„Reform-Turbo“ Corona in der Schweiz? 40 Prozent weniger Intensivbetten als im Frühjahr – Pflegepersonal wird eingespart

Viele eidgenössische Spitäler, Ärzte und das Pflegepersonal stossen derzeit an ihre Kapazitätsgrenzen. Dennoch werden seit dem Frühjahr 2020 rund 40 Prozent der Intensivbetten sowie Pflegepersonal abgebaut.  Jedes vierte Spitalsbett steht – ähnlich wie auch in Deutschland – ganzjährig leer. Beschleunigt also die Corona-Pandemie die lange verzögerte Strukturreform der Spitäler?

Obwohl sich die zweite Welle der Corona-Pandemie zuspitzte, stellten die Spitäler am 17. Dezember 2020 insgesamt 1.076 Intensivbetten zur Verfügung – um 66 Betten weniger als einen Monat zuvor. Im Vergleich zur ersten Welle im Frühjahr sind es sogar 40 Prozent weniger, wie die Grafik zeigt:

Intensivbetten-Reduktion_Schweiz_BÄG_12-2020

Insgesamt blieb der Anteil der freien Betten vom Sommer bis heute – trotz stark zunehmender Corona-Patienten – konstant zwischen 20 und 25 Prozent. Der wahrscheinlichste Grund: Statt die Intensivbetten wieder auf das Niveau vom Frühjahr aufzustocken, haben Spitäler eine unbekannte Zahl nicht dringlicher Operationen verschoben.

Kein Ersatz für krankes Pflegepersonal

Zwar würden Spitäler zu Recht alarmieren, dass das tertiär ausgebildete Pflegepersonal derzeit am äussersten Anschlag arbeiten müsse – dennoch gibt es nur wenige Anstrengungen, um dem Pflegepersonal bessere Arbeitsbedingungen zu gewähren und den Personalstand entsprechend  aufzustocken. Im Gegenteil: So baut beispielsweise die Berner Inselgruppe in einigen Bereichen Pflegekapazitäten im Verhältnis zur Zahl der Akutbetten sogar ab. Trotz der aktuell angespannten Situation sucht die Spitalgruppe – aus Kostengründen – offenbar nicht einmal Ersatz für voll ausgebildete Pflegekräfte, die sich im Schwangerschaftsurlaub befinden oder für längere Zeit krank sind.

Quelle…. © Zahlen und Grafik: BAG

 

So ordnen wir es ein:

Dass die Spitalslandschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz  sich in einem tiefhreifenden Strukturwandel befindet, ist seit langem bereits klar. Dieser lässt sich auch durch eine Corona-Pandemie nicht aufhalten, sondern wird von dieser als Katalysator eher noch beschleunigt. Für das – ohnedies knappe – Pflegefachpersonal bedeutet dieser Strukturwandel aber keineswegs Arbeitslosigkeit, sondern lediglich eine lokale, regionale und zu einem kleinen Teil auch überregionale Umschichtung. Allerdings wird in Zukunft eine höhere berufliche Mobilität der Pflegenden erforderlich sein.

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