10 Jahre MOMO Kinderpalliativzentrum: Multiprofessionelle Betreuung für Familien mit schwerstkranken Kindern in Wien

In zehn Jahren betreute das MOMO-Team rund um Dr.in Martina Kronberger-Vollnhofer mehr als 450 Kinder und ihre Familien. Der MOMO ZeitRaum – ein neues tagesstationäres Angebot – soll in Zukunft noch mehr Hilfe möglich machen, berichtet Mira Mayr in diesem Gastbeitrag.

Im März 2013 gründeten Caritas, CS Caritas Socialis und die Mobile Kinderkrankenpflege MOKI-Wien das mobile Kinderhospiz und Kinderpalliativteam MOMO. Dr.in Martina Kronberger-Vollnhofer (re.), die schon während ihrer 20-jährigen Tätigkeit als Kinderfachärztin und Palliativmedizinerin oft den Wunsch schwerstkranker Kinder nach einer Betreuung zu Hause wahrgenommen hatte, übernahm die Leitung und begann mit einer Mitarbeiterin, das Team und die mobilen Leistungen Schritt für Schritt aufzubauen.

„Mangels anderer Angebote war der Bedarf nach mobiler Kinderhospizbetreuung in Wien vor 10 Jahren enorm“, erinnert sich Kronberger-Vollnhofer. „Mir hat es von Anfang an viel Freude bereitet, ein multidisziplinäres Team aufzubauen, das auf diesen Bedarf reagieren und den betroffenen Familien wertvolle gemeinsame Zeit zu Hause ermöglichen kann. Heute sind wir 23 hauptamtliche Mitarbeitende und rund 50 ehrenamtliche Hospizbegleiter*innen und können so aktuell über hundert Familien individuell und bedürfnisgerecht begleiten.“

In Summe begleitete MOMO in den vergangenen zehn Jahren über 450 Kinder und ihre Familien. Das wachsende multiprofessionelle Team bestehend aus Ärzt:innen, Pfleger:innen, Sozialarbeiter:innen, Physio-, Psycho- und Musiktherapeut:innen leistete 43.958 Einsatzstunden bei mehr als 38.347 Hausbesuchen und telefonischen Beratungen. Auch das ehrenamtliche Hospizteam sorgte mit über 24.800 Stunden für enorme Entlastung in den Familien.

Seit zehn Jahren ist MOMO auf Wunsch der Eltern ab der Diagnose der lebensbedrohlichen oder lebensverkürzenden Erkrankung eines Kindes, und über den Tod hinaus, für die ganze Familie da – im Lachen und im Weinen. Den 10. Geburtstag nimmt das Team rund um Leiterin Dr.in Martina Kronberger-Vollnhofer zum Anlass um den Ausbau der Leistungen bekannt zu geben.

MOMO ZeitRaum als Ergänzung zum bestehenden mobilen Angebot

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Martina Kronberger-Vollnhofer (li.) und DSAin Irmgard Hajszan-Libiseller, Leiterin vom psychosozialen Team MOMO, im entstehenden ZeitRaum.

 

Das derzeit rein mobile Angebot wird noch heuer um ein tagesstationäres Angebot – den MOMO ZeitRaum  (Bild) – erweitert. „Wir leisten oft hochkomplexe Pflege- und Versorgungstätigkeiten und geraten damit in den Privathaushalten der Familien immer wieder an unsere Grenzen. Oftmals sind die Wohnverhältnisse sehr beengt, die Sanitärräume klein und ohne Badewanne. Auch den Wunsch nach mehr Vernetzung und Gruppenangeboten nehmen wir in den Familien schon seit längerem wahr“, beschreibt Kronberger-Vollnhofer die Gründe für die Erweiterung. „Glücklicherweise haben wir ganz in der Nähe unseres Büros in Wien Währing ein leerstehendes ehemaliges Ambulatorium gefunden, das gerade zum MOMO ZeitRaum umgebaut wird. Aktuell rechnen wir mit einer Eröffnung im Spätsommer.“

Entlastung für Familien, Krankenhäuser und Ambulanzen

Im MOMO ZeitRaum werden vielfältige Leistungen und Angebote möglich – für erkrankte Kinder, gesunde Geschwisterkinder, Eltern und betreuende Angehörige. Damit soll auch eine Lücke zwischen bestehenden mobilen Angeboten und stationärer Versorgung im Krankenhaus geschlossen und somit auch Krankenhäuser und Ambulanzen entlastet werden.

Fehlt es in der häuslichen Umgebung an Raum, können hochkomplexe Pflege-, Therapie- und Versorgungsbedürfnisse auch im MOMO ZeitRaum stattfinden. Neben medizinisch/pflegerischen Angeboten, entsteht ein Raum für Beratung, Geschwistergruppen und Trauergruppen ebenso wie für unbeschwertes Zusammenkommen, Feste und Vernetzung. Fehlt es an Zeit, wissen Eltern ihre erkrankten Kinder und Jugendlichen in den besten Händen im MOMO ZeitRaum, während sie selbst für ein paar Stunden Entlastung finden können.

Dass der Wunsch nach einem solchen Ort in den Familien groß ist, bestätigt auch Frau Garber, Mutter der zweijährigen lebensverkürzt erkrankten Hannah: „MOMO begleitet uns seit über zwei Jahren mit regelmäßigen Hausbesuchen und unterstützt uns oft auch telefonisch, bei akuten Krisen, Fragen oder Unsicherheiten. Das ist für meinen Mann und mich sehr wertvoll, weil wir wissen, dass MOMO immer für uns da ist, um die Belastung und die Sorgen mit uns auszuhalten. Durch die Betreuung unserer Tochter bleibt wenig Zeit für soziale Kontakte. Wir freuen uns deshalb schon sehr auf den MOMO ZeitRaum, damit wir uns dort auch mit anderen Eltern austauschen können.“

Gesamtes Angebot bleibt für Familien kostenlos

Martina Kronberger-Vollnhofer tritt mit ihrem Team immer wieder vehement dafür ein, dass eine flächendeckende Hospiz- und Palliativversorgung für Kinder und Jugendliche in Österreich geschaffen werden muss, die auch entsprechender öffentliche Finanzierung bedarf. Mit dem Hospiz- und Palliativfondsgesetzt, das 2022 in Kraft getreten ist, ist das zumindest auf dem Papier gelungen.

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Martina Kronberger-Vollnhofer bei einem Hausbesuch

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Aktuell erhält das MOMO Kinderpalliativzentrum Förderungen der Stadt Wien, die in etwa 25 Prozent des mobilen Angebots decken. Die restlichen 75 Prozent sowie der gesamte finanzielle Aufwand rund um den MOMO ZeitRaum wird aus Spendengeldern finanziert. Obwohl die öffentliche Finanzierung unzureichend ist, bleibt das gesamte Angebot von MOMO für die Familien kostenlos.

MOMO-Spendenkonto – IBAN: AT57 2011 1822 1426 4500   +++   Erste Bank

Fotos: Inge Prader (1), Stefanie Steindl (1), Lissy Bozovic (1)

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