Ein aktualisierter Cochrane Review zeigt auf Basis zahlreicher neuer Studien, dass Medikationsanalysen die Zahl erneuter Einweisungen ins Krankenhaus – den sog. Drehtür-Effekt – reduzieren können.
Von Polypharmazie spricht man, wenn Patient*innen gleichzeitig fünf oder mehr Arzneimittel einnehmen. Mit der Zahl der Medikamente steigt aber auch das Risiko von unerwünschten Wirkungen, z.B. durch Wechselwirkungen oder Fehler bei der Einnahme.
Wichtige Rolle der Pflegenden
Dem soll eine sogenannte Medikationsanalyse vorbeugen. Ziel einer solchen systematischen Überprüfung der Medikation ist es, negative Auswirkungen der Arzneimitteltherapie zu minimieren, ohne die positiven Auswirkungen der Therapie zu beeinträchtigen. Meist arbeiten hierfür Apotheker*innen, Ärztinnen und Ärzte zusammen. Auch die achtsame pflegerische Krankenbeobachtung trägt durch ihre kompetenten Rückmeldungen an die behandelnden Ärzte ganz wesentlich zum Analyseergebnis und zu gegebenenfalls erforderlichen Therapieänderungen bei.
Ein dänisches Cochrane-Team wollte wissen, ob solche Medikationsanalysen im Krankenhaus tatsächlich die Gesundheit der Patientinnen und Patienten verbessern? In ihren aktualisierten Cochrane Review schlossen sie insgesamt 25 Studien mit 15.076 Teilnehmenden ein, davon 15 neue Studien (11 501 Teilnehmende). Der Untersuchungszeitraum reichte von 1 bis 20 Monaten.
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Im Bild: e-Medikamentenausgabe
Foto: UK Dresden
Im Unterschied zur vorherigen Version des Reviews finden die Autor*innen nun Evidenz für einen positiven Effekt auf die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Einweisung ins Krankenhaus und die Zahl ärztlicher Behandlungen in der Notaufnahme. Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz stufen sie als recht gut ein („moderat“ ist die zweithöchste von vier Stufen im international üblichen GRADE-System zur Bewertung der Vertrauenswürdigkeit von Evidenz).
Ob eine Medikationsanalyse im stationären Kontext auch Leben retten kann, lässt sich aus den verfügbaren Studien allerdings nicht ablesen, da deren Beobachtungszeiträume zur Erfassung dieses Ergebnisses zu kurz waren.
Fast alle Studien schlossen ältere Krankenhaus-Patient*innen (mittleres Alter: 75 Jahre) ein, die viele verschiedene Arzneimittel (durchschnittlich acht) anwendeten. Ob sich die Ergebnisse auch über diese Gruppe hinaus verallgemeinern lassen, ist unklar. Insofern lassen sie sich auch nicht direkt auf die in Deutschland seit letztem Jahr von den Kassen bezahlte Medikationsanalyse für ambulante Patienten in Apotheken übertragen.
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Originalpublikation:
Bülow C, Clausen SS, Lundh A, Christensen M. Medication review in hospitalised patients to reduce morbidity and mortality. Cochrane Database of Systematic Reviews 2023, Issue 1. Art. No.: CD008986. DOI: 10.1002/14651858.CD008986.pub4.