LKH Hohenems (Vorarlberg): “Palliative Care goes school”

Bis Ende Mai spricht ein Team der Palliativstation LKH Hohenems mit landesweit über 600 Schüler*innen über palliative Themen.

Sterben wird in unserer Gesellschaft immer weniger sichtbar und verlagert sich zunehmend in Institutionen wie Spitäler oder Pflegeheime. Besonders Kinder und Jugendliche werden oft bewusst von der Auseinandersetzung mit Tod, Krankheit oder Schmerz ferngehalten. Mit dem Pilotprojekt „Palliative Care goes school“ besucht ein interprofessionelles Team der Palliativstation des LKH Hohenems von März bis Mai 2022 rund 50 Klassen an zwölf höher bildenden Schulen in Vorarlberg und spricht mit Schüler*innen offen über Palliativbetreuung und den Umgang mit Trauer, Krankheit und Tod.

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„Themen wie Sterben und Tod sind leider noch immer tabuisiert und vielen fällt es sehr schwer, darüber zu sprechen. Das führt oft zu falschen Vorstellungen und Ängsten“, weiß Pflegefachfrau DGKP Andrea Moosbrugger, die zusammen mit Oberarzt Dr. Otto Gehmacher das Projekt „Palliative Care goes school“ leitet. „Wir sehen das Schulprojekt als große Chance, um Tabus zu beseitigen und einen Rahmen für offene Gespräche über Themen rund um das Sterben zu schaffen.“

Berührungsängste nehmen

Von März bis Mai 2022 besucht ein interprofessionelles Team aus drei Ärzt*innen und fünf diplomierten Pflegefachkräften rund 50 Klassen an allgemein- und berufsbildenden höheren Schulen im ganzen Land. Im Rahmen des Religion- und Ethikunterrichts sprechen die Expert*innen aus Pflege und Medizin mit den Schüler*innen praxisnah über Krankheit und Tod, Symptomkontrolle, Trauer, Angehörigenbegleitung und mehr.

Wichtig ist dem Projektteam, Berührungsängste vor dem Umgang mit kranken und leidenden Menschen zu nehmen und zu vermitteln, dass auch schwer Erkrankte gerne leben, sich an kleinen Dingen freuen und Humor haben. Besonders gut gelingt das mit der Vorstellung von Patientengeschichten, die tief berühren, Fragen aufwerfen und die Jugendlichen zu Ideen und Behandlungsvorschlägen anspornen.

„Ein palliatives Samenkorn säen“

Für OA Dr. Gehmacher, Leiter der Palliativmedizin am LKH Hohenems, bietet das Projekt die einmalige Chance, die Einstellungen von jungen Menschen zu Themen wie Alter, Krankheit und Tod kennenzulernen und Bewusstsein für die Palliativbetreuung zu schaffen: „Ich sehe die Schulbesuche als eine zukunftsweisende und präventive Idee, um bei allen Jugendlichen ein kleines palliatives „Samenkorn“ einzupflanzen, das vielleicht irgendwann im Laufe des Lebens auf persönlicher oder beruflicher Ebene aufgehen kann. Die jungen Menschen von heute entscheiden über unser „Alt-Werden“. Es ist also ganz wesentlich, sie mit diesen Themen zu erreichen und in einen offenen Austausch zu treten.“

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Die Rückmeldungen der Schüler:innen geben dem Projektleiter recht:  „Für mich wurde klar, dass ich bei meinen Angehörigen im Falle einer tödlichen Krankheit ebenfalls ein Palliative Care Team zu Hilfe holen würde“, oder „Eltern erzählen so etwas meistens nicht, und trotzdem sollte man wissen, was Palliative Care ist“, so die Jugendlichen nach der interaktiven Veranstaltung.

Auch die Ethik- und Religionslehrer*innen zeigen große Begeisterung am Palliativprojekt. „Das positive Feedback freut uns sehr und bestärkt uns in der Idee, „Palliative Care goes school“ in einem zweiten Schritt vielleicht landesweit auszudehnen und somit bis zu 4.000 Vorarlberger Schüler*innen zu erreichen“, so Projektleiter OA Dr. Gehmacher weiter.

Die Palliativstation am LKH Hohenems

Die 2003 eingerichtete, multiprofessionelle Palliativstation (Pflegeleitung: Rebecca Bösch) am LKH Hohenems begleitet und behandelt Menschen, deren Lebenserwartung aufgrund einer nicht heilbaren, weit fortgeschrittenen Erkrankung begrenzt ist.
Die 16 Betten-Abteilung kann bis zu 360 Patient*innen jährlich stationär aufnehmen und beschäftigt insgesamt 26 Pflegefachkräfte. Besonderer Wert wird auf eine angenehme Atmosphäre und individuelle Betreuung gelegt, denn Hauptaufgabe der Palliativarbeit ist es, den Patient*innen eine bestmögliche Lebensqualität bis zuletzt zu sichern.

Fotos: VKHBG

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