Am zukunftsfähigen Umbau der Krankenhauslandschaft führt kein Weg mehr vorbei. Doch anstatt Kliniken zu schliessen, können diese – dem jeweiligen regionalen Versorgungsbedarf entsprechend – transformiert werden. Wie das gelingen kann und welche Voraussetzungen hierfür geschaffen werden sollten, zeigt eine neue Studie mit erklärenden Broschüren für politische Entscheidungsträger wie auch für die interessierte Bevölkerung.
Wie kann die Gesundheitsversorgung vor Ort so gestaltet werden, dass bestehende Krankenhäuser nicht geschlossen, sondern umgewandelt und dem Bedarf der Region entsprechend angepasst werden können? Drei verschiedene Zielbilder und die für eine Umwandlung notwendigen Voraussetzungen umfasst eine Broschüre mit Handlungsanleitungen für Lokalpolitiker*innen , wie sie passende Zielbilder ermitteln und die Umsetzung angehen können. Um die Bevölkerung auf diesem Weg mitzunehmen, erläutert eine weitere Broschüre (siehe Abb.) die Hintergründe der Transformation. Die auf Bundesebene nötigen Voraussetzungen sind in einer dritten Broschüre zusammengefasst.
Kleine Grundversorgungs-Spitäler sind überholt und schwer defizitär
Viele kleine Kliniken der Grundversorgung entsprechen nicht mehr den Versorgungsbedarfen einer Region. Um Personal, Technik und Infrastruktur vorzuhalten, entstehen hohe Kosten. Sie sind daher oft defizitär und es sind regelmäßig Summen in Millionenhöhe nötig, mit denen Kommunen und Landkreise die aufgelaufenen Defizite ausgleichen müssen. Geld, dass dringend an anderer Stelle benötigt würde. Aber selbst dann gelingt es ihnen immer weniger gut, passendes Fachpersonal zu finden, worunter die Versorgungsqualität leidet. Doch in der Regel scheuen sich Lokalpolitiker, einen Klinikstandort zu schließen. Bei einer angedachten Schließung ist in der Regel mit einem starken Gegenwind aufgebrachter Bürger zu rechnen, die u.a. ihre Notfallversorgung gefährdet sehen.
Die Stiftung Münch hat in einer Studie erarbeitet, wie in diesen Fällen das Krankenhaus vor Ort so umgewandelt werden kann, dass eine gute Versorgung erhalten bleibt. Drei verschiedene Typen von Einrichtungen bieten sich an, in die das klassisches Krankenhaus transformiert werden kann: eine ambulante Klinik, eine Überwachungsklinik oder eine Fachklinik.
Option 1: Gesundheitszentrum anstatt chronisch defizitärem Kleinspital
Die ambulante Klinik stellt als Anlaufstelle für einen Großteil der gesundheitlichen Anliegen eine Basisversorgung sicher. Die freiwerdenden Räume des Krankenhauses werden genutzt, um ambulante Angebote zusammenzuführen und durch neue zu ergänzen. Auf diese Weise sind viele Gesundheitsdienste an einem zentralen Ort für die Bevölkerung leicht zu erreichen.
Option 2: „Pflege-Krankenhäuser“ auch im deutschen Sprachraum im Kommen?
Wenn kein Bedarf für eine klassische stationäre Versorgung besteht, jedoch eine wohnortnahe Versorgung mit medizinischer Überwachungsmöglichkeit notwendig ist, können Überwachungskliniken eine Option sein. Anders als in ambulanten Kliniken gibt es Überwachungsbetten, sodass Patienten bei Bedarf für ein oder zwei Nächte aufgenommen werden können. Das Angebot deckt komplexere ambulante Fälle ab, für die im Fall einer Komplikation eine Übernachtung nötig wird oder bei denen aus sozialen Gründen eine Heimreise am gleichen Tag nicht empfehlenswert ist. Die hochtechnisierte Infrastruktur einer Klinik und durchgehende ärztliche Präsenz ist dabei nicht erforderlich. Eine gute ärztliche Diagnostik sowie die sichere Verlaufsabschätzung und kontinuierliche Überwachung durch qualifizierte Pflegefachkräfte sichern die Versorgungsqualität.
Option 3: Hoch spezialisierte Fachklinik anstatt Grundversorger?
Besitzen eine Fachabteilung oder ausgewählte Leistungsbereiche eines Krankenhauses überregionale Strahlkraft, kann es sich auch auf diese Spezialgebiete fokussieren. Damit würde es zu einer Fachklinik für ausgewählte Krankheitsbilder mit überregionalem Einzugsgebiet umgewandelt. Da dann die Aufgaben der breiten Grundversorgung nicht mehr wahrgenommen werden, müssen diese durch andere Angebote sichergestellt werden, zum Beispiel durch Rettungsdienst, Arztpraxen und umliegende Krankenhäuser.
Von den drei Möglichkeiten ist keine per se besser oder schlechter, betont Professor Boris Augurzky, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Münch: „Das Zielbild ist dann gut, wenn es den Bedarf der Region trifft und die Qualität der Versorgung damit besser ist als bei einer Fortschreibung des Status quo.“
Um die vor Ort geeignete Einrichtung zu finden, müssen die jeweiligen lokalen Voraussetzungen geprüft und die Bedürfnisse ermittelt werden. Ergänzende Versorgungsbausteine sorgen dafür, dass bei der Umwandlung die Versorgungsqualität erhalten bleibt. Dazu gehören zum Beispiel die Integration neuer Berufsgruppen – wie etwa der Community Health Nurses – sowie die Nutzung von Telemedizin und Telepflege(beratung), die Einbindung von Haus- und Facharztpraxen oder das verstärkte Angebot von ambulanten Operationen.
>Broschüre für lokale Entscheidungsträger mit praktischen Hinweisen zu Bedarfsermittlung und Umsetzung
>Erklärende Info-Broschüre für die Bevölkerung
>Empfehlungen für die Gesetzgeber in Bund und Ländern (PDF-Download)
SAVE THE DATE:
Am Donnerstag, 22. September 2022, 15:00 bis 16:30 Uhr: Online-Vorstellung der Studie:
>Teilnahme-Link
Meeting-ID: 875 5213 2078
Kenncode: 114716