Heute heilbar: Medizin-Nobelpreis für die Entdeckung des Hepatitis-C-Virus

Die Entdeckung und Erforschung des Hepatitis-C-Virus hat den Grundstein für die Heilung der chronischen Lebererkrankung gelegt. Bereits seit 2014 ist durch entsprechende Therapien für nahezu alle Patienten eine vollständige Heilung möglich.

Der Nobelpreis für Medizin geht heuer an Harvey J. Alter (USA), Michael Houghton (Großbritannien) und Charles M. Rice (USA) für ihre Beiträge zur Entdeckung des Hepatitis-C-Virus. (Bild: SN/AP)

Medizin-Nobelpreis_2020_Hepatitis-C

Die Entdeckung des Hepatitis-C-Virus ermöglichte es auch, Screeningtests für Bluttransfusionen und Blutprodukte zu entwickeln. Dadurch konnte die Übertragung des Virus in vielen Teilen der Welt im Wesentlichen beseitigt und somit ein Beitrag dazu geleistet werden, die globale Gesundheit zu verbessern. Die chronische >Hepatitis-C gehört zu den weltweit häufigsten Infektionskrankheiten. Global sind ungefähr 71 Millionen Menschen chronisch mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) infiziert. In Österreich sind mehr als 20.000 Personen davon betroffen. Die Ansteckung erfolgt von Blut zu Blut und in den meisten Fällen verläuft die Infektion klinisch stumm, also ohne auffällige Symptome. Deshalb bleiben Infektionen oft unentdeckt. Auch das Pflegepersonal in aller Welt war z.B. durch Nadelstichverletzungen gefährdet, an einer (unbemerkten) HCV-Infektion zu erkranken.

„Ich freue mich, dass der Entdeckung von Hepatitis-C eine so hohe Ehre zuteil wird. Die Lebererkrankung war lange Zeit schwer behandelbar. Mit neuen Medikamenten ist die Krankheit heute in den meisten Fällen innerhalb von 8-12 Wochen heilbar. Bis 2014 litten die Betroffenen unter massiven Einschränkungen ihrer Lebensqualität aufgrund von Nebenwirkungen der bis dahin eingesetzten Medikamente und des aufwändigen Therapieschemas. Besonders wichtig bleibt die Compliance, die Tabletten müssen täglich genommen werden, was bei Suchtkranken oftmals eine Herausforderung darstellt. Eine Hepatitis-C-Infektion verläuft häufig ohne auffällige klinische Symptome. Die Herausforderung besteht für uns Mediziner daher darin, die infizierten und nicht-diagnostizierten Patienten zu finden und diese einer Therapie zuzuführen. Ein umfassendes Screeningprogramm – vor allem in Hochrisikogruppen – könnte hier helfen“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Gschwantler, Abteilungsvorstand an der 4. Med. Abteilung mit Gastroenterologie, Hepatologie, Endoskopie und Ambulanz im Krankenhaus Ottakring (vormals Wilhelminenspital) in Wien.

Auch Angelika Widhalm, Präsidentin der Hepatitis-Hilfe-Österreich, begrüßt die Vergabe des Nobelpreises für die Entdeckung des Hepatitis-C-Virus und freut sich darüber, dass diesem Thema eine so hohe Anerkennung zuteil wird: „HCV ist zwar heute gut behandelbar und sogar heilbar geworden. Trotzdem ist die Krankheit tückisch, da sie auch heute noch, aufgrund der fehlenden Symptome, lange unentdeckt bleiben kann. Damit die Krankheit keinen Schaden anrichten kann, ist ein frühzeitiger Behandlungsbeginn enorm wichtig“, erklärt Angelika Widhalm.

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