Spitex Schweiz: Zu wenig Ressourcen, geringe Vernetzung, kaum politische Unterstützung

Die spitalsexterne Versorgung in der Schweiz benötigt mehr Ressourcen, eine bessere Vernetzung – und ja, auch wichtige politische Entscheidungen. Dies geht aus einer Studie der Universität Basel hervor.

Die Spitex-Mitarbeitenden in der Schweiz sind mehrheitlich zufrieden mit der Pflegequalität, die sie erbringen. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie von Pflegewissenschaftlern der Universität Basel. Doch es gibt auch grossen Handlungsbedarf: Zum Beispiel bei den Koordinationsmöglichkeiten: „Es fehlen die Strukturen, um eine gute Dienstleistung zu organisieren und zu vernetzen, wenn mehrere Gesundheitsdienstleister involviert sind“, sagt Studienleiterin Prof. Franziska Zúñiga.
Gleichzeitig fehle es vielerorts an Informationen. Dies, weil es beispielsweise kein elektronisches Patientendossier (EPD) gebe, das für alle Leistungserbringenden obligatorisch sei. Die Spitex könne deshalb gar nicht richtig betreuen, wenn sie nicht wisse, welche Medikamente tags zuvor verschrieben oder weshalb jemand im Spital operiert wurde. Und es fehle den Spitex-Mitarbeitenden schlicht an Zeit und Ressourcen, um alle Veränderungen bei den am Versorgungsprozess beteiligten Stellen zu erfragen.

Austausch unter Kolleg*innen komme zu kurz

Grundsätzlich leisten die Spitex-Organisationen gute Arbeit, wie die «Spotnat: Spitex Koordination und Qualität» weiter zeigt, die erste umfassende nationale Erhebung in der Schweizer Spitex-Landschaft. Untersucht wurden Themen wie die Zusammenarbeit und Kommunikation im Team, die Koordination, die körperliche und psychische Gesundheit sowie die Arbeitsbelastung der Mitarbeitenden, aber auch das Erleben der Spitex aus Klienten- und Angehörigensicht.
Ein weiteres Thema war zudem der Austausch unter den Kolleg*innen innerhalb und ausserhalb der Spitex: Dieser kommt gemäss Zúñiga zu kurz. Der interprofessionelle Austausch basiere oft auf freiwilliger Basis, ohne finanzielle Abdeckung. Dieser sei aber wichtig für eine gut abgestimmte und patientenzentrierte Klientenversorgung. Auch zur gegenseitigen Unterstützung in fachlichen Fragen oder im Umgang mit herausfordernden Situationen sei der Austausch wichtig.

„Es braucht politische Entscheidungen“

Diese Punkte seien wichtig, um die Zukunft der Spitex zu gewährleisten. Gemäss Studie gibt es eine Verbindung zur Pflegeinitiative: Eine unterstützende Arbeitsumgebung sei zentral, um die Leute im Beruf zu halten. „Hier müssen wir ansetzen, damit auch in Zukunft genügend Spitexpersonal vorhanden ist“, sagt Zúñiga. Denn im Jahr 2020 haben 12 Prozent der Angestellten der teilnehmenden Spitex-Organisationen ihre Stelle gekündigt.
Mit den Ergebnissen der Studie will der Fachbereich Pflegewissenschaft eine Datengrundlage für dringend nötige politische Diskussionen liefern: auf eidgenössischer Ebene, um die Umstellung auf digitale Kommunikationslösungen voranzutreiben, und auch auf Kommunalebene, wo über den Bezahlschlüssel für die Spitex entschieden wird. Für Zúñiga ist klar: „Die Spitex ist systemrelevant. Wir müssen dafür sorgen, dass die Organisationen auch in Zukunft ihre wichtige Arbeit leisten können.“

>Nähere Infos zur Studie hier

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