Meinungsumschwung in Deutschland: Zwei Drittel für Corona-Impfpflicht in Pflegeberufen

Eine große Mehrheit der Deutschen befürwortet mittlerweile eine Corona-Impfpflicht zumindest für bestimmte Berufsgruppen, so eine aktuelle Umfrage im Auftrag der dpa. Auch der Berufsverband DBfK-Nordost ruft „nachdrücklich“ dazu auf, sich impfen zu lassen. Und der Deutsche Ethikrat empfiehlt jetzt eine Impfpflicht für Berufsgruppen mit besonderer Verantwortung.

Der aktuellen Umfrage zufolge sprachen sich 68 Prozent für eine Impfpflicht etwa in Pflege- und Gesundheitsberufen aus. 44 Prozent befürworten sogar eine generelle Impfpflicht. Nur 27 Prozent sind gegen eine Impfpflicht für alle. Doch weder die scheidende noch die künftige Bundesregierung wollen eine allgmeine Impfpflicht. Die Stimmung in der Bevölkerung ist offenbar seit Beginn der Corona-Impfungen im Vorjahr aber umgeschlagen: Ende Dezember 2020 hatten sich in einer YouGov-Umfrage noch 56 Prozent gegen eine allgemeine Impfpflicht und 33 Prozent dafür ausgesprochen.

Impfbereitschaft der beruflich Pflegenden: Noch viel Luft nach oben

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Die Präsidentin des Deutschen Pflegerats (DPR), Christine Vogler (re.) hat kürzlich im „heute Journal“ (ZDF) kritisiert, dass beruflich Pflegende in Bezug auf ihre Impfbereitschaft „undifferenziert“ dargestellt würden. Vogler setzt hingegen weiterhin auf  mehr Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit unter den Pflegenden. Auch Arbeitgeber könnten dazu wesentlich beitragen. Eine Impfpflicht sei aus Sicht der DPR-Präsidentin der falsche Weg, da Zwang nur viel höhere Widerstände erzeuge.

Berufsverband DBfK-Nordost ruft erneut „nachdrücklich“ zur Impfung auf

„Jeder und jede von uns mit Impfschutz trägt dazu bei, dass das Gesundheitswesen nicht zusätzlich belastet wird“, so Markus Lauter vom Vorstand des DBfK-Nordost. „Wir dürfen […] allen, die in stationären Pflegeeinrichtungen leben und arbeiten, nicht noch einen Winter mit vielen verstorbenen Bewohner*innen, Nachbar*innen und Freund*innen zumuten.“ Sich impfen zu lassen, sei ein Zeichen der Solidarität gegenüber den Pflegenden in besonders belasteten (Intensiv-)Bereichen sowie den Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen könnten.

„Widersprüchliche Meldungen in den Medien, aber auch die Aussagen mancher ärztlicher Kolleg*innen haben auch Angehörige unserer Berufsgruppe verunsichert“, so Vorstandskollegin Anja Katharina Peters. „Die zugelassenen Impfstoffe gegen COVID-19 sind sicher. Das lässt sich nach Millionen verabreichter Impfdosen mit Gewissheit sagen.“ Der Verband sieht auch die Arbeitgeber – Kliniken, Pflegeheime und ambulante Dienste sowie Pflegeschulen (Praxiseinsätze!) – in der Pflicht, niedrigschwellige Impfangebote weiterzuführen.

Deutscher Ethikrat empfiehlt Impfpflicht gegen Covid-19 für Mitarbeitende in besonderer beruflicher Verantwortung

Wie schon bei der Masernimpfung im Jahr 2019, empfiehlt der Deutsche Ethikrat jetzt – vor dem zweiten Corona-Winter 2021/2022 mit großer Mehrheit die rasche Prüfung einer berufsbezogenen Covid-19-Impfpflicht in Bereichen, in denen besonders vulnerable Menschen versorgt werden. Solche berufsbezogene gesetzliche Impfpflicht ist in einigen europäischen Ländern bereits eingeführt worden.

Beschäftigte, die schwer oder chronisch kranke sowie hochbetagte Menschen beruflich versorgen, wie ärztliches und pflegendes Personal, aber auch Mitarbeitende des Sozialdienstes, der Alltagsbegleitung oder der Hauswirtschaft, tragen eine besondere Verantwortung dafür, die ihnen Anvertrauten nicht zu schädigen. Gleiches gilt für Institutionen und Einrichtungen, die dafür verantwortlich sind, die dort versorgten Menschen keinen vermeidbaren gesundheitlichen Gefahren auszusetzen.

Der Deutsche Ethikrat betont, dass die – auf Freiwilligkeit, Information, Überzeugungsarbeit und Vertrauensbildung beruhende – Impfstrategie unverändert wichtig bleibt. Die Anstrengungen, möglichst alle Menschen von der Notwendigkeit der Impfung zu überzeugen, sollten verstärkt werden. Außerdem muss eine weiter ausgebaute Teststrategie die Impfstrategie ergänzen.

> zum Volltext der Empfehlung des Dt. Ethikrates 

> Unterstützender gemeinsamen Appell von: Deutsche Krankenhausgesellschaft, Bundesärztekammer, Deutscher Pflegerat (DPR), Bundespflegekammer und Verband medizinischer Fachberufe (12.11.2021)

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