DE: Pflegebevollmächtigte fordert „Entbürokratisierung und Effizienzsteigerung in der ambulanten Pflege – jetzt!“

In einem heute, 27. November  veröffentlichten Papier legt Altenpflegerin Claudia Moll (Bild), die Pflegebevollmächtigte der deutschen Bundesregierung, 12 konkrete Vorschläge zur „Entbürokratisierung und Effizienzsteigerung  in der ambulanten Pflege – jetzt!“ vor.

Neben der Entlastung pflegender Angehöriger steht insbesondere der effizientere  Ressourceneinsatz im Fokus. Claudia Moll: „Es geht nicht immer darum, das Rad neu zu erfinden, sondern unsinnige Dinge abzustellen. Es ist doch Wahnsinn, wenn beispielsweise fünf verschiedene Pflegedienste das gleiche Wohnhaus anfahren. Da brauchen wir bessere Anreize, dass sich Pflegedienste auf bestimmte Gebiete fokussieren und Menschen mit Pflegebedarf auch diesen Dienst beauftragen.“ Anderseits gebe es Straßen, die gar nicht angefahren werden – nur weil es dort keine freien Parkplätze gebe. Moll: „Das sind doch Dinge, die man sofort abstellen kann.“

Kooperationen sparen Kosten und erhöhen die Effizienz

Zusätzlich zu kurzfristig realisierbaren Maßnahmen macht die Pflegebevollmächtigte auch Vorschläge zur effizienteren Versorgungsplanung. Claudia Moll: „Ich höre immer wieder, dass Pflegedienste vor dem Problem stehen, wegen einzelner Behandlungspflege-Patienten entweder eine zusätzliche Fachkraft-Tour zu planen oder ihre Fachkraft auch Grundpflege-Klienten aufsuchen zu lassen und Hilfstätigkeiten durchführen. Beides wäre in vielen Fällen ineffizient. Vielleicht gibt es aber einen anderen Dienst, der ohnehin in der Nähe ist, mit dem die Versorgung geteilt werden könnte. Hier brauchen wir ganz neue Möglichkeiten pflegedienstübergreifender Kooperationen, um Fahrzeiten zu reduzieren und Touren effizienter zu machen.

Und wir müssen von dieser Idee wegkommen, dass die Fachkraft, einfach weil sie so umfassend qualifiziert ist, am besten auch alles selber macht. Assistenz- und Hilfskräfte sind tolle und für bestimmte Bereiche ebenfalls gut qualifizierte Pflegekräfte. Die müssen wir viel mehr wertschätzen und besser einsetzen.“

Einen weiteren Schwerpunkt zur Effizienzsteigerung sieht die Pflegebevollmächtigte in der kompetenzorientierten Arbeitsteilung und der Reduzierung des Arztvorbehalts. Claudia Moll: „Aus eigener Erfahrung weiß ich, wieviel Zeit es kostet, dem Arzt hinterher zu telefonieren, selbst wenn man nur mal eine Paracetamol geben will. Ich freue mich, dass der Bundesgesundheitsminister nun bald Vorschläge zur Stärkung der Kompetenzen von Pflegefachkräften machen wird.“

Moll: „Wir werden nie wieder so viele Pflegekräfte haben…“

Mit ihren weiteren Vorschlägen liefert die Pflegebevollmächtigte Denkanstöße, wie beispielsweise die Chancen der Digitalisierung besser genutzt, unterversorgte Gebiete identifiziert und besser versorgt oder die Verbraucherrechte mit einer Genehmigungsfiktion nach drei Wochen gestärkt werden können. Claudia Moll: „Wir werden nie wieder so viele Pflegekräfte haben, wohl kaum mehr Geld, aber sicher mehr Menschen mit Pflegebedarf. Darauf müssen wir uns sofort vorbereiten – Zeit ist dabei der kritische Faktor.“

Alle Vorschläge zur Entbürokratisierung und Effizienzsteigerung in der ambulanten Pflege finden Sie im beigefügten Diskussionspapier.

>zum Papier der Pflegebevollmächtigten vom 27.11.2023

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