Welt-Tag der Hebammen – 5. Mai: Der Kreißsaal ist kein Fließband mit Geburten im Akkord

Zwar wurden die Studienplätze bereits kräftig aufgestockt, dennoch reicht dies noch nicht für eine Leitlinien-konforme Eins-zu-Eins-Betreuung der Gebärenden in den heimischen Kreißsälen, mahnt das Österreichische Hebammengremium die Politik zu höheren Personalschlüsseln in den Kliniken.

 

Hebamme Marie-Luise Kramer holte in 40 Berufsjahren am LKH Bregenz 4.000 Babys ans Licht der Welt

Foto:VKHBG

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Für den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die tägliche Praxis der Geburtshilfe – das diesjährige Mottto – gibt es seit 2021 die erste >S3-Leitlinie im deutschsprachigen Raum zur vaginalen Geburt am Termin. Die medizinischen Fachgesellschaften der Hebammen und der Ärzt*innen haben die Leitlinie gemeinsam entwickelt und als Ergebnis eines langen Konsensprozesses veröffentlicht. Die Leitlinie liefert Hebammen und Ärzt:innen geballtes Wissen und eine gute Orientierung für Entscheidungen und Handlungen in der Geburtshilfe.

ÖHG fordert: Eins-zu-eins-Betreuung während der Geburt umsetzen!

Eine ganz zentrale Empfehlung der S3-Leitlinie – die Eins-zu-Eins-Betreuungdurch die Hebamme ab der aktiven Eröffnungsphase der Geburt – sei in vielen Krankenhäusern Österreichs noch nicht der Standard, auf den die Gebärende vertrauen könne, stellt die Präsidentin des Berufsverbandes ÖHG, Gerlinde Feichtlbauer fest und fordert eine rasche Umsetzung entsprechender Personalschlüssel – laut aktueller >Bedarfsprognose konkret ein Plus von mindestens 400 Hebammen in den Kreißsälen – für eine verlässliche Eins-zu-Eins-Betreuung während der Geburt. Denn diese gehe erwiesenermaßen mit weniger Komplikationen und Interventionen einher und führe zu einer größeren Zufriedenheit der Frauen.

Mehr Studienplätze geschaffen – weiterer Ausbau erforderlich

Derzeit bieten bereits acht Fachhochschulen in Österreich insgesamt 521 Hebammen Studienplätze an. Mit den Absolvent*innen wird es in naher Zukunft möglich sein, die Pensionierungen der Hebammen der 1960er Jahrgänge abzufangen. Doch das wird nicht reichen, denn der Trend zu Krankenhausentlassungen immer früher nach der Geburt treibt den Bedarf an Hebammen am Wochenbett weiter an. Wird zudem die geforderte Leitlinien-konforme Umsetzung der Eins-zu-eins-Betreuung in den Kreißsälen deer Spitäler durch die Länder mittels erhöhter Personalschlüssel umgesetzt, bedeutet dies ebenfalls zusätzlichen Personalbedarf

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Über die gesetzliche Standesvertretung

Das Österreichische Hebammengremium (ÖHG) ist die gesetzliche Standesvertretung aller rund 2.600 freiberuflich tätigen und/oder in Krankenhäusern angestellten Hebammen in Österreich. Als Verbindungsstelle zu den (werdenden) Müttern bzw. Eltern fungiert die Webseite www.hebammen.at.

Hebammen sind die medizinischen Expert*innen für den gesunden Verlauf von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Im physiologischen Bereich arbeiten Hebammen selbstständig und eigenverantwortlich. Sie betreuen, beraten und pflegen die Frauen in der Schwangerschaft und während der Geburt sowie die Frauen und ihre Kinder im Wochenbett und im ersten Lebensjahr des Kindes. Viele sind freiberuflich tätig, betreiben Hebammenordinationen und -praxen, leiten Hausgeburten, arbeiten in verschiedensten Institutionen und als Familienhebammen. Die Ausbildung zur Hebamme erfolgt in einem dreijährigen primärqualifizierenden Bachelorstudium an derzeit acht Fachhochschulen in Österreich.

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