Corona-Pandemie: Jetzt fordern auch Pflegeverbände eine „allgemeine“ Impfpflicht

 Deutschlands Pflegeberufsverbände – bislang eher skeptisch – fordern jetzt doch eine allgemeine Impfpflicht, die über einzelne Berufsgruppen weit hinaus reicht.

So proklamiert jetzt etwa die Fachgesellschaft DIVI: „Die Umsetzung der Impfpflicht ist das Mindeste, was die Intensivpflegenden von der Politik erwarten.“ Lesen Sie hierzu das Statement von Andreas Schäfer und Tilmann Müller-Wolff (beide: Deutsche Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin – DIVI), im Wortlaut:

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Intensivpflegende begrüssen die am 18. November 2021 von Ministerkonferenz und Bunderegierung beschlossene >Impfpflicht für Krankenhausmitarbeiter und fordern die Verantwortlichen zu einer zügigen und pragmatischen Umsetzung auf. Die Impfpflicht sollte ausserdem auf alle von den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission erfassten Erwachsenen ausgeweitet werden. Der überwiegende Anteil der Pflegefachkräfte in Intensiv- und Notfallmedizin ist ohnehin längst geimpft und hat schon seit geraumer Zeit die Impfung für alle Kolleginnen und Kollegen im Gesundheitswesen gefordert. Schliesslich sind die Corona-Impfungen ein wichtiger Beitrag zum Gesundheitsschutz der Beschäftigten.

Wir sollten mit gutem Beispiel vorangehen!

Den Pflegenden in der Intensiv- und Notfallpflege ist während der Pandemie eine konstant hohe fachliche Leistung abgefordert worden. So liess sich die intensivmedizinische Versorgung der Bevölkerung in der gesamten Bunderepublik aufrecht erhalten. In vielen Regionen haben die Intensivteams kontinuierlich über die Belastungsgrenze hinaus arbeiten müssen. Das lag auch an den in vielen Regionen deutlich zu niedrigen  Impfquoten in der Gesamtbevölkerung.

 DIVI-NotaufnahmeZumindest wir, die Mitarbeiter im Krankenhaus, sollten deshalb mit gutem Beispiel vorangehen, kontinuierlich über die positiven Auswirkungen der Covid-19-Impfungen informieren und der Bevölkerung so den Weg aus der Pandemie zeigen. Hinzu kommt: Impfzauderer sind diejenigen, die früher oder später von uns behandelt werden müssen. so unsere Erfahrungen in der vierten Welle der Pandemie. Das Verständnis für unbegründet nicht Geimpfte sinkt, sobald wir feststellen, dass wir beispielsweise den Herzinfarkt wegen erhöhten Zahlen von Corona-Patienten nicht mehr versorgen können.

Das Schlimmste verhindern

Jetzt im November 2021 gibt es bereits regionale Versorgungsengpässe für Intensiv- und Notfallbehandlungen. Die Umsetzung der Impfpflicht ist das Mindeste, das die Intensivpflegenden noch von der Politik erwarten. Wir fordern eine zügige, pragmatische und unbürokratische Umsetzung, damit die Impflicht dazu beitragen kann, das Schlimmste zu verhindern.

Die Diskussion um Für und Wider der verpflichtenden Impfung ist aus infektiologischen, epidemiologischen und ethischen Gründen enorm wichtig gewesen. Nachdem die künftige Regierung nun eine Entscheidung getroffen hat, gilt es, den Weg zu einer rechtlich sicheren Umsetzung und pragmatischen Vorgehensweise zu finden. So werden die Gesundheitsberufe dann einer Impfpflicht für alle den Weg bahnen.

Schutz vor Überlastung ist so wichtig wie Schutz vor Covid

Wir meinen allerdings auch: Die Politik kann für die Einführung der berufsbezogenen Impfpflicht von den Pflegenden noch keinen Applaus erwarten. Denn noch gehen die Impfungen viel zu schleppend voran. Auch gehört eine Impfpflicht, wenn sie zum Schutz der Gesundheit von Beschäftigten eingesetzt wird, immer auch in den Kontext umfassender Betrieblicher Gesundheitsförderung. Eine Impfung schützt vor Ansteckung und ernster Erkrankung, nicht jedoch vor den Folgen dauerhafter Überlastung. Kluge politische Entscheidungen, um den Fachkräftebedarf in der Intensiv- und Notfallmedizin zu sichern, fehlen bislang. Sie sind aber ebenso dringend wie die Corona-Impfpflicht.

Über die Autoren:

Andreas Schäfer (M.Sc.) ist Intensivfachpflegekraft und Pflegewissenschaftler in einem Klinikum der Maximalversorgung. Schäfer ist zudem Sprecher der Sektion Pflegeforschung und Pflegequalität der DIVI.

Tilmann Müller-Wolff (M.A.) leitet eine der grössten Weiterbildungsstätten für die Intensivpflegenden in Süddeutschland. Er ist stv. Präsidiumsmitglied der DIVI-Gesundheitsfachberufe. Beide sind bei der DIVI in in der Vertretung der Pflegeberufe aktiv.

Kontakt über E-Mail: 

Kurz nach dem Statement von Andreas Schäfer und Tilmann Müller-Wolff hat sich auch die Divi insgesamt für einen allgemeine Impfpflicht ausgesprochen. Die Pressemitteilung können Sie >hier nachlesen.   

Berufsverband DBfK befürwortet allgemeine Impfpflicht

Nach der Befürwortung der jetzt beschlossenen „einrichtungsbezogenen Impfpflicht“ gegen SARS-CoV-2 spricht sich der Bundesvorstand nach einer Neubewertung der Situation nun auch für eine „allgemeine Impfpflicht“ aus.

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 Angesichts der Dynamik der vierten Pandemiewelle und der zunehmenden Verbreitung der ´Omikron´-Variante hat der DBfK seine Position zur Impfpflicht erweitert. Um einen Weg aus der Pandemie zu finden und weiteren Variationen des Virus keinen Spielraum zu geben, müssen die Impflücken so schnell als möglich geschlossen werden.

Der DBfK bekräftigt noch einmal seine dringende Forderung, dass auch examinierte Pflegefachpersonen das eigenständige Impfen ermöglicht werden soll, um das bundesweite Impftempo deutlich zu erhöhen!

 Quelle: Aussendung vom 13.12.2021

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