Wie Digitalisierung den Pflegealltag im Krankenhaus erleichtert

Welche Motive und Werte erleichtern es dem Pflegepersonal im Krankenhaus, die Einführung digitaler Technologien besser anzunehmen? Der wichtigste Faktor der Akzeptanz ist ein unmittelbarer Nutzen von Tablet & Co für effizientere Arbeitsabläufe und besseren Informationsaustausch.

Digitale Lösungen werden auch in der Krankenhauspflege verstärkt eingesetzt. Forscherinnen der Universität Witten/Herdecke haben eine Studie zu Führung und Motivation bei Veränderungsprozessen in der Akutpflege durchgeführt, die nun im ´ International Journal of Environmental Research and Public Health´ veröffentlicht wurde.

300 Pflegefachkräfte äußern sich zu Tablets und Datenbrillen

Symbolfoto_Digitalisierung-Pflege_LMZ-Salzburg

Die Wissenschaftlerinnen untersuchten für zwei digitale Innovationen – Tablets und Smart Glasses (Datenbrillen) –, welche Motive und Werte die Veränderungsbereitschaft von Pflegefachpersonen im Krankenhaus besonders unterstützen. Fast 300 Pflegefachkräfte gaben ihre Einschätzung zu typischen Situationen (Vignetten) aus der Krankenhauspflege ab, in denen jeweils Motive und Werte variiert wurden.

“Unsere Ergebnisse zeigen, dass Pflegefachkräfte im Krankenhaus grundsätzlich eine hohe Technikbereitschaft aufweisen und durch wertorientierte Führung gut aktiviert werden können“, resümiert Prof. Dr. Sabine Bohnet-Joschko, Inhaberin des Lehrstuhls für Management und Innovation im Gesundheitswesen und ATLAS Projektleiterin: „Gute Führung im Gesundheitswesen ist immer Führung von Veränderung.“

„Das Tablet als bekannte Technologie aus dem Alltag vieler Menschen wurde überwiegend positiv bewertet“, berichtet Erstautorin und Doktorandin Lisa Korte, „während Smart Glasses als weitgehend neue Technologie seitens der Pflegefachpersonen erst einmal mit Mehraufwand assoziiert werden. Für die erfolgreiche Implementierung digitaler Innovationen ist nach unseren Ergebnissen vor allem ihr klar ersichtlicher Nutzen von Bedeutung. Aus den Kommentaren der Befragten konnten wir jedoch erkennen, dass es auch schon manche schlechte Erfahrung mit komplexen, fehleranfälligen und nicht unmittelbar nützlichen Anwendungen im Krankenhaus gab.“

Effizienz als Motiv für die Nutzung von Innovationen

Ein wichtiges Motiv für die befragten Pflegefachkräfte war der Wunsch nach effizienten Abläufen: Eine Betonung der Vorteile des Einsatzes digitaler Innovationen für Arbeitsabläufe und -prozesse in Form von Zeitersparnis und effizientem Austausch von Informationen erhöhte die Bereitschaft zur Techniknutzung. Die Forscherinnen gehen davon aus, dass Struktur im Arbeitsalltag das Engagement und die Produktivität des Pflegepersonals erhöht und ihnen mehr Zeit für die Interaktion mit Patientinnen und Patienten ermöglicht.

ATLAS-digitale-Innovationsplattform_NRW

Die Studie ist im Rahmen des vom Land Nordrhein-Westfalen geförderten Projektes „Innovation und digitale Transformation im Gesundheitswesen“ (ATLAS ITG) entstanden. Der ATLAS unterstützt den Theorie-Praxis-Transfer durch eine Auswertung aktueller Studien und führt Leuchtturmprojekte sowie Akteure der digitalen Gesundheitswirtschaft in NRW zusammen: >www.atlas-digitale-gesundheitirtschaft.de

Detaillierte Einblicke in die Merkmale und Bedingungen der Nutzung digitaler Innovationen in der Krankenhauspflege finden sich in der Publikation:

L. Korte & S. Bohnet-Joschko, “Digitization in Everyday Nursing Care: A Vignette Study in German Hospitals”. Int. J. Environ. Res. Public Health, 2022. DOI: https://doi.org/10.3390/ijerph191710775

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