Eines der größten interdisziplinären Forschungsprojekte an der FH Campus Wien soll Österreich zum europaweiten Pionier bei digitaler Information und Kommunikation in der mobilen Pflege und Betreuung machen. Linked Care ‒ LICA ‒ vernetzt bisher noch nie miteinander verbundene Systeme, stellt den digitalen Informationsfluss sicher und hebt damit Betreuung, Therapie und mobile Pflege auf ein neues Level.
Von der FH Campus Wien arbeiten das Kompetenzzentrum für Angewandte Pflegeforschung und der Masterstudiengang Health Assisting Engineering eng mit 12 Partnern aus Technik, Wirtschaft, Betreuung und Pflege sowie Wissenschaft und Ethik zusammen. Linked Care wird von der Österreichischen Forschungsförderungs-Gesellschaft als Leitprojekt der Ausschreibung Pflege-Challenge gefördert.
Zur Zeit läuft eine groß angelegten Erhebungsphase, in der die Betroffenen selbst (Zielgruppe 1), die Gesundheitsprofessionist*innen (Zielgruppe 2) und auch die Gesundheitsdienstleister (Zielgruppe 3) befragt werden. Erste Ergebnisse sollen Ende 2021 vorliegen.
Gebündelte Information, starke Kommunikation, einzigartige Dokumentation
Die demografische Entwicklung lässt einen starken Bedarfszuwachs an Pflege- und Betreuungstätigkeiten erwarten, gerade auch deshalb ist es essenziell, die Rahmenbedingungen für Pflege- und Betreuungspersonen zu optimieren. Zurzeit bestehen zwischen den unterschiedlichen Pflege-Settings – stationär, teilstationär, mobil oder privat – und auch zwischen mehreren in die Pflege involvierte Stellen kaum Möglichkeiten für Austausch und Informationstransfer.
„Klient*innen sind aktiv eingebunden und können schnell Einsicht in die eigene Dokumentation erlangen und für An- und Zugehörige wird die zielgerichtete Planung der informellen Pflege vereinfacht.“
„Oftmals werden Daten mehrfach erfasst, weil Datensysteme nicht kompatibel sind“, so Dr. Elisabeth Haslinger-Baumann (li.), Projektleiterin ´Linked Care´ und Leiterin des Kompetenzzentrums für Angewandte Pflegeforschung der FH Campus Wien. ´Linked Care´ soll alle am Gesundheitsversorgungsprozess Beteiligten digital vernetzen und einen optimalen Informationsfluss sicherstellen: Personen in Betreuungsberufen, Betroffene selbst, An- und Zugehörige werden genauso integriert wie medizinische und therapeutische Daten aus IT-Systemen von Arztpraxen, Therapien und Apotheken oder von Versicherungen und Krankenhäusern.
„Unsere besondere Sorgfalt gilt der ethisch korrekten und Benutzer-orientierten Entwicklung und Evaluation der Software.“
E. Haslinger-Baumann
Einfach und zum Vorteil aller an mobiler Pflege Beteiligten
Die neu geschaffene Transparenz erleichtert den Versorgungsprozess: Klient*innen sind aktiv eingebunden und können schnell Einsicht in die eigene Dokumentation erlangen und für An- und Zugehörige wird die zielgerichtete Planung der informellen Pflege vereinfacht“
, so Haslinger-Baumann über die Ziele von ´Linked Care´. Pflege- und Betreuungspersonen haben mit dem vereinheitlichten LICA-Pflege Summary alle relevanten Daten auf einen Blick.
„Eine inhaltlich standardisierte Dokumentation überwindet sprachliche, Setting-übergreifende und demografische Barrieren und ermöglicht vereinfachte interdisziplinäre Zusammenarbeit zum Wohle der Betroffenen.“
E. Haslinger-Baumann
Vorreiter für Goldstandard in Europa
Einfache Bedienung mit einem hohen Grad an Automation für nachhaltige Kommunikation unterstreicht den Nutzen von ´Linked Care´. Europaweit wird das System für die mobile Pflege, Betreuung und Therapie damit neue Maßstäbe setzen. In der derzeit ersten Phase des Projekts stehen aufgrund des userzentrierten Ansatzes umfangreiche Anforderungsanalysen im Fokus. Der Launch von ´Linked Care´ soll 2025 erfolgen.
„Wir verbinden bestehende Systeme, wie mit der elektronischen Gesundheitsakte ELGA beispielsweise, definieren neue, einheitliche Standards und schaffen die Möglichkeit, neue Tools wie Telemedizin oder eHealth-Angebote zu implementieren.“
E. Haslinger-Baumann
Ein digitales Tool für alle – alle für Linked Care
Nahezu einzigartig ist die Zusammenarbeit von Stakeholdern und Enduser*innen in diesem von der FFG geförderten Projekt. Expertise aus dem Bereich Pflege und Betreuung bringen ein: Akademie für Altersforschung am Haus der Barmherzigkeit, Johanniter Österreich Ausbildung und Forschung gem. GmbH, Wiener Rotes Kreuz, Rettungs-, Krankentransport-, Pflege- und Betreuungsgesellschaft mbH., Volkshilfe Gesundheits- und Soziale Dienste GmbH und Volkshilfe Wien gemeinnützige Betriebs-GmbH. Die technische Umsetzung erfolgt von: CareCenter Software GmbH, Loidl-Consulting & IT Services GmbH, CompuGroup Medical CGM, Österreichische Apotheker-Verlagsgesellschaft m.b.H. sowie Steszgal Informationstechnologie GmbH. Als wissenschaftliche Partner*innen sind neben der FH Campus Wien die Universität Wien und die FH Technikum Wien beteiligt.
> Kompetenzzentrum für Angewandte Pflegeforschung
> Masterstudiengang Health Assisting Engineering