Pflegepersonalmangel: Pflegende Angehörige müssen Arbeit in anderen Branchen reduzieren

„Die fehlende pflegerische Versorgung in Deutschland ist bereits ein Treiber des Personalmangels in anderen Branchen geworden“, warnt bpa-Präsident Bernd Meurer (Bild).

Schon jede vierte Teilzeitkraft habe aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes (DeStatis) zufolge den beruflichen Arbeitsumfang reduziert, um Angehörige zu betreuen – viele davon leisten eine wichtige Arbeit in der Versorgung von pflegebedürftigen Menschen, so der bpa in einer Aussendung.

Immer weniger verfügbare Heimplätze – auch Tagespflege rückläufig

Und diese Entwicklung werde sich laut bpa bedrohlich verschärfen: Von bundesweit 880.000 vollstationären Pflegeplätzen können aufgrund des Personalmangels nicht einmal mehr 90 Prozent belegt werden und die Kassen selbst sprechen von einem Rückgang der Kapazitäten in Pflegeheimen um 18.000 Plätze.

Gleichzeitig verschwinden tausende Tagespflegeplätze, die eine wichtige Unterstützung und Entlastung der pflegenden Angehörigen darstellen. Präsident Meurer: „Das ist eine nie dagewesene Trendumkehr hin zu einem Rückbau der Pflegeinfrastruktur in Deutschland, während die Zahl der Pflegebedürftigen und damit der Bedarf weiter massiv wächst.“

Fazit des Verbandes: Wenn Arbeitsminister Hubertus Heil eine Lösung für den Fachkräftemangel in Deutschland suche, sollte er sich an seinen Kollegen Gesundheitsminister Dr. Karl Lauterbach wenden – denn: „Eine Stärkung der pflegerischen Versorgung setzt sofort immense Kapazitäten bei den jetzt unfreiwillig gebundenen pflegenden Angehörigen für den gesamten Arbeitsmarkt frei.“

AGVP: „Deutschland-Karte Heimsterben“ zeigt alle Schließungen und Insolvenzen in der Pflege

Der Arbeitgeberverband Pflege (AGVP) hat jetzt eine „Deutschlandkarte Heimsterben“ (siehe Abb. und Vergrößerungs-Link) veröffentlicht. Sie dokumentiert mehr als 800 Angebotseinschränkungen, Insolvenzen und Schließungen in der Altenpflege. Berücksichtigt wurden auch ambulante und teilstationäre Angebote.

Screenshot: >AGVP

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Über 800 Pflegeheime und ambulante Dienste mussten 2023 Insolvenz anmelden oder schließen. Das zeigt die Deutschlandkarte Heimsterben. Und das Heimsterben geht weiter, egal ob familiengeführtes Pflegeheim, kirchliche Sozialstation oder leistungsstarkes Pflegeunternehmen. Das berichtet der AGVP. „Der pflegerischen Versorgung droht in diesem Jahr der Kollaps. Leidtragende sind die Pflegebedürftigen“, meint Thomas Greiner, Präsident des AGVP.

„Die Kassen erkennen Preissteigerungen für die Heime und Dienste nicht an, obwohl die Inflation für jeden spürbar ist. Sozialämter verschieben die Begleichung offener Rechnungen bei Pflegeeinrichtungen auf den Sankt Nimmerleinstag. Und die Politik schaut ungerührt zu, wie eine Pflegeeinrichtung nach der anderen den Bach runter geht und damit die Versorgungssicherheit“, so Greiner weiter.

>Hier geht es zur „Deutschlandkarte – Heimsterben“

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