüler eine Ausbildung mit Zukunft, ist Caritasdirektor Hannes Ziselsberger überzeugt. Sei doch in drei von vier Berufsfeldern der Sozialbetreuung auch die Ausbildung zur Pflegeassistenz enthalten, wie er betont. „Die Kernkompetenz der Caritas ist es, Menschen mit Unterstützungsbedarf in ihrem Leben zu helfen, zu begleiten, zu betreuen, zu pflegen. Wir wissen als Arbeitgeberin im Bereich der Altenpflege, der Behindertenhilfe oder der Familienhilfe um die wichtige Bedeutung der Sozialbetreuungsberufe und um den Mangel an Fachkräften, der uns in diesem Bereich bevorsteht. Wir wissen, dass wir die hier ausgebildeten Kräfte dringend benötigen und wir wissen, dass wir keinen Tag zu früh mit der Ausbildung beginnen. Die Absolventinnen und Absolventen werden am Ende ihrer Ausbildung mit Sicherheit die besten Berufs-bzw. Jobaussichten haben“, so Ziselsberger.
Die Direktorin des BIGS Gaming, Barbara Heigl freut sich über den Start von drei Klassen ins neue Schuljahr: „Das Interesse am neuen Ausbildungsangebot ist groß und das weit über die Bezirksgrenzen hinaus. Durch das angebundene Internat kommen unsere Schülerinnen und Schüler auch aus den angrenzenden Bundesländern.“
Bis jetzt gab es bundesweit kein eigenes Fortbildungsprogramm für Pflege- und Sozialberufsschulen. Im Rahmen der Pressekonferenz kündigte der Rektor der Pädagogischen Hochschule NÖ, Univ.-Prof. Erwin Rauscher an, ein solches Fortbildungsprogramm zielgerichtet anbieten zu wollen – in Abstimmung mit den Wünschen der Schulen: „Abseits der pädagogischen Kulturtechniken – Lesen, Rechnen, Schreiben – gelten an Schulen wie hier in Gaming auch Pflege-Grundlagen einer Sorge-Kultur: Zuhören, Verstehen, Anwenden. Und daraus Achtsamkeit, Empathie, Präsenz und Geduld sowie Autonomie von Sorgebedürftigen. So werde die „Caring Community zu einer Ausdrucksform von Caritas in einer Caring Society“, so Prof. Rauscher.
Folgende Schultypen werden im BiGS Gaming angeboten:
• Höheren Lehranstalt für Sozialbetreuung und Pflege (HLSP)
Bei der 5-jährigen Ausbildung mit Matura, kann zwischen den Schwerpunkten Pflegefachassistenz sowie Familienarbeit (Abschluss als Diplom-SozialbetreuerIn) gewählt werden. Ein Besuch ist entsprechend den Aufnahmekriterien für die BHS nach Abschluss der 8. Schulstufe möglich.
• Fachschule für Sozialberufe (FSB)
3-jährige berufsbildende mittlere Schule für Jugendliche ab 14 Jahren als Vorbereitung auf verschiedene Ausbildungen im Sozial- und Gesundheitsbereich. Die Schule bietet eine fundierte kaufmännische Grundausbildung und wird dem Lehrabschluss zum Betriebsdienstleistungskaufmann bzw. zur Betriebsdienstleistungskauffrau gleichgehalten. Zusatzausbildungen sind: KinderbetreuerIn, TagesbetreuerIn und HeimhelferIn.
• Schule für Sozialbetreuungsberufe (SOB)
2-jährige Fachausbildung mit den Schwerpunkten Alten- bzw. Behindertenarbeit mit inkludierter Pflegeassistenz und Green Care. Im Anschluss an das Fachniveau kann im bereits absolvierten Ausbildungsschwerpunkt mit der einjährigen Diplomausbildung fortgesetzt werden. Ein Besuch ist mit 17 Jahren (Vollendung des 17. Lebensjahres in dem Jahr, in dem die Ausbildung begonnen wird) möglich.
Österreich-weit führt die Caritas in sechs Bundesländern (Wien, NÖ, OÖ, Szbg, Kärnten, Stmk) Schulen und Bildungszentren mit rund 5.300 Schülerinnen und Schülern. Der Großteil davon besucht Schulen für Sozialbetreuungsberufe (SOB).
Alle Fotos: Caritas St. Pölten