Edgar Reisch war 21 Jahre Pflegedirektor am Universitätsklinikum Heidelberg. Nun wurde er von mehr als 300 Gästen mit standing ovations in den Ruhestand verabschiedet.
Ministerialdirigent Clemens Benz würdigte die herausragende Leistung des Pflegedirektors: „Unser herzlicher Dank gebührt Edgar Reisch, der über 21 Jahre lang eine Konstante im Vorstand des Universitätsklinikums Heidelberg war. Sein Amt hat er mit großem Engagement und Leidenschaft ausgefüllt. Die Pflege ist die größte Berufsgruppe und bildet das Fundament der universitären Spitzenmedizin. Trotz Pflegemangels in Deutschland ist es Edgar Reisch gelungen, mit innovativen Ansätzen neue Pflegekräfte zu werben und zugleich attraktive Perspektiven für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schaffen.“
So hat Reisch die Beschäftigtenzahl in der Pflege im Laufe seiner Amtszeit um 850 Vollkräfte erhöht. Unter anderem mit drei großen Pflegekampagnen sowie dem Projekt Heidelberger Expertise Pflege, insbesondere dessen hausinternen Weiterbildungsmöglichkeiten und die Führungskräfteentwicklung, gelang es ihm, die Sichtbarkeit der Pflege auszubauen. Zugleich schuf Reisch attraktive Arbeitsbedingungen und -möglichkeiten, indem er die akademische Pflege am UKHD etabliert, den Heidelberger Pflegepreis einführte, den Tag der Pflegenden feierte und mit dem Heidelberger Weg die Pflegekräfte durch Servicemitarbeitende entlastet hat.
Interprofessionelle Zusammenarbeit gefördert
„Edgar Reisch lag die interprofessionelle Zusammenarbeit sehr am Herzen. Die Ausbildungsstation HIPSTA, auf der Auszubildende der Pflege mit angehenden Medizinerinnen und Medizinern zusammenarbeiten und lernen, war die erste ihrer Art in Deutschland und hat sich inzwischen zum Exportschlager entwickelt“, sagte Professor Ingo Autenrieth, Leitender Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKHD. Mit dem Blick für das Große und Ganze und seiner Bereitschaft neue Wege zu beschreiten, habe Edgar Reisch entscheidende Impulse zur Weiterentwicklung des Pflegeberufs gesetzt. „Auch darüber hinaus hat Edgar Reisch im Klinikumsvorstand die Geschicke des Universitätsklinikums Heidelberg geprägt. So hat er zusammen mit Prof. Heeg ehem. Ärztlicher Direktor der Abteilung für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene mit der Corona Task Force exzellentes Krisenmanagement betrieben, das weit über den Campus hinauswirkte.“
„Wir danken Edgar Reisch für seine weitsichtige Arbeit. Von seiner Leitung profitierten neben der Pflege viele weitere Berufsgruppen in der Akademie für Gesundheitsberufe und der Klinik Service GmbH“, sagte Katrin Erk, Kaufmännische Direktorin und Stellvertretende Vorstandsvorsitzende des UKHD. Seit der Gründung der Akademie für Gesundheitsberufe im Jahr 2006 sei die Zahl der Ausbildungsplätze ausgebaut und zugleich das Angebot von Aus- und Weiterbildungen für die Fachkräfte erweitert worden. „Dieser kontinuierliche Ausbau war ein wichtiger Schritt, um dem Fachkräftemangel aktiv entgegen zu wirken und die Leistungsfähigkeit des Universitätsklinikums auf das heutige Niveau zu heben.“
„Das höchste Gut sind unsere hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, beschrieb Edgar Reisch bei seiner abschließenden Rede das Motto seiner Amtszeit. Mit ihrem Ideenreichtum direkt aus der Praxis des Pflegealltags hätten sie entscheidend dazu beigetragen, den ausgezeichneten Ruf des Universitätsklinikums auszubauen. „Mir war es wichtig, dass engagierte Kolleginnen und Kollegen Raum bekommen, ihre Ideen in der Praxis zu erproben.“ Flache Hierarchien in der Pflege, aber auch etwa die von der Pflege geleitete Station „Innovationsraum Pflege“ hätten dazu die besten Bedingungen geschaffen.
Von Augsburg über Stuttgart nach Heidelberg: 50 Jahre Engagement für die Krankenpflege
Reisch blickt auf 50 Jahre in der Krankenpflege zurück: Nach seiner Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger am Zentralklinikum Augsburg, übernahm Edgar Reisch bald eine Stationsleitung im selben Haus, wurde 1998 stellv. Pflegedirektor am Klinikum Garmisch-Patenkirchen und wurde 1990 Pflegedirektor im Klinikum Landsberg am Lech. 1997 wechselte er ans Robert-Bosch Krankenhaus Stuttgart, an dem er sechs Jahre lang Pflegedirektor und Mitglied des Direktoriums war, bevor er 2003 nach Heidelberg kam.
Seiner Amtsnachfolgerin Yvonne Dintelmann (52, im Bild li.) – vormals Uniklinikum Mannheim – wünschte Reisch allzeit gutes Gelingen. Für die dafür wichtige Mobilität übergab der scheidende Pflegedirektor ihr sein Heidelberger Fahrrad, mit dem er in all den Jahren unzählige Kilometer auf dem Medizin-Campus und darüber hinaus zurückgelegt hat (Fotos: UKHD).