Nach Urabstimmung in Schleswig-Holstein: Mitglieder fordern mit grosser Mehrheit die Auflösung der Pflegekammer

Die in bester Absicht „von oben“ verordnete Pflegekammer in S-H ist in einer Urabstimmung klar gescheitert. Während die Berufsverbände ein „fatales Signal“ gegen die Selbstbestimmung der Profession Pflege beklagen, jubeln Arbeitgeberverband bpa und die Gewerkschaft Ver.di über das allzu frühe Verstummen der einzigen, gesamthaften Stimme der Pflegenden im Land.

Wahlurne

Die beruflich Pflegenden in Schleswig-Holstein haben sich nun überdeutlich für die Auflösung der Kammer ausgesprochen. Fast drei Viertel der rund 25.000 Mitglieder haben abgestimmt, 91,7 Prozent davon votierten für das Aus der Pflegekammer. Das teilte die Pflegeberufekammer in einer Presse-Videokonferenz am 25. März 2021 mit.

Wie erinnerlich, wollte die ehemalige Sozialministerin Kristin Alheit (SPD) mit der Gründung einer Pflegekammer den Pflegenden eine Stimme geben. Diese haben nun nach nur drei Jahren ihre Stimmen erhoben und mit deutlicher Mehrheit für das Aus der Kammer votiert.

Kommentar:

Die Obduktion wird es zeigen: Die politische Selbstbestimmung und -vertretung aller beruflich Pflegenden ist am Organversagen ihrer einzigen gemeinsamen Stimme verstorben. Politikern und Arbeitgebern kann dies nur Recht sein, weil ein starker und damit unbequemer Verhandlungspartner wegfällt. Den Pflegenden selbst gratuliere ich dazu, ihre professionelle Fremdbestimmung durch andere Berufsgruppen weit in die Zukunft hinein „gerettet“ und ihre vielfach bejammerte Unfreiheit wieder „gewonnen“ zu haben. Ein „Pyrrhus-Sieg“ gegen sich selbst sozusagen.

Erich M. Hofer

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