FH Kärnten und AIT: Internationales AAL-Handbuch evaluiert technische Assistenzlösungen für ein selbstbestimmtes Leben im Alter zu Hause

Active and Assisted Living (AAL)-Technologien und Lösungen wie Notruf-Systeme, digitale Schliessanlagen, Sturzprävention oder Aufstehhilfen bis hin zu Pflegerobotern oder smarten „Helferlein“ im Haushalt ermöglichen vielen älteren Menschen, länger in ihren eigenen vier Wänden selbstständig leben zu können. Oft scheitert der konkrete Einsatz von AAL Lösungen jedoch an Bedenken bezüglich Kosten, Nutzen, Rentabilität oder einer befürchteten Stigmatisierung.

Potenziell riesiger AAL-Markt bei Millionen Menschen 65+ in Europa

Die Zielgruppe der Menschen im Alter 65+ wird immer grösser. Allein in Österreich wird der Anteil der über 65-Jährigen laut Statistik Austria von derzeit 19,2 auf 26,4 % im Jahr 2040 ansteig. Zudem steigt auch die Lebenserwartung weiter an. „Umso wichtiger ist es, neue Technologien zu nutzen – sie können die Menschen dabei unterstützen, ein selbstbestimmtes Leben bis ins hohe Alter führen zu können. Ein entscheidender Punkt ist dabei aber, sich die wissenschaftlich belegbaren Wirkungspotenziale genau anzusehen“, ist Julia Himmelsbach, Wissenschaftlerin am AIT Center for Technology Experience, überzeugt.

Was es aber dazu braucht, dass mehr AAL Lösungen tatsächlich realisiert werden, ist ein Leitfaden, der Verantwortlichen dazu dient, die Umsetzung von AAL Lösungen besser bewerten zu können. „Es gab ja bislang schon sehr viele AAL-Lösungen, aber nur ganz wenige Lösungen schafften es auch, auf den Markt zu kommen“, bedauert Himmelsbach.

Standardisierte Bewertung von AAL Produkten und -Services

Daher wurde die Projektreihe „EvAALuation“ gestartet, die vom österreichischen Technologie- und Innovationsministerium (BMK) beauftragt wurde. Während es im ersten Projekt darum ging, zunächst passende Indikatoren zu entwickeln, stand bei „EvAALuation-²“ die Entwicklung von konkreten Messinstrumenten und Fragebögen für die Evaluierung der Wirkung von AAL Lösungen im Vordergrund. Im dritten Projekt „3vAALuation“, das im Dezember 2021 abgeschlossen wurde, ging es um eine Überprüfung und Weiterentwicklung sowie die Schaffung eines standardisierten und international einsetzbaren Bewertungsinstrumentariums für AAL-Lösungen.

Im Vordergrund stehen dabei potenzielle positive Effekte für ältere Nutzer*innen (Erhaltung und/oder Erhöhung der Lebensqualität, Teilhabe am gesellschaftlichen Leben) und prinzipielle Anforderungen an die Technologien (Usability, einfache, intuitive Nutzung, keine Stigmatisierung oder Diskreditierung der Nutzer:innen). Betriebs- und volkswirtschaftliche Aspekte wurden ebenso in dieser umfassenden Analyse berücksichtigt, insofern bestehende Rahmenbedingungen für eine flachendeckende Umsetzung in 14 europäischen Ländern untersucht wurden.

AAL-Handbuch-Dez-2021-Österreich-Europa

AAL-Beauftragte, öffentliche Einrichtungen, Pflegeorganisationen sowie unternehmerische Anbieter von AAL-Lösungen sollen konkrete Handlungsanleitungen für die Praxis bekommen, ob eine AAL Lösung sinnvoll ist bzw. welche Herausforderungen bewältigt werden müssen. Das Projektergebnis ist ein standardisiertes und international einsetzbares Handbuch mit dazugehörigen validierten Fragebögen, das eine Bewertung von AAL-Lösungen in den Anwendungsbereichen Gesundheit, Pflege etc.ermöglicht.

Methodik und Vorzüge des AAL-Handbuchs

Die englische Übersetzung und internationale Erweiterung des „EvAALuation-²“- Handbuchs sind wesentliche Elemente dieses Forschungsprojektes. Die länderspezifizischen Analysen für 14 europäische Länder fokussieren ökonomische, institutionelle sowie rechtliche Charakteristika und die validierten englischsprachigen Fragebögen sind für eine breite Wissenschaftsgemeinde zugänglich. Das Handbuch selbst besteht aus drei Teilen: 1. Allgemeine Prozess- und Methodenbeschreibung, 2. Indikatoren für das Fachpublikum sowie 3. Konkrete Beispiele zur Anwendung des Handbuchs in der Praxis.

Was das Projekt einzigartig macht

´3vAALuation´ zeichnet sich insbesondere durch eine interdisziplinäre Herangehensweise, fundierte Einbindung aller Stakeholder-Gruppen, Berücksichtigung von pragmatischen sowie ethischen Aspekten sowie die expliziter Bezugnahme auf eine zukünftig praktische Verwertung aus. „Wir haben mit dem Handbuch jetzt wirklich ein tolles Instrumentarium – es ist eine völlig neue und ganzheitliche Weise, AAL-Produkte und -Services zu betrachten“, stellt Julia Himmelsbach fest.

Auch beim Projektpartner, der FH Kärnten verweist Albert Luger vom Institute for Applied Research on Ageing (IARA) auf den Mehrwert des Projekts: „Wir haben mit diesem internationalen Handbuch ein gutes Messinstrumentarium als Entscheidungshilfe entwickelt und hoffen, dass damit in Zukunft AAL-Produkte und -Services tatsächlich schneller realisiert werden können.“

 

> zum AAL-Handbuch als PDF-Download hier

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