Niedersachsen: DRK-Kreisverband „zieht Notbremse“ und kündigt 108 Pflegekunden

Der DRK-Kreisverband Weserbergland hat nach eignen Angaben „die Notbremse gezogen, um überlastete Mitarbeitende und Pflegebedürftige gleichermaßen zu schützen“.

„Die Kündigungen erfolgten ausschließlich aufgrund von akutem Personalmangel. Der DRK-Kreisverband hat für Salzhemmendorf und Bad Münder aufgrund von Krankmeldungen und Kündigungen nicht genug Leitungs- und Pflegepersonal für die weitere Sicherstellung der ambulanten Pflege in der gewohnten DRK-Qualität. Eine Delegation von Personal aus anderen Bereichen war aufgrund der engen Personaldecke nicht möglich. Ebenfalls stand kein Personal über externe Personaldienstleister zur Verfügung”. heißt es in einer Stellungnahme des DRK-Kreisverbands Weserbergland (Niedersachsen).

Foto: DRK Weserbergland

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“Leider konnten auch durch verstärkte Personalakquise mit Anzeigen, Plakaten, Gebäudebannern, Buswerbung, Social Media und Werbefilmen nicht im notwendigen Maße zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Pflege gewonnen werden”, heißt es dor weiter. Die Konsequenz aus diesem Dilemma sei: „Wir werden künftig die Kundenanzahl stärker den Personalressourcen anpassen.“

Wirtschaftliche Gründe seien nicht ausschlagegend gewesen: “Der DRK-Kreisverband Weserbergland e.V. befindet sich insgesamt in einer gesicherten wirtschaftlichen Situation und verfügt über ausreichend eigene Liquidität.”

Ursachen für die Notlage der gesamten Branche sind aus Sicht des Kreisverbandes die finanziellen Rahmenbedingungen und der Pflegenotstand. “Die Kosten sind durch Inflation und Tarifentwicklungen immens angestiegen. Die Refinanzierung durch die Pflegekassen hat nicht Schritt gehalten. In der ambulanten Pflege wurden trägerübergreifend über Jahre hinweg erhebliche Verluste erwirtschaftet, die aufgrund des Wirtschaftlichkeitsgebotes und beim DRK auch aufgrund der Gemeinnützigkeit durch andere Aufgabenfelder nicht dauerhaft aufgefangen werden dürfen.

Um unter diesen Rahmenbedingungen Pflegedienstleistungen weiterhin anbieten zu können, hat der DRK Weserbergland verschiedene Konsolidierungsmaßnahmen entwickelt. Neben der Neuverhandlung von Pflegesätzen, steht eine Optimierung unserer Organisationsstruktur und Tourenplanung im Mittelpunkt unserer derzeitigen Bemühungen.”

Zum 1. Oktober 2023 wurden die DRK-Pflegedienste Hessisch Oldendorf und Bad Münder zum Pflegedienst Hessisch Oldendorf-Süntel und die Pflegedienste Hameln und Coppenbrügge / Salzhemmendorf zum Pflegedienst Hameln-Ith zusammengelegt. “Es ist unser erklärtes Ziel in diesen Bereichen wieder Pflegedienstleistungen anzubieten, sobald die personelle Situation dies wieder stabil ermöglicht”, so der Kreisverband.

> zur Stellungnahme des DRK-Kreisverbands Weserbergland

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