Digitale Unterstützung: Pflegende Angehörige bereits früh an Forschung beteiligen

Wie und wie lange noch ist familiäre Pflege möglich und belastbar? Das Bayerische „Forschungszentrum Pflege Digital“ ist Projektpartner bei PiTiPS. Um pflegende Angehörige zu unterstützen und zu entlasten, werden „soziotechnische“ und digitale Lösungen vielerorts intensiv entwickelt und erprobt. Bislang jedoch oftmals ohne rechtzeitige Einbindung der betoffenen Angehörigen.

Rund acht von zehn der derzeit 4,1 Millionen Menschen mit Pflegebedarf in Deutschland werden in ihrem häuslichen Umfeld versorgt. Zur Entlastung der sog. informell Pflegenden und Sorgegemeinschaften wird zunehmend über technische und digitale Unterstützung diskutiert. Damit das gelingen kann, müssen die Beteiligten bereits bei ihrer Entwicklung eingebunden werden. Hier setzt das Forschungsprojekt PiTiPS an, an dem das Bayerische Forschungszentrum Pflege Digital (BZPD) der Hochschule Kempten beteiligt ist.

Frühzeitige Partizipation von pflegenden Angehörigen verspricht beste Erfolgsaussicht

Hände-Kooperation

PiTiPS steht für „Partizipation und Co-Creation für innovative Technologien für informell Pflegende und Sorgegemeinschaften“. Das bis 2025 laufende Begleitprojekt will Expertise aus Forschung und Praxis (Sozial-, Pflege und Verhaltenswissenschaften, Partizipations- und Technikforschung) bündeln. So sollen informell Pflegende in verschiedenen Pflegesituationen und mit unterschiedlichen Bedürfnissen an der Gestaltung von Technologien und Pflegeinnovationen beteiligt werden.

Um das zu erreichen, verfolgt PiTiPS eine duale Strategie: Zum einen geht es um die Bereitstellung technischer Infrastruktur (verschiedener PartizipationsLabs und eines PartizipationsHubs) und wissenschaftlichen Know-Hows, um partizipatiive Prozesse zu ermöglichen und umzusetzen. Zum anderen geht es um die wissenschaftliche Analyse dieser Ansätze zur Weiterentwicklung theoretischer Ansätze, Methoden und Handlungsempfehlungen. Ergänzt wird der Beratungs- und Unterstützungsprozess durch gemeinsame Forschungswerkstätten mit den Verbundprojekten.

Mit einer Verbindung dieser Service- und Forschungsaktivitäten verfolgt PiTiPS das übergeordnete Ziel, die Partizipation informell Pflegender und Sorgegemeinschaften in soziotechnischen Innovationskontexten zu stärken, deren Bedarfe und Interessen wie auch Innovationspotenziale in den F&E-Kontext zu integrieren und zu einer langfristigen Verbesserung der Lebensqualität informell Pflegender beizutragen.

Zu den Projektpartnern gehören das Institut für Multimediale und Interaktive Systeme (IMIS) der Universität zu Lübeck, das die Verbundkoordination inne hat, das Institut Mensch, Technik und Teilhabe der Hochschule Furtwangen, das Bayerische Forschungszentrum Pflege Digital der Hochschule Kempten, das Institut für Gesundheit, Altern, Arbeit und Technik der Hochschule Zittau/Görlitz sowie wir pflegen! nteressenvertretung und Selbsthilfe pflegender Angehöriger e. V.

Wie und wie lange noch ist familiäre Pflege möglich und belastbar?

lastenträger

Mitte November fand das erste Vernetzungs-treffen zwischen PiTiPS und den sieben begleiteten Verbundprojekten statt. Das Bayerische Forschungszentrum Pflege Digital (BZPD) bringt die Perspektiven der Gesundheitswissenschaften und Versorgungsforschung ein und wirft einen besonderen Blick auf die Vulnerabilität im Kontext informeller Pflege. Das Projekt PiTiPS wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt 1,5 Mio. Euro gefördert.

„Die steigende Lebenserwartung, zunehmende Pflegebedarfen und sich wandelnde Familienstrukturen werfen die Frage nach der Belastbarkeit familiärer Pflegeressourcen auf. Umso wichtiger ist es, Möglichkeiten zur Entlastung und Förderung der Lebensqualität informell Pflegender zu schaffen“, so Dr. Florian Fischer, Teilprojektleitung an der Hochschule Kempten. „Daher freue ich mich sehr, in PiTiPS die Entwicklung soziotechnischer Systeme zu begleiten, die sich an den vielfältigen Bedarfen informell Pflegender orientieren.“

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