Fortschritt für Deutschland? ´Community Nursing´ endlich im Ampel-Regierungsprogramm

Österreich startet bereits ein EU-gefördertes, bundesweites CHN-Projekt (wir berichteten). Nun steht der Auf- und Ausbau des „Community Health Nursing“ auch im neuen Vertrag der deutschen Ampelkoalition. Wird man jetzt endlich auch in der Pflege „mehr Fortschritt wagen“?

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) sieht jetzt viele seiner Forderungen im aktuellen Koalitionsvertrag aufgenommen. Nun komme es dem Verband zufolge auf die entschlossene und fundierte Umsetzung an, damit die Pflege als Beruf wieder attraktiv wird und die Gesundheitsversorgung in Deutschland zukunftsfähig werden kann.

 CHN-Broschüre DBfKEine der wichtigsten Forderungen des DBfK war die Umsetzung der Personalbemessung (PPR 2.0) in den Krankenhäusern, um die beruflich Pflegenden schnell zu entlasten. „Wir sind sehr froh, dass diese Forderung im Koalitionsvertrag aufgenommen wurde und auch die Personalbemessung in der Langzeitpflege beschleunigt umgesetzt werden soll. Unsere Beharrlichkeit in diesem und weiteren Punkten hat sich gelohnt“, bewertet DBfK-Präsidentin Christel Bienstein den Passus des Koalitionsvertrags.

„Ausserdem stehen mit den Plänen, die Gehälter in der Langzeitpflege anzuheben, Assistenzausbildungen zu vereinheitlichen und die Eigenanteile für Menschen mit Pflegebedarf zu deckeln weitere wichtige Punkte im Vertrag, die auch wir schon lange fordern.“ Der DBfK hätte sich noch weitreichendere Reformen in der Finanzierung von Pflege und eine klare Botschaft, dass die Gehälter deutlich angehoben werden müssen, gewünscht. Die Selbstverwaltung der professionellen Pflege zu fördern, ist dem DBfK zufolge ein erster und wichtiger Schritt, der mit dem notwendigen politischen Willen gegangen werden muss, damit echte Mitbestimmung der Pflegefachpersonen erfolgt.

Das wirklich Fortschrittliche für die Pflegeberufe werde in der Erweiterung der pflegerischen Rollen, der Übertragung bestimmter heilkundlicher Aufgaben und der Förderung der hochschulischen Ausbildung liegen, sagt Bienstein. „Insbesondere die Community Health Nurses mit Masterabschluss sind ein echter Fortschritt – nicht nur für die Profession, sondern sie können die Gesundheitsversorgung in unserem Land grundlegend verbessern. Die Menschen vor allem in den ländlichen Regionen werden das deutlich spüren.“

CHN-Netzwerk_ÖGKV-2021

Normative Kraft des Faktischen – zieht Politik endlich nach?

Neben den wegweisenden >Vorarbeiten des DBfK in den vergangenen Jahren zum „Community Health Nursing“ hat auch das Department für Pflegewissenschaft an der Universität Witten/Herdecke mit dem Masterstudiengang >“Community Health Nursing“ – der im aktuellen Wintersemester an den Start gegangen ist – auf die „normative Kraft des Faktischen“ gesetzt. Ziel dieses Studiengangs ist es, die Rollen und Aufgaben der Profession Pflege im Kontext der Primärversorgung zu entwickeln und Möglichkeiten der Umsetzung aufzuzeigen. Mit den Plänen der künftigen Bundesregierung könnte es gelingen, sowohl die notwendige Stärkung und Weiterentwicklung der professionellen Pflege voran zu bringen, wie auch die Gesundheitsversorgung neu zu gestalten. Und nicht zuletzt bringen auch erfolgreich verlaufene CHN-Pilotprojekte in mehreren Bundesländern die Politik in Zugzwang.

> Nähere Infos zu Community Health Nursing finden Sie hier.

Koalitionsvertrag: Überblick zum Thema Pflege und Gesundheit

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„Alle Menschen in Deutschland sollen gut versorgt und gepflegt werden“, so das Versprechen der neuen Regierung aus SPD, Grünen und FDP im kürzlich präsentierten Koalitionsvertrag. Was bedeutet das für die Pflegenden selbst und für die Weiterentwicklung der Profession Pflege?

> zum Beitrag (Bibliomed, 26.11.2021)

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