Frauen sehen für sich genauso viele berufliche Aufstiegschancen wie Männer, fühlen sich beruflich auch ebenso anerkannt. Viele Frauen arbeiten zudem gerne in Teilzeit und möchten sich stärker für ihre Familie engagieren. Sie fühlen sich dabei jedoch nicht benachteiligt, sondern ganz im Gegenteil anerkannt und zufrieden.
Dies sind einige der Studienergebnisse, die Martin Schröder (Bild), Soziologie-Professor der Universität des Saarlandes, in seinem neuen Buch „Wann sind Frauen wirklich zufrieden?“ aufzeigt. Er hat dafür zwei große Langzeitstudien statistisch ausgewertet.
„Frauen sind ebenso zufrieden mit ihrem Job wie Männer, ein beruflicher Aufstieg macht sie hingegen nur etwa halb so zufrieden wie die Männerwelt. Beruflich können Frauen genauso erfolgreich sein wie Männer, sie wollen aber oft etwas anderes“, sagt Soziologe Martin Schröder. Der Blick in andere Länder zeige zudem, dass je selbstbestimmter Frauen ihre Ausbildungen und Karrierewege wählen können, desto weniger entscheiden sie sich für technische und naturwissenschaftliche Studiengänge. „In den skandinavischen Ländern etwa ist die Frauenquote in diesen Studienfächern vergleichsweise gering im Gegensatz zu Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten oder der Türkei, in denen wenig Gleichberechtigung herrscht“, erklärt Schröder.
Mit ihrem generellen Lebensstandard seien Frauen in Deutschland etwas zufriedener als Männer. Nicht so zufrieden seien Frauen hingegen mit ihrem Gehalt, das von einigen immer noch als zu niedrig wahrgenommen wird, jedoch mit abnehmender Tendenz. „Frauen bewerben sich aber selbst auf jene Jobs nicht, für die sie besser qualifiziert sind. Männer hingegen überschätzen sich stärker. Und Männer bringen unter Konkurrenzbedingungen höhere Leistungen, Frauen hingegen umgehen die Konkurrenz lieber“, stellte Martin Schröder bei seinen statistischen Auswertungen fest.
Grundlage dafür war das Sozio-oekonomische Panel – eine Langzeitstudie, für die seit 1984 jedes Jahr rund 30.000 Personen in etwa 15.000 bundesdeutschen Haushalten vom Umfrageinstitut infas Institut für angewandte Sozialforschung befragt werden. Zudem wertete der Soziologie-Professor eine ähnliche Langzeitstudie für partnerschaftliche und familiäre Beziehungen aus, die kurz pairfam genannt wird. Diese nimmt seit dem Jahr 2008 rund 12.000 zufällig ausgewählte Menschen und ihr familiäres Umfeld unter die Lupe.
60 Prozent der Mütter geben in diesen Studien an, dass sie sich hauptsächlich um ihre Kinder kümmern – im Gegensatz zu nur sechs Prozent der Väter. Nur etwa jede vierte Frau wünscht sich jedoch, dass sich ihr Mann mehr um die Kinder kümmert. „Wir konnten zudem feststellen, dass Frauen nur dann weniger als Männer verdienen, wenn sie es für wichtig halten, dass vorwiegend die Mütter sich um junge Kinder kümmern. Dies lässt vermuten, dass nicht äußere Diskriminierung, sondern eigene Wünsche das Arbeitsleben von Frauen erklären“, sagt Martin Schröder. Schwierig werde es, wenn Frauen mehr Geld verdienten als ihre Partner. „Dann werden Ehen zu 15 Prozent seltener als glücklich bezeichnet und Eheprobleme treten etwa ein Drittel häufiger auf, auch Trennungen sind etwa 46 Prozent wahrscheinlicher“, stellt der Soziologe fest.
Mit seinem neuen Buch will Martin Schröder sichtbar machen, wie sich die gesell-schaftliche Stellung und die Rolle von Frauen in Deutschland in den letzten Jahr-zehnten verändert hat. „Wir sollten moralische und empirische Fragen trennen. Viele trauen sich nicht zu sagen, dass es Frauen gut geht und sie hierzulande keine Opfer einer von Männern dominierten Gesellschaft sind. Diese Forschungsergebnisse sollen dazu beitragen, dass wir genau hinschauen, wie Frauen selbst leben wollen, statt ihnen zu erklären, wie sie leben sollten“, sagt Martin Schröder.
Autoren-Kontakt:
Prof. Dr. Martin Schröder
Professor für Soziologie, Universität des Saarlandes
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