2021 wird ein Zeckenjahr. Während das Corona-Virus auf dem Rückzug ist, marschieren andere Viren jetzt erst so richtig los. Vor dem lang ersehnten Aufbruch in die Natur sollte man prüfen: Ist der vor Jahren erhaltene FSME-Impfschutz noch ausreichend? Oder ist doch eine Auffrischung erforderlich? Zudem empfiehlt sich eine genauere Körperkontrolle auf mögliche Zeckenbissstellen. Denn auch die tückische (bakterielle) Borreliose wird von Zecken übertragen.
Zecken können nach nur einer einzigen Mahlzeit viele Monate ohne einen weiteren Tropfen Blut überleben und damit Temperaturen unter sechs Grad Celsius einfach abwarten. Mit den ersten milden Tagen ist der Verdauungsschlaf allerdings zu Ende, die ersten Blutsauger lauern schon jetzt wieder im hohen Gras, in Sträuchern und im Unterholz, auf Mensch und Tier. Hierzulande ist es vor allem der „Gemeine Holzbock“ aus der Familie der Schildzecke, der mit seinem scherenartigen Mundwerkzeug zwickt, sticht und saugt und mit seinem Speichel Viren und Bakterien übertragen kann.
Die von Zecken übertragene Viruserkrankung Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) tritt in Mitteleurop regional unterschiedlich häufig auf. Gegen die weit häufigere Infektionskrankheit – die Borreliose – gibt es dagegen keine vorbeugende Schutzimpfung: „Diese wird von spiralförmigen Bakterien (Borrelien) verursacht.
Frühzeitige Entfernung der Zecke verhindert Infektion
Die Borrelien fühlen sich vor allem in kleinen Nagertieren und Vögeln wohl. Hat sich eine Zecke von einem befallenen Tier ernährt, können sich die Bakterien auch im Darm des Blutsaugers ansiedeln. Sticht diese Zecke dann wiederum einen Menschen, wandern die Bakterien in die Speicheldrüsen der Zecke. Beim Saugen gelangt dieser infektiöse Speichel in den Körper des Menschen und mit ihm auch die Bakterien.
Da die Wanderung der Borrelien aus dem Darm der Zecke in die Speicheldrüsen Zeit braucht, kann eine frühzeitige Entfernung der Zecke eine Krankheitsübertragung verhindern. Prinzipiell gilt: je früher die Zecke entfernt wird, desto geringer ist das Risiko einer Übertragung. Wird die Zecke innerhalb der ersten zwölf bis 24 Stunden entfernt, ist die Wahrscheinlichkeit einer Borrelien-Infektion sehr gering.
Juni bis August ist Hauptsaison
Insgesamt ist das Infektionsrisiko stark von der Witterung abhängig. Die meisten Krankheitsfälle werden von Juni bis August gemeldet. Die Gefahr, von Zecken befallen zu werden, besteht vor allem bei Kontakt mit bodennahen Pflanzen – etwa mit Gras, Kraut und Sträuchern. Schützen kann Kleidung, die möglichst viel Körperoberfläche bedeckt: lange Hosen, langärmelige Hemden und festes Schuhwerk.
Nach einem Aufenthalt im Freien sollte der Körper sorgfältig nach Zecken abgesucht werden“, rät der Hausarzt. Insbesondere bei Kindern können sie auch am Kopf sitzen. Auch Haustiere sollten regelmäßig auf Zeckenbefall abgesucht bzw. durch entsprechende Wirkstoffe – im Handel als Halsbänder, Tropfen zum Einreiben usw. erhältlich – vorbeugend geschützt werden.
Ist einmal eine Übertragung mit Borrelien passiert, führen nur wenige Infektionen tatsächlich auch zu Krankheitssymptomen: Nach dem Stich einer mit Borrelien infizierten Zecke bildet nur etwa jede/r fünfte Betroffene Antikörper aus. Da jedoch nur etwa jede/r fünfzigste Infizierte tatsächlich Symptome (primär an der Bissstelle) zeigt, wissen viele gar nicht, dass sie irgendwann einmal Kontakt mit Borrelien hatten.
Nach Angaben der Experten ist der Anteil der Bevölkerung mit einem Antikörpernachweis relativ hoch: So sind etwa bei jedem zehnten Blutspender Antikörper nachweisbar, bei Jägern bis zu 70 Prozent.
Fieber und Wanderröte
Bemerken vom Zeckenstich Betroffene die Borreliose-Erkrankung in der Frühphase, dann haben sie meist Symptome wie Müdigkeit, verminderten Appetit, Kopf- und Nackenschmerzen, Muskel- und Gelenksschmerzen sowie Lymphknotenschwellungen und Fieber. In der Folge können verschiedene Organe, insbesondere die Haut und das Nervensystem betroffen sein.
Einige Tage nach dem infektiösen Zeckenstich zeigt sich die sogenannte „Wanderröte“ – eine kreisförmige Rötung der Haut, die mindestens fünf Zentimeter Durchmesser erreicht. Jetzt ist der Gang zum Hausarzt unausweichlich, denn: Patient*innen, die im Frühstadium der Borreliose mit Antibiotika behandelt werden, genesen zumeist rasch und ohne Spätfolgen.
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