Die österreichische Pflegewissenschafterin Dr. Sabine Pleschberger (Bild) tritt mit 1. Dezember 2023 die neu geschaffene Stiftungsprofessur an der MedUni Wien an.
Ziele der Stiftungsprofessur, die vom Verein „PflegerIn mit Herz“ für vorerst drei Jahre mit 1,5 Mio. Euro gefördert wird, sind Forschung und Lehre im Bereich der Pflege sowie die Umsetzung innovativer Lösungen, um dem Pflegenotstand entgegenzuwirken.
„Mit der Stiftungsprofessur für Pflegewissenschaft verankern wir in den kommenden Jahren ein höchst relevantes Thema an der MedUni Wien. Wir freuen uns über diese Gelegenheit, mit der Berufung von Sabine Pleschberger unserem gesellschaftlichen Auftrag einmal mehr nachzukommen“, sagt Rektor Markus Müller. „Die MedUni Wien ist sich der Herausforderungen im Gesundheitssystem der gegenwärtigen und zukünftigen Zeiten voll und ganz bewusst. Dabei werden nicht nur die spezifischen Fachbereiche, sondern auch disziplinübergreifende Themen von hoher gesellschaftlicher Bedeutung, wie die Pflegewissenschaft, mit größter Sorgfalt berücksichtigt.“
Im Rahmen der Stiftungsprofessur für Pflegewissenschaft am Zentrum für Public Health wird sich Sabine Pleschberger in der Forschung Fragen der Sicherstellung der Pflege in einer alternden Gesellschaft widmen. Darin u.a. dem Zueinander von formeller Pflege, Betreuung und informeller Unterstützung. „Dreh- und Angelpunkt meines wissenschaftlichen Interesses seit nunmehr 25 Jahren ist die Frage, wie eine qualitätsvolle pflegerische Versorgung in einer alternden Gesellschaft bis zum Lebensende sichergestellt werden kann“, erklärt Sabine Pleschberger, „letztlich geht es um die große Frage, wie wir in Gesellschaft alt werden und bis zuletzt gut leben können. Hierfür humane Lösungen zu suchen und zu entwickeln ist auch eine wichtige Aufgabe der Pflegewissenschaft, und der möchte ich mich im Rahmen der Stiftungsprofessur gerne widmen.“
Ausgehend von Fragen der Versorgung am Lebensende – Stichwort Hospizbewegung und Palliative Care – beschäftigt sich Pleschberger mit innovativen Konzepten/Modellen zur Bewältigung von Care-Aufgaben im weitesten Sinn. „Es gibt hier ein enormes Potenzial, eine Hilfe- und Pflegebereitschaft in der Bevölkerung, die mitbedacht werden muss, wenn wir uns diesen Fragen widmen. Aber keiner und keine kann und will ‚alles‘ übernehmen“, erklärt sie, „deshalb müssen wir zukünftig in Netzwerken denken, wenn wir die Aufgaben der Sorge, Betreuung und Pflege in der Gesellschaft bewältigen wollen.“
Die Pflegewissenschaft habe hier auch die Aufgabe, die Perspektive der betroffenen Menschen zu erfassen, und ausgehend davon die Versorgung zu gestalten und Angebote zu entwickeln. Damit solche Sorgenetzwerke funktionieren, braucht es die professionelle Pflege. Bei ihr können die vielen Fäden aus informeller Unterstützung und formaler Hilfen zusammenlaufen und vernetzt werden („community nursing“).
Auch vor diesem Hintergrund hat sich Sabine Pleschbergers Forschung in der jüngeren Vergangenheit verstärkt der beruflichen Pflege gewidmet. Es ist ein dynamisches Feld in Österreich, da durch die Gesetzesnovellen der letzten Jahre nicht nur neue Berufe, sondern auch neue Zugangswege geschaffen wurden. Dazu gehört die akademische Ausbildung zum gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege. „Die Zusammenarbeit der Berufsgruppen – innerhalb der Pflege aber auch im Reigen der anderen Gesundheitsberufe – stellt einen weiteren Schwerpunkt meiner Forschungsarbeit im Rahmen der Stiftungsprofessur dar. Es hat sich gezeigt, dass sie wesentlich dazu beiträgt, dass Pflegepersonen in ihrem Arbeitsfeld bleiben. Attraktivität und Zufriedenheit im Beruf sind Schlüsselthemen, wenn es darum geht, dass die gut ausgebildeten und erfahrenen Pflegenden im Beruf verbleiben und sich engagiert einbringen. Dies muss der Kernbestandteil jeder Strategie gegen Personalnotstand sein“, so Pleschberger.
Zur Person
Sabine Pleschberger ist DGKP, Sozial-, Pflege und Gesundheitswissenschafterin und hat sich im Jahr 2011 an der Universität Klagenfurt in Pflegewissenschaft und Palliative Care habilitiert. Seit vielen Jahren arbeitet sie in Forschung und Lehre im universitären sowie außeruniversitären Bereich zu folgenden thematischen Schwerpunkten: Care for Older People, Erfassen der Nutzer:innenperspektive im Gesundheitswesen und damit verbundene methodische Herausforderungen, Hospizarbeit und Palliative Care, Berufsentwicklung in der Pflege sowie ethischen Fragen zu o.g. Themen. Zuletzt war sie Senior Health Expert an der Gesundheit Österreich GmbH und Gastprofessorin am Institut für Pflegewissenschaft der Universität Wien.
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