Hessen: Erster Pflegebericht – zunehmender Bedarf vor allem im ambulanten Bereich

Das Sozialministerium hat den ersten Hessischen Pflegebericht veröffentlicht. Die daraus abgeleiteten Empfehlungen bilden die Basis für den Landesförderplan Pflege der Landesregierung.

Foto: © Sozialministerium

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„Der Landesförderplan Pflege mit passgenauen Maßnahmen ist Voraussetzung für eine flächendeckende und bedarfsgerechte Versorgungsstruktur“, sagte Sozialminister Kai Klose (Grüne, Bild) bei der Präsentation in Wiesbaden. Der Bericht prognostiziere für Hessen bis 2030 eine Zunahme pflegebedürftiger Menschen um +11,7 Prozent. Da der weitaus größte Teil zuhause versorgt werde, treffe der zunehmende Bedarf besonders den Bereich der ambulanten Pflege: Hier wird sich laut Minister Klose im Landesdurchschnitt ein Mehrbedarf von +14,4 Prozent ergeben.

Der Bericht betrachtet acht Versorgungsbereiche, die insbesondere ältere und pflegebedürftige Menschen betreffen: ambulante Pflege, Kurzzeitpflege, Tagespflege, vollstationäre Pflege, Betreuungs- und Entlastungsangebote, betreutes Wohnen, Wohngemeinschaften sowie die Palliativversorgung.

Laut Pflegestatistik wurden im Dezember 2019 insgesamt 67.906 Pflegebedürftige in Hessen von ambulanten Pflegediensten versorgt. Im Jahr 2030 werden es laut der Prognose mehr als 77.000 sein. Für die vollstationäre Pflege erwartet das Sozialministerium ebenfalls einen Zuwachsauf knapp 63.000 Personen (+14,2 %). Bei großen regionalen Unterschieden fällt die Zunahme im Rhein-Main-Gebiet (Frankfurt +18,4% und Offenbach +16,8%) am höchsten aus.

20.000 zusätzliche Pflegekräfte bis 2030 erforderlich

Angesichts dessen, dass die vorhandenen Pflegeheimplätze derzeit nicht überall im Land voll belegt seien, gebe es sogar Regionen, in denen künftig weniger Heimplätze benötigt werdals heute angeboten würden, heißt es in dem Bericht.

Dass die vorhandenen Betten nicht überall belegt sind, liegt allerdings auch am Personalmangel. Bis 2040 werden dem Hessischen Pflegemonitor zufolge rund 84 Prozent der Krankenpfleger*innen in Rente gehen, rund 70 Prozent der Fachkräfte in der Altenpflege – gemessen am Stand der Beschäftigten im Jahr 2019. Demnach werden bis 2030 rund 20.000 zusätzliche Altenpfleger*innen benötigt.

Empfehlungen für die Landespolitik

Zu den Handlungsempfehlungen des ersten, von der Uni Frankfurt erstellten Pflegeberichts 2023 gehören folglich u.a. der Ausbau der ambulanten und vollstationären Pflege, alternativer Wohnformen und bezahlbarer Angebote im Betreuten Wohnen. Auch für die häusliche Pflege durch Angehörige soll es mehr Betreuungs- und Entlastungsangebote geben. Auch sollten mehr ambulant betreute Wohngemeinschaften geschaffen und deren Bekanntheitsgrad gesteigert werden, empfehlen die Studienautoren.

>“Hessischer Pflegebericht 2023″ (pdf, 194 Seiten)

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